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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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wohl, es wäre mir peinlich, Barmädchen zu spielen. Aber Mrs. Blaney, wie können Sie nur so was denken! Schließlich fang' ich doch bloß da wieder an, wo ich vor fünfundzwanzig Jahren aufgehört habe!« Und dann fügte sie, um ihre letzten Zweifel zu zerstreuen, sehr förmlich hinzu: »Und Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich als Barmädchen nicht den richtigen Ton beim Umgang mit den Gästen treffe.«
    »Ach, Sie alberne Person!« rief Mr. Blaney, und er und seine Frau fingen an zu lachen. »Also gut, versuchen Sie's für eine Woche, wenn Sie wollen! Eins ist auf jeden Fall mal sicher, während dieser Woche werden wir uns rühmen können, das beliebteste Barmädchen ganz Irlands zu haben.«
    »Vielen Dank, Mr. Blaney.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich danke Ihnen, Mr. und Mrs. Blaney«, wiederholte Elsie, um ihnen zu zeigen, daß sie nicht nur die notwendige Distanz zu den Gästen, sondern auch zu ihren Arbeitgebern zu wahren wußte.
    Mr. Blaney lachte wieder.
    »Aha, Sie haben sich also entschlossen, uns die kalte Schulter zu zeigen, na gut, wenn es Ihnen Spaß macht!«
    »Und könnte ich bitte in mein altes Zimmer über der Küche ziehen, wo der Barkeeper gewohnt hat?«
    »Paß auf!« warnte Mr. Blaney augenzwinkernd seine Frau, »sie wird uns noch die Leitung des ganzen Hotels aus den Händen nehmen!«
    Am Nachmittag desselben Tages war Elsie schon in ihrem alten Zimmer und in ihrem alten Job. Nach Ablauf der Probewoche erklärte Mr. Blaney, daß sie für den ›Dooneener Hof‹ ihr Gewicht in Gold wert sei und er sogar bereit wäre, sich, solange sie nur versprechen würde zu bleiben, mit Cucullan abzufinden. Er konnte sich diesen Scherz nicht verkneifen, obwohl er Cucullan längst ins Herz geschlossen hatte – wie alle Gäste übrigens auch, die ihn so liebten, daß sie ihm sogar seine Elster-Allüren verziehen, die er sich leider doch nicht so rasch, wie Elsie gehofft hatte, abgewöhnen ließ. Aber meistens konnte sie die weggeschleppten Gegenstände retten, noch bevor sie vergraben wurden, und wenn nicht, war es ihr bisher noch immer gelungen, seine Verstecke aufzustöbern und das Diebesgut wieder auszubuddeln. Cucullan hatte auch schon seinen Stammplatz hinter der Theke und war mittlerweile zu einem gewieften Barhund geworden. Seine größte Sympathie schien einem ruhigen Mann um die fünfzig zu gelten, der fast jeden Abend kam, um sein Bier zu trinken, und der Mann schien ihn auch zu mögen.
    Sie hatte es also geschafft! Sie war eine richtige berufstätige Frau geworden und hatte bewiesen, wie ausgezeichnet sie auf eigenen Füßen stehen konnte, und Cucullan bewies, was für ein harmloser, wohlerzogener Hund er im Grund war, und sogar der Wagen, dem man in London nachgesagt hatte, daß er schrottreif sei, bewies, daß er auf den relativ leeren Wexforder Straßen noch sehr nützlich sein konnte. Er hatte nur einen leichten Zusammenstoß mit einem Eselskarren gehabt und einen winzigen Kratzer von einer Lehmmauer abbekommen, und ein paarmal hatte man ihm die Kupplung nachstellen müssen. (Der ruhige Mann, der sich mit Cucullan angefreundet hatte, riet ihr daraufhin, auf den schmalen, gewundenen Landwegen ein wenig vorsichtiger zu fahren.) Das einzige, was sie ein wenig beunruhigte – aber es war wirklich nicht der Rede wert –, war das Benehmen von Konrad Radokov. Zuerst hatte sie seine übergroße Liebenswürdigkeit damit erklärt, daß er ein Ausländer sei, und Ausländer hätten nun mal seltsame Manieren, aber bald mußte sie feststellen, daß er ein ganz gewöhnlicher Feld-Wald-und-Wiesen-Don-Juan war, der sie in ihrer jetzigen Stellung als Barmädchen als Freiwild betrachtete – natürlich nur, wenn Zilla nicht in der Nähe lauerte.
    Jedes Barmädchen muß harmlose kleine Flirts nun mal in Kauf nehmen, doch mit Mr. Radokov war das etwas ganz anderes! Er blickte sie bedeutungsvoll aus seinen hellblauen Augen an oder flüsterte ihr schmeichelhafte Belanglosigkeiten ins Ohr, in die er plötzlich sehr zweideutige Bemerkungen einflocht, deren Doppelsinn Elsie mit gutgespielter Treuherzigkeit einfach überhörte. In seine hellblauen Augen trat dann jedesmal ein amüsiertes Glitzern, und das virtuose kleine Geplänkel wurde fortgesetzt. Er war zweifellos ein sehr erfahrener und selbstsicherer Verführer.
    Oft kam er in die Bar, wenn sie leer war, und dann wurde er zudringlich. Elsie versuchte, der Sache die Spitze abzubrechen, indem sie sich dumm stellte, was jedem Durchschnittsmann den

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