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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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und Will hatten keinen Finger mehr krumm machen müssen. Taten sie auch nicht. Die Kinder waren entweder im Garten oder im Kinderzimmer und sie, Georgina, hatte den lieben langen Tag tun können, was sie wollte. Aber sie war sich vorgekommen, als hätte jemand ihre Familie zerstört. Dieser große, pulsierende, lebendige Organismus war einfach in sinnlose Einzelteile zerlegt worden, die verbindungslos nebeneinanderher existierten.
    »Holla, der Geschirrspüler ist absolutes Sperrgebiet, so viel ist mal klar.«
    »Ärmel hoch, Mädels! Clover? Lappen. Fang!«
    Also hatte sie Wie-hieß-sie-noch-gleich entlassen. Ja, seitdem war ihr alles über den Kopf gewachsen. Und manche fanden, sie vernachlässige ihre Hausfrauenpflichten. Sie gestand ja ein, dass es ein, zwei Dinge gab, die sie einfach nie schaffte. Aber die Kinder übernahmen kleinere Aufgaben. Deshalb waren sie jeden Abend zusammen, schon vor dem Essen, wenn einer die Kartoffeln schälte und die anderen den Tisch deckten. Und danach, wenn Will seinen iPod holte und sie beim Abwaschen herumtanzten. Diese anderthalb Stunden jeden Abend waren die Krönung ihres Familienalltags. Doch denen würde sie das nicht erzählen.
    Sie hörte, wie Clover sich aufmachte. »Ich muss mich heute um die Zwillinge kümmern. Sie bleiben bei uns, bis Dave sie abholt. Ich mache mich besser auf den Weg.«
    Dann fiel die Hintertür ins Schloss, Schritte entfernten sich. Joanna unterbrach die Stille. »Das Leben ist schon grausam, hm? Erst stirbt ihre liebe Mama an Krebs, und dann müssen die Kinder auch noch bei der alten Hexe zu Abend essen.«
    »Joanna! Wie kannst du so was sagen?«
    »Wieso? Ich sage doch bloß, was ihr alle denkt.«
    Georgina mobilisierte alle Kraft und öffnete ein Auge. Deborah stand an der Spüle wie Marie Antoinette im Petit Trianon, den grünen Topfschwamm wie einen Fächer in der Hand. »Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Was für ein Spaß!«
    Jemand drückte auf dem iPod herum, und das Lied von gestern Abend – » Dancing in the Moonlight « – lief an der Stelle weiter, wo Georgina es ausgemacht hatte. Rachel schwang die Hüften und den Risottotopf im Takt. Die hatte es richtig drauf, diese Rachel. Joanna wackelte wie wild mit dem Kopf. Heather – was machte Heather denn da? Sah aus wie erste Ballettübungen. Deborahs pralles Hinterteil schaukelte beim Abwaschen hin und her. Colette – na, so eine Überraschung! – machte sich klammheimlich durch die Hintertür davon.
    Georgina hatte wohl noch zehn Minuten. Zehn Minuten, um sich einem netten, kleinen Nickerchen hinzugeben.
15.15 Uhr: Schulschluss
    Bea stand mit Colette auf dem Schulhof und ließ sich über die Ereignisse am Tag zuvor bei Georgina unterrichten. Beide hatten die Kinder aus der Fünften fest im Blick. Scarlett, Beas älteste Tochter, genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen. Sie hatte sich dazu durchgerungen, ihre Plüsch-Eichhörnchen über Nacht zu verleihen, ihre Wahl aber noch nicht getroffen. Die aussichtsreichsten Kandidatinnen hatten sich um sie versammelt und buhlten um ihre Gunst.
    »Georgina! Was für ein gelungenes Essen! Du hast wirklich einen tollen Anfang gemacht«, lobte Bea.
    »Wie immer hatte ich die schwerste Aufgabe. Hier.« Sie überreichte Bea ein Bündel Geldscheine. »Ich bin ziemlich sicher, dass wir zu zwölft waren, aber am Ende hatte ich nur 150 Pfund im Topf. Eine hat nicht bezahlt. Vielleicht sollten wir das Betrugsdezernat einschalten.«
    Colette guckte praktischerweise betreten aus der Wäsche, deshalb setzte Bea nur eine leicht pikierte Miene auf und meinte: »Also ich habe ja nur kurz vorbeigeschaut und natürlich nichts gegessen.« Dann klingelte ihr Handy. Sie grinste und verzog sich schleunigst.
    Poppy Mason löste sich aus der Menge und ging auf Georgina zu.
    »Hi, Poppy. Alles fit? Wo sind meine Racker?«
    »Weißt du was? Josh war vorgestern Abend mit Daddy unterwegs. Ohne mich. Beim Fußball.«
    »Aha. Soso.«
    Die Kinder stürmten aus dem Schulgebäude, die dazugehörigen Eltern nahmen sie auf dem Schulhof in Empfang, und Poppy und Georgina standen auf einmal mitten in einer Menschenmenge.
    »Georgina! Wieder unter den Lebenden? War echt lustig gestern, oder?«
    »Nein. War’s nicht. Aber danke der Nachfrage.«
    »Und, ähm, ist dir, ähm, beim Aufwachen in der Küche was aufgefallen?«
    »Ja, sah viel besser aus. Weil ihr euch verzogen hattet. Gott sei Dank.«

Das Flohmarkt-Wochenende
Freitag, 8.50 Uhr: Vor Schulbeginn
    »Hast du

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