Mutter der Monster
Buffy. »Habe ich in dieser Sache nichts zu sagen?«
»Denk doch mal nach«, entgegnete Nemesis. »Du bist es, die geprüft wird.«
»Denk selber nach«, fauchte Buffy. »Ich werde mich nicht deiner blöden Prüfung unterziehen.«
»Irgendwie wusste ich, dass du so reagieren würdest«, antwortete Nemesis. »Habe ich schon erwähnt, dass unser Prüfungsangebot einen speziellen Anreiz hat? Erlaube mir, ihn dir vorzuführen.«
Sie klatschte erneut in die Hände. Es gab einen Blitz aus heißem, roten Licht, so grell, dass Buffy die Hände hob, um ihre Augen zu schützen.
Als sie wieder klar sehen konnte, stand Joyce in der Gasse.
»Mom?«
Joyce Summers sah verwirrt aus, desorientiert. Was auch kein Wunder war. Sie trug dieselbe Jogginghose, die sie angehabt hatte, als Buffy sie früher am Abend verlassen hatte.
Zu Hause. Wo sie sicher war.
Oder auch nicht.
Joyce blinzelte, als könnte sie ihre Umgebung nicht deutlich erkennen. Sie hatte ihre Handtasche dabei, stellte Buffy fest.
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Als hätte sie sich entschlossen, einen nächtlichen Einkauf zu tätigen.
Wahrscheinlich wollte sie Eis holen, dachte Buffy schuldbewusst. Sie hatte das letzte Eis gegessen und nicht daran gedacht, es auf die Einkaufsliste zu setzen.
Dann bemerkte sie, dass ihre Mutter ihre Handtasche an die Brust drückte, als wäre sie eine Rettungsweste.
Buffy spürte, wie etwas in ihr hochstieg. Im Doppelpack.
Wut und Entsetzen. Sie kämpfte um ihre Selbstbeherrschung.
Wenn es eine Situation gab, in der sie einen kühlen Kopf bewahren musste, dann diese.
Die Mächte der Finsternis haben meine Mom entführt.
»Buffy, Schätzchen, bist du das?«, fragte Joyce mit einem kaum merklichen Beben in der Stimme, als sie in die Richtung starrte, aus der Buffys Stimme drang. »Liebling, was geht hier vor?«
»Ich denke, du bist jetzt mit allem einverstanden, nicht wahr?«, sagte Nemesis. »Wir werden die Prüfung durchführen.«
»Warte!«, rief Buffy verzweifelt. »Wohin bringst du sie?
Was hast du mit meiner Mom gemacht?«
»Wenn du die Prüfung bestehst, wirst du es erfahren«, erklärte Nemesis. »Du hast eine Stunde, um dich vorzubereiten. Bring keine Waffen mit.«
Ihre roten Augen wanderten kurz zu Angel. »Komm allein.
Bestimme den Ort der Prüfung«, wies Nemesis die Vampirmutter an.
Die Vampirmutter trat vor und hielt Buffy eine ausgestreckte Hand hin. Darin lag eine kunstvoll verzierte Visitenkarte.
Buffy nahm die Karte. Las die Adresse.
»Zweitausend Elysian Fields Lane? Du machst wohl Witze.«
Die Vampirmutter grinste nur. »Unter den gegebenen Umständen erscheint die Adresse in einem etwas anderen Licht, nicht wahr? Sei pünktlich, Jägerin. Wenn du scheiterst, 80
was so gut wie fest steht, werde ich zur Stelle sein, um deine Überreste aufzusammeln.«
»Genug!«, donnerte Nemesis.
Sie klatschte zum vierten Mal in die Hände. Dichter roter Nebel verschluckte die Gasse. Als er sich verzog, waren Buffy und Angel allein.
»Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Angel sofort. »Wir sollten gehen.«
Buffy stand wie angewurzelt da. Angel trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Buffy?«
Als hätte seine Berührung einen Bann gebrochen, fuhr Buffy zusammen, um gleich darauf in Aktion zu treten.
»Du kannst nicht mitkommen, Angel«, sagte sie, als sie zum Ausgang der Gasse lief. »Du hast gehört, was dieses viergesichtige Ungetüm gesagt hat. Ich muss allein gehen.«
Angel rannte ihr hinterher und brachte Buffy zum Halt, indem er sie am Arm festhielt.
»Du kannst nicht dorthin gehen, solange wir nicht genau wissen, mit was du es zu tun hast«, sagte er eindringlich. »Wir sollten Giles suchen.«
Buffy schüttelte seine Hand ab und wünschte, sie könnte ebenso leicht den Drang abschütteln, zu schreien und zu weinen.
Die Mächte der Finsternis haben meine Mom entführt.
Und sie hatten kein Recht dazu, nicht das geringste. Aber natürlich hatte ein derart nebensächlicher Aspekt sie nicht davon abgehalten.
»Ich habe keine Zeit für Giles. Ich mag ja bei diesem dummen Spiel mitmachen müssen, aber ich sehe keinen Grund, mich an die Regeln anderer zu halten. Ich werde keine Stunde warten, Angel. Ich werde sofort dorthin gehen. Vielleicht kann ich sie so überrumpeln.«
Sie wollte nicht warten. Konnte nicht warten.
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Die Mächte der Finsternis haben meine Mom entführt.
Angel packte sie an den Schultern und schüttelte sie.
»Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte er. »Ich verstehe, dass du deine
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