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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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konnte man wohl nicht davon ausgehen. Rachel war allerdings fest entschlossen, nicht eine Kilokalorie ihrer wertvollen Energie an Bea Stuarts Geburtstagsfeier zu verschwenden.
    »Denk immer daran«, sagte sie geduldig. »Momentan ist alles anders für Bea. Mit dem …«
    »Ja, natürlich!« Heather schlug sich die behandschuhten Finger vor den Mund. »Du hast ja so recht. Der Job!«
    »Genau. Der Job. Und noch was, das …« Rachel schulterte Poppys Sportbeutel, tat so, als werfe sie Bälle in die Luft und finge sie wieder auf.
    »Das Jonglieren!«
    »Hundert Punkte! Das Jonglieren. Leute wie du und ich, wir können uns nicht mal annähernd vorstellen, wie das sein muss. Also, erst mal abwarten.«
    Man könnte die Sache so richtig auf die Spitze treiben. Sollte sie Heather dazu bewegen, ein Banner mit der Aufschrift: »Herzlichen Glückwunsch zum Vierzigsten, Bea!« an der Ortseinfahrt aufzuhängen? Oder ginge das zu weit? Rachel grinste. Wäre schon lustig …
    »Okay. Weiter.«
    Mittlerweile waren sie an der Schule. Heller würde der Tag nicht werden. Der Himmel war stahlgrau und verhangen. Kleine Kinder mit dicken Mänteln und riesigen Schultaschen schleppten sich in Richtung Eingang oder wurden von grimmigen, erschöpften Müttern oder Vätern ins Gebäude getrieben. Kazia versuchte, den schluchzenden Milo Green aus dem Auto zu locken. Von freudiger Erregung nach den Ferien keine Spur.
    »Das nächste Problem ist nicht so leicht zu lösen, fürchte ich.« Heather sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »Es geht um Joanna.«
    »Ah, ja. Das muntert mich jetzt wirklich auf.« Rachel war plötzlich auch zum Heulen zumute.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich denke die ganze Zeit an sie, nonstop. Am ersten Weihnachtstag, am zweiten Weihnachtstag, an Silvester und die ganze Zeit zwischen den Jahren habe ich an sie gedacht, an ihre Kinder und daran, was sie durchmachen müssen. Es tut mir weh, es schmerzt mich so für sie. Aber ich habe nichts unternommen. Ich habe versucht, einen Brief zu schreiben, aber es fühlte sich alles falsch an. Also habe ich ganz viel eingekauft, damit ich für sie kochen kann – du weißt schon, eine Mahlzeit für die Familie, zum Trost, wie damals, als Laura, die Mutter der Zwillinge, na, von uns gegangen ist. Aber sollte ich das wirklich tun? Ich meine, ist das der Plan? Was genau wollen wir unternehmen?«
    Instinktiv, ja, reflexartig, blickte Rachel zu Bea. Sie stand natürlich unter der Buche und sah weder grimmig noch erschöpft aus. Frauen in Jogginganzügen umringten sie, die allesamt Hunde an der Leine hielten. Doch diesmal hatte sie kein Klemmbrett in der Hand. Nicht mal einen Stift.
    »Also«, setzte Rachel zaghaft an. Auch sie hatte nichts unternommen, und das lastete schwer auf ihrem Gewissen. Eigentlich hatte sie etwas tun wollen, hatte es fest vorgehabt, wusste ganz genau, dass sie etwas tun sollte. Hatte sie aber nicht. Stattdessen war Joanna zu einer weiteren Aufgabe auf ihrer Liste geworden und hatte die ganzen Ferien über in ihrem emotionalen Eingangsfach gelegen. »Ich weiß, dass Georgina heute bei ihr ist. Sie können endlich die Beerdigung organisieren, und Joanna hat sie um moralische Unterstützung gebeten, wenn die Vikarin kommt.«
    »Ich glaube, ich werde ihr was zu essen vorbeibringen. Wir können ja immer noch was gemeinsam unternehmen. Dafür ist St. Ambrose schließlich berühmt.« Heather sah zu den Frauen mit den Hunden unter der Buche und kaute wieder auf der Lippe. »Wir sind doch eine große Familie.«
11 Uhr: Große Pause
    Georgina saß auf dem harten, unbequemen Sofa und blickte sich um. Es gab keine Bilder, keine Bücherregale, keine Zeitschriften. Dieses Wohnzimmer war so kahl, dass es völlig neue Maßstäbe in der Konsumkritik setzte. Der einzige Dekorationsgegenstand in Joannas Wohnzimmer war der riesige Fernseher, der mächtig wie ein Altar an der gegenüberliegenden Wand thronte. Nichts war so, wie Georgina es erwartet hatte, und in diesem Moment fühlte sie sich ein wenig fehl am Platz. Joanna sah dem Anlass entsprechend blass, erschöpft und ungepflegt aus, doch sie benahm sich unangemessen aggressiv, ja, regelrecht streitlustig. Obgleich Georgina ihr gern moralischen Beistand leistete – sie war ja froh, wenn sie irgendwie helfen konnte –, war sie nicht sicher, wer ihn nötiger hatte: Joanna oder die arme Vikarin Reverend Debbie.
    »Sehen Sie, ich will Sie ja nicht beleidigen, Rev…«
    »Bitte. Nennen Sie mich

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