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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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auswirken würde. Wie gut, dass Heather jetzt einen ausgiebigen Blick darauf werfen konnte, wo sie doch so viel darüber wusste – na gut, mitbekommen hatte. Sie beugte sich ein wenig vor, weil der Rückspiegel ihr etwas die Sicht versperrte. Hmm. Sie war nicht ganz sicher, ob sie Carports im Allgemeinen nicht mochte oder ihr dieser hier einfach nicht gefiel. Früher hatte sich an dieser Stelle ein Blumenbeet befunden, sie konnte sich noch an die Pfingstrosen erinnern, denn sie hatte unbedingt die Sorte herausfinden wollen, damit sie … na ja, nicht genau die gleichen, aber so ähnliche anpflanzen konnte. Doch durch den Carport gewann man schon den Eindruck, Beas Haus sei das größte in der Straße. Tja, Pech. Wenn Bea sie damals nach ihrer Meinung gefragt hätte, wäre Heather bestimmt was dazu eingefallen. Aber Bea hatte sich nicht um Heathers Meinung geschert, weil sie damals – in ihren dunkelsten Zeiten – nicht mal Heathers Namen gekannt hatte.
    Aber damit war es jetzt vorbei. Jetzt stand sie vor Beas Haus, auf dem Rücksitz lagen die Zutaten für die raffinierteste Vorspeise der Welt, und gleich würde sie in Beas Küche für sie und all ihre Freundinnen kochen. Heather konnte es kaum glauben. Wie weit sie doch gekommen war!
    Das Zubereiten einer so komplizierten Vorspeise machte es allerdings erforderlich, dass Heather relativ früh kam. Sie war sogar die Erste, wie sie beim Aussteigen zufrieden feststellte. So hätten sie und Bea erst ein wenig Zeit allein, dachte sie, als sie sich nach den Kartons, Dosen und Kühltaschen bückte. Nur sie und Bea – mit einem Tritt schloss sie die Autotür – in Beas Küche, sie schüttelte ihre neue Frisur in Form und wackelte schwer beladen den Weg zur weißen Haustür hinauf. Ein Treffen unter Freundinnen. Einfach gemütlich zusammensitzen und plaudern.
12 Uhr: Mittagspause
    Damit kann ich ein paar Pluspunkte sammeln, dachte Rachel, als sie Hamish die Auffahrt hinaufschob. Sie schneite nie bei ihrer Mutter herein. Niemals. Auch bei anderen tat sie das nicht. Das war nicht ihr Ding. Auch wenn das vielleicht ein wenig hochtrabend klang, aber diese Angelegenheit war eine Glaubensfrage: Wenn Gott gewollt hätte, dass wir uns dauernd unangemeldet besuchen, dann hätte der Herr wohl kaum Türschlösser erfunden, oder? Selbstverständlich gehörte ihre Mutter der anderen Glaubensgemeinschaft an, war fast so was wie die Schutzheilige der Hereinschneier, und ihr Credo lautete: »Immer nur rein in die gute Stube!« Dieser tiefe Glaubenskonflikt hatte in den letzten Monaten immer wieder zu Spannungen geführt, ähnlich denen, die zwischen Israel und Palästina oder Großbritannien und Irland herrschten. »Ich befinde mich hier auf einer Friedensmission«, vertraute sie Hamishs Hinterkopf an, »also sieh genau zu und merke dir, wie das geht, mein Junge.«
    »Da quetschen wir uns schon durch.« Sie lächelte dem Mann zu, der eifrig auf dem Zaun herumhämmerte, und bugsierte den Buggy seitlich am Haus vorbei in den Garten. »Vorsicht, Leiter! Du willst doch nicht noch mehr Pech!«, rief Beas Vater von oben, irgendwo neben der Regenrinne. »Rachel!« Ihre Mutter sah von der Arbeit am Blumenbeet auf. Sie legte gerade alte Zeitungen aus. »Was hast du denn hier zu suchen?« Sie war zwar überrascht, wirkte aber nicht gerade erfreut.
    »Wollte mal bei dir hereinschneien.« Bei den letzten Worten musste Rachel einen Würgereiz unterdrücken.
    »Wozu das denn?« Ihre Mutter war nicht nur nicht erfreut, sondern regelrecht sauer.
    So direkt gefragt, konnte Rachel noch nicht mal eine Antwort geben. »Ähm. Keine Ahnung. Wir waren gerade in der Gegend, und da dachte ich, ähm, vielleicht kann ich dir ein bisschen zur Hand gehen?« Sie sah sich um im dynamisch-biologischen Ökoprojekt ihrer Mutter, das früher mal ein ganz normaler Garten gewesen war, und stellte fest, dass sich bereits genug Helfer versammelt hatten – und zwar eine ganze Horde, alle schon ziemlich alt, überall waren sie am Hacken, Graben, Pflanzen und Anbauen. An einem Nachmittag wie diesem wirkte das fast idyllisch – das perfekte Beispiel einer landwirtschaftlichen Kommune. Fehlte nur noch Breughel.
    »Ach, ich brauche doch keine Hilfe«, blaffte ihre Mutter und kam mit knirschenden Knien auf die Beine. »Komme ganz gut allein klar, danke!«
    Das war offensichtlich. »Was ist mit den Bienen? Soll ich mich um sie kümmern, wo ich schon mal da bin?«
    »Also ehrlich, Rachel! Dafür bist du viel zu spät dran. Die habe

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