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Mutter des Monats

Mutter des Monats

Titel: Mutter des Monats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Hornby
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strahlendes, überraschtes Lächeln, als wäre sie die letzte Person, die sie im Esszimmer erwartet hätte – in Heathers Esszimmer. »Ich liebe diese Wandfarbe.«
    »Wirklich?« Heather blickte sich um. »Das ist doch nur Magnolie.«
    »Also ich finde sie fantastisch!« Scarlett wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Ich habe nur was auf Facebook gecheckt. Colette hat schon Fotos vom Wellness-Geburtstag hochgeladen. Wusste ich’s doch. Ich liebe Colette.«
    Heather trat langsam an den Monitor. Zuerst konnte sie nur Seifenblasen sehen, ganz viele. Dann erkannte sie ein paar Sektgläser im Schaum. Und Zähne. Reihenweise entblößte Zähne, die das Blitzlicht reflektierten. Das war Beas Gesicht, daneben die Gesichter von Colette, Jasmine und – wer war das? – ja, Sharon. Dahinter standen ein paar andere mit dem Rücken zur Kamera, aber bevor Heather sie identifizieren konnte, hatte Scarlett das Bild schon weggeklickt, Heather irgendwie aus dem Zimmer und wieder an den Herd geschoben.
    »Das macht bestimmt viel Spaß. Ich kann es kaum erwarten, einen Wellness-Tag einzulegen. Ich hätte gerne Fischstäbchen, aber Archie möchte lieber Chicken Nuggets.« Sie öffnete den Küchenschrank und entdeckte die riesige Torte. »O wow! Ist dies für Mami? Mami liebt Torte!«
    »Tut sie das? Gut, dann essen wir sie, wenn sie kommt.« Heather war ein bisschen erschöpft von den seltsamen Wendungen dieses Tages. Normalerweise passierte in ihrem Leben nicht so viel. Eigentlich passierte gar nichts. Heute fand sie es wirklich anstrengend, den Überblick zu behalten.
    »Ach, wie witzig!« Scarlett kicherte. »Sie liebt Torte, aber isst sie nie. Außerdem findet heute Abend bei uns zu Hause die große Hauptparty statt. Da wird sie doch bestimmt nicht vorher Torte essen.«
    Es klingelte, und Heather stolperte an die Tür. Bea schwebte mit glühenden Wangen, glänzenden Haaren und in einer Wolke aus Lavendelduft mit Ylang-Ylang ins Haus.
    »Die ist für dich. Ich kann dir gar nicht genug danken.« Sie überreichte Heather eine kleine Duftkerze. »Du bist so ein Engel. Erst das riesige Mittagessen und dann noch meine Lausebande zum Abendbrot.« Sie schlüpfte aus der Jacke und warf sie über das Geländer. »Wie ist es denn gelaufen? Ich wette, es war umwerfend. Ich wäre ja so gern dabei gewesen. Erzähl!«
    »Ach, Bea !« Sie senkte die Stimme und Tränen schossen ihr in die Augen. Warum, wusste sie nicht, aber Heather konnte sich einfach nicht länger beherrschen. »Es ist etwas Schreckliches passiert. Ich habe … einen Knoten.«
    Bea sprang wie elektrisiert auf, als hätte sie das ganze Leben auf eine solche Gelegenheit gewartet. Noch bevor Heathers Tränen die Kinnspitze erreicht hatten, saßen die Kinder vor dem Fernseher, mit Torte ruhig gestellt, und Bea stand mit Kosmetiktüchern und mitfühlendem Blick am Fuß der Treppe. Während sie in Heathers Gesicht herumtupfte, bombardierte sie sie mit Fragen: Welche Form hatte der Knoten? Hatte sie vorher schon mal einen? Wer war ihr Hausarzt? Waren sie privat krankenversichert? Warum um Himmels willen nicht?
    »Wem hast du es schon erzählt?«
    »Niemandem.«
    »Gut. Dabei belassen wir es auch, ja?«
    »Aber Guy sage ich es natürlich.« Heather schnäuzte sich.
    »Na gut.« Bea zog ein weiteres Tuch aus der Schachtel. »Am Freitagabend ist natürlich alles ein bisschen schwierig.« Bea spitzte die Lippen und zog einen verärgerten Flunsch, die Heather vorsichtshalber als Scherz verstand. »Nicht gerade optimal, einen Knoten am Freitag zu finden, hm? Jetzt müssen wir das ganze Wochenende warten. Und das auch noch an meinem Geburtstagswochenende.«
    »Tut mir leid«, murmelte Heather.
    »Kein Problem.« Als Bea ihr die Hand drückte, fiel Heathers Blick zufällig auf das Armband mit der Aufschrift »Bea wird vierzig! Mädels auf Wellness-Tour!!!«
    »Ich muss es eben einfach verdrängen. Nächste Woche legen wir los. Gleich Montagfrüh. Das Gute an solchen Knoten ist, dass sie in deinem Alter besonders gefährlich und aggressiv sind, und die Ärzte deshalb schnell handeln. Auch ohne Krankenversicherung.«
    »Tut mir leid«, murmelte Heather erneut.
    »Jetzt warten wir mal ab, hm? Aber denk dran …«, Bea legte Heather den Arm um die Schulter – ganz schön wabbelig, dieser Arm. Da hätte Heather aber etwas mehr Festigkeit erwartet, mehr Muskeln. »Wir behalten es erst mal schön für uns, ja? Braves Mädchen.«

Die Gourmet-Lotterie
8.50 Uhr: Vor Schulbeginn
    Jeden Morgen hoffte

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