Mutter des Monats
ich schon vor Wochen winterfest gemacht.« Sie schnappte sich Schaufel und Korb.
»Winterfest gemacht?« Rachel warf einen Blick ans Ende des Gartens, wo die Bienenstöcke standen. »Halten die denn Winterschlaf?«
»Hmmm? Nee.« Wie das »Ach« klang auch das »Nee« ihrer Mutter sehr verächtlich. »Natürlich nicht. Aber der Bienenstock muss gut abgedichtet werden, sonst überleben die Bienen nicht. Im Winter droht Gefahr.«
Nachdenklich schob Rachel Hamishs Buggy vor und zurück. All die Bienen, vor ein paar Wochen waren sie noch putzmunter und selbstbewusst gewesen, und jetzt drohte ihnen Gefahr? »Warum? Welche Gefahr?«
»Der Winter. Er ist eine einzige große Gefahr.« Ihre Mutter arbeitete weiter, während sie sprach. »Kälte, Krankheiten, Tod. Und Feuchtigkeit. Für Bienen ist Feuchtigkeit das Schlimmste. Wenn es reinregnet, ist das ihr Tod. Also rücken alle enger zusammen, scharen sich um ihre Königin und halten sie so am Leben. Wie geht’s mit dem Kompost voran?«, rief sie in den Garten.
Rachel starrte fasziniert auf die Bienenstöcke. Wahnsinn. Drei weiße Kästen, mehr nicht, drei ganz einfache weiße Kästen. Aber darin fand ein Überlebenskampf von darwinistischen Ausmaßen statt.
»Aber Mum. Wenn du nicht reinschauen kannst, wie willst du herausfinden, ob sie es schaffen?«
»Das kann ich nicht. Ich muss bis zum Frühjahr warten. Und ob die Königin es geschafft hat, kann man nicht sofort erkennen. Erst, wenn alles wieder losgeht, weiß man, ob die Königin überlebt hat. Dann ist es offensichtlich.« Sie zog einige Karotten und schüttelte die Erde ab. »Wenn nicht, bricht nämlich das Chaos aus.«
»Echt?«, fragte Rachel ungläubig. »Warum besorgen sie sich nicht einfach eine neue Königin?«
»Eine neue Königin?« Rachels Mutter marschierte über einen schmalen Pfad durch das Gemüsebeet. »Eine neue Königin?« Sie schnalzte mit der Zunge und verdrehte die Augen. »Nichts leichter als das. Hast du das gehört, Graham?«, rief sie Beas Vater zu. »Eine neue Königin, einfach so.«
»Das ist schon möglich.« Er brachte Nagel und Hammer in Position. »Man kann sogar welche bestellen.«
»Hä?« Jetzt war ihre Mutter richtig genervt. »Klar kannst du das. Mit Geld kann man alles kaufen. Aber die Bienen werden sie ja wohl nicht einfach akzeptieren, oder? Die suchen sich die Königin, die zu ihnen passt, und wir können da gar nichts machen.« Sie richtete sich auf und nahm ihre Tochter erst jetzt richtig wahr. »Mensch, Rachel!« Mit dem Bund Karotten deutete sie auf Hamish und schlug einen tadelnden Ton an. »Das Baby gehört dir doch gar nicht.«
» WAS ?« Rachel beugte sich vor und starrte mit gespieltem Entsetzen in den Buggy. »Auweia! Mum, was habe ich getan? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich stand vor dem Supermarkt und dann … ach, du Schande … ich muss wohl den Verstand verloren haben.«
Beas Vater prustete los.
»Aha! Also ist Georgina auch eingeladen.« Die Karotten wiesen nun anklagend auf Rachel. »Sogar Georgina ist bei Bea zum Mittagessen. Nur du nicht. War ja klar. Du …«, sie wedelte mit den Karotten, »… bist die Angeschmierte.«
»Ich finde das schlau von ihr«, rief Graham fröhlich. »Sie ist eben nicht so bescheuert wie die anderen. Stimmt’s, Rachel?«
Rachel schenkte ihm ein Lächeln und winkte dankbar in Richtung Regenrinne. Dann wandte sie sich zum Gehen. »Ich bin dann mal weg. Bevor du die Polizei alarmierst.«
Lächelnd schob sie den Buggy wieder seitlich am Haus vorbei. Sie mochte Beas Vater. Ihren Vater hatte sie natürlich auch gemocht. Ja, damals, als ihr Vater noch lebte, war sie auch öfter zu Besuch gekommen. Weil sie sich gut mit ihm unterhalten und ein bisschen Ruhe gefunden hatte. Früher war es hier entspannter gewesen. Jetzt ging in Haus und Garten ständig die Post ab, und darauf hatte sie keine Lust. Kopfschüttelnd trat sie den Rückweg an. Ihr Vater hätte dieses Ökogärtnern verabscheut. Es war vermutlich gut, dass es ihm erspart geblieben war.
Vorspeise
Filet de canard
avec sauce de raisins et de pinien kerner et tempura des endives avec klößchen de blumenkohl
Vorbereitungszeit: Na, ja, Tage.
Mit dem ganzen Nachdenken und Planen und so.
Kochzeit: Nicht genug.
Ganz und gar nicht.
Heather verteilte ein paar volle Teller auf dem Tisch, dann setzte sie sich zwischen die schweigenden Gäste.
»Alle Achtung«, sagte Bea süßlich. »So was Feines. Was war das noch mal, Heather?«
Heather antwortete mit
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