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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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weiß, dass wir an sie denken, oder?«
    »Ja. Aber momentan mag sie einfach noch nicht unter Leute. Ich hole immer noch jeden Morgen die Jungs ab, so kann ich auch ein Auge auf sie halten. Das muss die Hölle sein. Ist doch klar. Sie arbeitet wieder, zwangsläufig, aber sie haben ihr wenigstens die Tagesschicht gegeben.«
    »Hat sie sich Hilfe gesucht?«
    Georgina aschte ins Blumenbeet. »Deine Melissa. Sie ist wohl an drei Abenden die Woche bei ihr. Macht Trauerberatung für die ganze Familie. Umsonst. Joanna meint, sie macht das total klasse. Das haben wir alles deinem Rektor zu verdanken.«
    Rachel fühlte sich auf einmal ganz geehrt. »Er ist nicht mein Rektor.«
    »Ach, nein?« Georgina bückte sich, um die Zigarette in einer Plastikschale auszudrücken. »Wirklich nicht?« Sie erhob sich und sah Rachel mit ihren klaren blauen Augen direkt ins Gesicht. »Jetzt komm schon. Spuck’s aus. Wie war’s gestern Abend?« Sie setzte das verschwörerische Grinsen einer Siebtklässlerin auf und beugte sich vor. »Hast du ihn geknutscht?«
    »Ach, Georgina!«
    »Halloooo! Darf ich mich dazustellen?«
    »Oh, hallo Deborah. Natürlich nicht.«
    »Tut mir leid. Nur für Raucher. Du rauchst nicht«, entgegnete Georgina.
    »Manchmal schon. Heimlich. Beim Essen herrscht Mordsgedränge, also muss ich was machen, um meinen Appetit nach dem Sport zu zügeln. Witzig. Ich wollte eigentlich gar nicht kommen. Ich weiß nicht, ob ihr’s gemerkt habt, aber ich habe vor Kurzem beschlossen, ein bisschen weniger Präsenz zu zeigen, mich ein bisschen weniger unters Volk zu mischen. Ehrlich, ich habe mich sogar schon gefragt, ob ihr mich überhaupt mögt. Ich weiß, albern von mir. Dabei meinte ich natürlich nicht euch beide, meine echten Freundinnen, sondern – ach, ihr wisst schon, die wimmelnde Menge, aber dann hat Melissa angerufen und gemeint, sie bräuchte mich, weil niemand gekommen sei, und ich habe natürlich alles stehen und liegen lassen – obwohl ich im Moment gar nichts hinstellen oder hinlegen brauche, aber ich hätte es getan, weil ich Melissa absolut super finde, ich weiß nicht, ob ihr sie kennt, aber sie ist einfach umwerfend , ich bin ihr auf ewig zu Dank verpflichtet, und außerdem war ich so gerührt. Sie brauchen mich, habe ich gedacht, sie mögen mich. Ich habe nichts vor, außer Milo zur Schulpsychologin zu bringen, aber das ist erst um halb drei. Also komme ich her und siehe da, man kommt kaum zur Tür herein, so brechend voll ist es in Heathers kleinem Haus. Süß, dieses Häuschen, nicht wahr? So kuschelig. So eins habe ich noch nie von innen gesehen.«
Nachspeise
    Erdbeeren mit Balsamico
    in einem Bett aus Maracujapüree,
    Crème Double mit Crème de Menthe

    Vorbereitungszeit: Das Püree war Gott sei Dank ein ziemliches Gefummel, das hat viel Zeit in Anspruch genommen und die schlechte Nachricht etwas herausgezögert.
    Die Schlange vor der Nachspeise reichte vom Esszimmer in den Flur bis zur Haustür. So ein Mist, dachte Georgina. »Sorry, ’tschuldigung, danke, kann ich mal durch …« Sie schob sich seitlich an den Wartenden vorbei wie ein Sanitäter durch eine Menschenmenge: höflich, aber bestimmt – der Trick funktionierte jedes Mal. Alle traten zur Seite, um ihr Platz zu machen, und so hatte sie sich innerhalb von Sekunden bis an die Tafel vorgedrängelt und konnte ihre Schüssel mit Obst und Creme vollschaufeln und den Teller mit Schokolade beladen. Wozu anstehen? Das war eine gute Frage, zu der sie noch nie eine befriedigende Antwort gefunden hatte. Sie seufzte. Die menschliche Psyche war ein wundersames Rätsel.
    Sie flitzte die Treppe hinauf, trat die Tür zum Gästezimmer auf und hinter sich wieder zu. Es war unhöflich, sich vor allen Leuten den Wanst vollzuschlagen, das wusste selbst Georgina. Hier war sie genau richtig, vielleicht könnte sie hinterher noch ein Nickerchen einlegen. Gerade hatte sie ihre Schuhe abgestreift und sich aufs Bett gefläzt, als die Tür wieder aufging.
    »Na, Gott sei Dank! Du bist’s nur und nicht die Weight Watchers.«
    »Nein.« Rachel schloss die Tür hinter sich. »Aber ich würde sie am liebsten rufen. Rutsch rüber.« Sie schleuderte ihre Schuhe durchs Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. »Kannst du mich daran erinnern, dass ich in meinem nächsten Leben Schulpsychologin werden möchte?«
    »Schon notiert.« Sie umklammerte ihre Schüssel. »Du erwartest doch hoffentlich nicht, dass ich mit dir teile.«
    »Ach, komm schon.« Rachel legte den Kopf auf

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