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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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irgendeinem Grund, vielleicht weil niemand anders ihr zuhörte, ausnahmsweise zu merken, daß ein menschliches Wesen hinter der Bar stand – zumindest menschlich genug, um als Empfänger einiger unzufriedener, gelangweilter Worte zu dienen.
    »Der Tag gehen so langsam vorbei.« Mr. Radokov war geschäftlich in Dublin. Elsie fragte, warum Mrs. Radokov nicht mit ihm gefahren sei? »Ja, Dublin besser, aber wenig besser. Nicht sich lohnen anstrengende Reise, weil er geht und kommt alles an einem Tag.« Sie stieß einen gutturalen Ton aus, der einem tiefen Knurren glich, so daß Cucullan erstaunlich aufblickte, um zu sehen, welches freche Tier es gewagt hatte, in sein Gebiet einzudringen. »Ich sein nicht gewöhnt an langsame Tage, ich finden schrecklich.« Ihr Blick streifte Elsie mit einem verächtlichen Bedauern. »Sie gewohnt sein an langweilige Tage, Mrs. Brown. Sie nicht finden schrecklich, ja?«
    »Oh, meine Tage sind nicht langweilig. Ich mag meine Arbeit. Ich liebe es, Menschen zu treffen.«
    Die Pantherin musterte flüchtig die anderen Bargäste.
    »Ach! Aber nicht so Menschen!«
    »Ich kann verstehen, daß Dooneen für einen Großstadtmenschen langweilig sein muß, aber ich bin hier geboren. Ich dachte, Sie und Mr. Radokov lieben Dooneen?« fragte Elsie etwas erstaunt.
    Zillas angeekelter Gesichtsausdruck verschwand im Nu, und sie reagierte scharf: »Sie irren, was ich sagen. Dooneen wir beide mögen sehr. Die Schönheit, der Friede, das liebe Glebe-Haus!« Ihr Blick ruhte jetzt fast zärtlich auf den Anwesenden. »Die guten, lieben, einfachen Menschen!« Ihr tiefes, schnurrendes Lachen ließ Cucullan zum zweitenmal fragend aufblicken. »Ich sein nur unzufrieden, weil ich sein ohne mein Konrad«, erklärte seine Gattin und strafte Elsie wegen ihres Mangels an Verständnis mit einem zornigen Blick; dann zog sie sich in ihren Dschungelbau zurück.
    Die unangenehmen kleinen Wortgefechte mit Mr. Radokov blieben ihr erspart, wenn der ruhige Mann – es war der hiesige Arzt – in der Nähe war. Und irgendwie schien er neuerdings immer in der Nähe zu sein, so daß Mr. Radokov keine Gelegenheit mehr hatte, richtig zudringlich zu werden. Dr. McDermott sprach selten, aber sein Schweigen war geselliger als das Plaudern vieler anderer. Er schien zu der Sorte von Männern zu gehören, die Frauen gegenüber schüchtern sind, wahrscheinlich war er deswegen noch unverheiratet.
    Und so ging das Leben in Dooneen weiter, und jeder Tag schien – soweit das überhaupt möglich war – noch besser als der vorhergehende zu sein, und der einzige Schatten, der auf Elsies Glück fiel, war der unnütze Kummer, den sie ihren Kindern machte. Aber das war leider nicht zu ändern, und wenn sie erst erführen, wie gut sich ihre Mutter, Cucullan und sogar der Wagen in der Fremde bewährten, würden sie schon einsehen, daß sie sich ganz grundlos Sorgen gemacht hatten.
    Im Augenblick waren sie zwar noch auf der Verliererseite, aber später würden sie das Ganze als Gewinn verbuchen. Und dann machte die Vorsehung, die doch alles so unerhört passend eingefädelt hatte, plötzlich einen ganz scheußlichen Fauxpas. Cucullan biß zum zweitenmal, wodurch sein eigener und Elsies Aufenthalt in die ganze Welt hinausposaunt wurde.
    HUND EINES BARMÄDCHENS BEISST BRITISCHEN MINISTER IM URLAUB, verkündeten die Schlagzeilen der Londoner Abendzeitungen, und drei Telefone schrillten.
    »Hast du gelesen?« fragten James und Dina und Jill einander überflüssigerweise. »Es ist grauenvoll!« Darüber waren sie sich einig. »Aber endlich haben wir sie«, setzten sie erleichtert hinzu.
    Als die drei dann zusammensaßen, sagte James: »Wir müssen sofort handeln und sie überrumpeln, bevor sie merkt, daß die Bombe geplatzt ist, denn sonst entwischt sie uns vielleicht ein zweites Mal.« Als Familienoberhaupt wäre es selbstverständlich seine Pflicht, diese heikle Mission zu übernehmen, fuhr er fort, aber leider müßte er im Moment zwei Beamte vertreten, die auf Urlaub seien. Und so würde er vorschlagen, daß Jill anstatt seiner führe, da in ihrem Schreibbüro zur Zeit Flaute herrsche und sie deshalb am leichtesten abkömmlich sei. James gab seiner jüngeren Schwester genaue und ausführliche Instruktionen. »Bitte packe gleich deine Sachen, und nimm entweder ein Flugzeug oder ein Schiff nach Irland, was immer dich am schnellsten hinbringt. Und ich verlange von dir, daß du mit Mutter energisch umgehst. Sie muß sofort, verstehst du, Jill, sofort

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