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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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Staub.
    Heather wartete immer noch an der Tür. Wo blieben die Kinder bloß? Sie musste noch das Essen zubereiten … Ah, da kam Maisie, und direkt hinter ihr lief Colette, die Beas Kinder fest im Griff hatte.
    »O danke, Colette!« Heather machte einen Satz nach vorn. »Heute kommen alle mit zu mir.«
    »Tun sie nicht!« Colette wich Heather elegant aus. »Heute bin ich dran. Bea hat gesagt, ich darf sie heute mitnehmen.«
    »Aber heute bin ich dran! Ganz sicher. Sie hat gesagt …«
    »Nein, ich«, fauchte Colette und marschierte, die Stuarts im Polizeigriff, eilig davon. Ihre Söhne hasteten hinterdrein.
    Scarlett warf einen Blick über die Schulter. »Schade, dass es mich nicht doppelt gibt!«, rief sie Maisie mit zuckersüßem Lächeln zu.
    »O Maisie, Liebling, das tut mir wirklich leid. Ich verstehe es auch nicht, da muss eine Verwechslung vorliegen.« Maisie leiden zu sehen, war für Heather unerträglich. Sie waren wie siamesische Zwillinge: Wenn Maisie etwas wehtat, schrie Heather vor Schmerz. Auch jetzt spürte Heather, wie der Kummer ihr den Atem raubte. Sie rang nach Luft, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen …
    »Ist mir völlig schnurz, Mami. Ehrlich«, sagte Maisie so beherrscht, das sie fast unbekümmert klang. »Ist dass Mrs Green da drüben?« Maisie hatte Deborah erblickt und hüpfte zu ihr hinüber. »Entschuldigen Sie bitte, aber, ähm, Milo sitzt in der Jungsumkleide und weint.«

Arbeitsgruppe »Winterball«
9 Uhr: Versammlung
    Deborah blickte stolz in die Runde. Meetings waren echt ihr Ding. Schon immer, da konnte sie richtig glänzen. Aber ihr letztes Meeting war tierisch lange her. Das war der Nachteil, wenn man sich um Haus und Hof kümmerte: keine Meetings mehr. Es sei denn, man zählte die tägliche Besprechung mit Kazia über die Einkäufe dazu. Egal, jetzt war sie jedenfalls hier und kam sich vor wie früher: Sie selbst am Kopfende des Tisches und vor ihr lauter willige Arbeitssklaven, die nur darauf warteten, ihre Wünsche zu erfüllen. Kleiner Scherz! Gut, der Kupferkessel war nicht vergleichbar mit den modernen Tagungsräumen, die sie gewohnt war. Vor allem die Kellnerinnen waren ja zum Schießen! Und auf dem Tisch standen weder die üblichen frischen Obstplatten noch kleine Getränkeflaschen. Stattdessen mampfte Joanna einen kindskopfgroßen glasierten Krapfen. Seit ihrer Ankunft hatte sich keine Kellnerin am Tisch blicken lassen, weswegen sie vor Durst fast umkam, aber ansonsten: business as usual.
    Leider war heute nicht gerade das Spitzenteam versammelt. Heather saß mit Rachel, Georgina und Joanna am hinteren Tischende, Colette und Clover hatten sich gegenüber niedergelassen. Bea hatte versichert, sie würde versuchen zu kommen, doch ihr »brannte« offenbar »der Frack«, wie sie es ausdrückte. Deborah hoffte immer noch, dass sie es schaffen würde, und sei es nur, um die Entscheidungen abzusegnen.
    »Also …«
    Zuerst wollte Deborah mit einer kleinen Eingangsrede die Motivation ihres Teams steigern. Sie hatte ein besonderes Talent für Teambuilding, ein echtes Asset beim Human Resources Management.
    »Soll ich Protokoll führen?«, unterbrach Heather.
    »Ach, Heather, du bist ein Goldschatz!«, sagte Deborah. »Aber ich glaube, das blockiert so den Spirit ! Wir wollen uns doch locker machen. Die Ideen fließen lassen. Ein bisschen Brainstorming machen und so.« Ein entspannter Umgangston war stets ihr Markenzeichen als Chefin gewesen, denn erfahrungsgemäß brachte das die Menschen enger zusammen.
    »Ach so. Na, dann nicht.« Aus unerfindlichen Gründen sah Heather auf einmal richtig geknickt aus. Seltsam.
    »Also. Zur Sache. Der Ball braucht eine ziemliche Vorbereitung, und obwohl ich das meiste selbst stemmen kann, geht es bei St. Ambrose ja um Zusammenhalt und Gemeinschaft, was man in einer Privatschule, wie der, der wir gerade entflohen sind, einfach nicht mehr antrifft. Das war wirklich wie die Flucht aus Alcatraz, so arrogant, wie die alle da waren …«
    Rachel und Georgina bekamen plötzlich einen Lachkrampf, doch Deborah setzte ihre Rede unbeirrt fort. Sie würde die beiden beim nächsten Mal auseinandersetzen.
    »… besonders, wenn das eigene Kind nicht ganz stromlinienförmig ist, was man doch eigentlich mit offenen Armen begrüßen sollte, aber nein …«
    Eine Alte mit Spitzenhäubchen trat an den Tisch. Na, endlich! »Eine Latte, bitte.«
    Das Spitzenhäubchen sah etwas verunsichert aus. »Mit Milch und Zucker?«
    »Ach, Rosi, bring uns einfach ’ne

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