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Mutter der Monster

Mutter der Monster

Titel: Mutter der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron Dokey
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besuchen. Sie war tot; sie war fort. Um Buffy aufzuheitern, hatte ihr Vater sie zum ersten Mal mit zum Schlittschuhlaufen genommen.
    Unter das Geburtstagsfoto klebte Joyce eine Aufnahme, die ein paar Monate später entstanden war. Buffy hielt ihr erstes Paar Schlittschuhe in den Händen. Ihre Augen waren noch immer von dunklen Ringen umschattet, aber diesmal lächelte sie.
    Joyce strich das Foto glatt und schlug das Album zu.
    Plötzlich glitzerten Tränen in ihren Augen.

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    Wie hatte es bloß dazu kommen können?, fragte sie sich.
    Wieso war ihre Tochter nur so schnell groß geworden? Zu etwas herangewachsen, das keiner von ihnen geahnt, geschweige denn gewollt hatte. Joyce wusste, dass das, was Buffy war, was sie tat, von ungeheurer Wichtigkeit war. Etwas, das außer ihr niemand tun konnte.
    Aber selbst die Wahl zu treffen, war etwas anderes, als auserwählt zu werden.
    Nun, Buffy war es nicht vergönnt gewesen, ihre eigene Wahl zu treffen. Sie war die Auserwählte, die Jägerin. Alles andere war zweitrangig. Und die Tatsache, dass ihre Mutter in manchen Momenten um all die Dinge trauerte, die Buffy nie sein konnte, änderte nichts daran. Was Joyce wollte, wofür sich Buffy vielleicht entschieden hätte, war nicht länger von Bedeutung.
    Abrupt schob Joyce das Fotoalbum von ihrem Schoß und ging in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank. Sie hatte es sich schon gedacht. Buffy hatte das Eis aufgegessen und ihr nichts davon gesagt. Wenn Joyce Eis haben wollte, musste sie in den Laden gehen.
    Ganz plötzlich hatte sie Appetit auf etwas Süßes. Etwas Kaltes. Irgendetwas, das diesen heißen, trockenen Schmerz aus ihrer Kehle vertreiben konnte. Sie liebte ihre Tochter. Sie bemühte sich, das zu akzeptieren, was sie war. Aber es gab Zeiten, stille Nächte wie diese, in denen es ihr sehr, sehr schwer fiel.
    Joyce kehrte entschlossen ins Wohnzimmer zurück, streifte ihre Hausschuhe ab und schlüpfte in ihre Straßenschuhe. Sie würde nicht zu Hause herumsitzen und über Dinge brüten, die sie nicht ändern oder verhindern konnte. Sie war aus härterem Holz geschnitzt, genau wie ihre Tochter.
    Außerdem wollte sie Buffy mit dem Fotoalbum eine Freude machen, nicht wahr? Natürlich wollte sie das.

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    Aber dann, mit einer Hand an der Türklinke, blieb Joyce Summers, die Mutter der Jägerin, stehen. Und gab das Stoßgebet von sich, das abertausend Mütter in abertausend Nächten in jeder nur vorstellbaren Sprache von sich gegeben hatten. Wenn auch keine mit solchem Nachdruck, mit solcher Berechtigung wie Joyce.
    Bitte, dachte sie. Lass meinem Kind nichts zustoßen.
    Was immer Buffy gerade machte. Wo immer sie auch war.

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    6
    »Irgendwelche Vorschläge?«, fragte Buffy.
    »Tut mir Leid«, sagte Angel. »Die sind mir gerade ausgegangen.«
    »Wir könnten eine Münze werfen«, meinte Buffy. »Bei Kopf kämpfen wir. Bei Zahl kämpfen wir.«
    »Okay, wir kämpfen.«
    »Ich wusste, dass du das sagen würdest.«
    Die Vampirmutter hob ihre Arme, entblößte ein paar Zentimeter ihres weißen, spitzenbesetzten Slips und ein Stück ihrer Strumpfhose. Buffy konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
    Sie hatte früher schon mit Dingen zu tun gehabt, die ihr den Magen umdrehten, aber sie hatte sich nie vorstellen können, dass auch die Mom von jemand dazu gehören würde. Und vor allem keine Mom, die ein in der Dunkelheit leuchtendes türkisblaues, mit Margeriten von Tellergröße gemustertes Kleid trug. Und die sich mit Rheinkieseln schmückte.
    Sie nahm an, dass es stimmte, was man sagte. Wer auch immer »man« war. Es gab für alles ein erstes Mal.
    Buffy und Angel standen Seite an Seite mit dem Rücken zur Hintertür des Bronze. Buffy spürte, wie das Adrenalin durch ihre Adern schoss.
    »Diesmal zähle ich.«
    Aber bevor sie auch nur anfangen konnte, warf die Vampirmutter ihren Kopf zurück und gab ein weiteres ohrenbetäubendes, an- und abschwellendes Heulen von sich.
    Sie griff in ihr Haar und löste es, sodass es als verfilzte, struppige Masse um ihre Schultern wogte. Sie zerkratzte sich mit den Fingernägeln die Wangen. Zerriss ihre Kleidung.
    Dann, Schritt für Schritt, näherte sie sich Buffy und Angel.
    Augenblicklich, wie auf ein lautloses Signal hin, wichen die 73

    beiden auseinander. Es war schwerer, zwei bewegliche Ziele zu bekämpfen als eins. Buffy musste nicht einmal die Jägerin sein, um das zu wissen.
    Die Vampirmutter gab ein kehliges Lachen von sich.
    »Ihr denkt, dass ich gegen euch kämpfen werde,

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