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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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beiden kleinen alten Damen hatten rote Bäckchen vor Aufregung und himmelten Mr. Radokov an. Und Elsie war ihm plötzlich sehr dankbar. Im allgemeinen machte sie sich nicht viel aus diesem Schau-mir-tief-in-die-Augen-Trick, aber man durfte schließlich nicht vergessen, daß Ausländer ja manchmal sehr eigenartige Manieren haben, und wenn Mr. Radokov auch nicht ganz ihr Typ war, so war er zweifelsohne ein sehr vornehmer Mann. Sie sagte aufrichtig: »Ich finde Ihre Pläne für Dooneen einfach großartig.«
    Die Zähne der Pantherin, übrigens auch schneeweiß, blitzten. Sie stieß ein abruptes, heiseres Lachen aus. Mr. Radokov verbeugte sich wieder und lächelte freundlich: »Ich danke Ihnen!« Dann setzten sich die Radokovs zu ihnen, und Cucullan benahm sich sogar anständig, obwohl seine Ohren herunterhingen, was bei ihm immer ein Zeichen von Mißbilligung war. Elsie fand es sehr nett, daß ein derart beschäftigter Mann sich die Zeit nahm, mit zwei alten Damen und einer unwichtigen und auch nicht mehr ganz jungen Frau so liebenswürdig zu plaudern. Mrs. Radokov sagte zwar nicht viel, wirkte aber auch recht freundlich, und außerdem war es ein Vergnügen, sie anzuschauen. Als die Radokovs sie verließen – Konrads Gang hatte etwas leicht Militärisches, was ihm gut stand, und Zillas Bewegungen waren von einer graziösen Lässigkeit –, fragte Miss Caroline vertraulich: »Nun, meine Liebe, was halten Sie von den beiden?«
    Elsie blickte Cucullan an; jetzt, wo die Radokovs fort waren, standen seine Ohren wieder aufrecht. Also schien er sie nicht zu mögen, aber jeder, sogar Cucullan, konnte sich mal in der Beurteilung von Menschen irren. Auf jeden Fall, egal ob Cucullan sich nun geirrt hatte oder nicht, äußerte sich Elsie ausgesprochen zurückhaltend: »Sie sind das bestaussehende Paar, das mir je begegnet ist.«
    Es war fast ein Wunder, wie die Vorsehung es vom allerersten Tag an mit Elsie Brown gut zu meinen schien. Die Hotelgäste waren herzlich, und Cucullan und sie freundeten sich schnell mit ihnen an. Und wenn sie in die Stadt ging, um alte Freundschaften zu erneuern, waren die fünfundzwanzig Jahre wie weggeblasen. Und manchmal kam es ihr selbst fast so vor, als sei sie noch dieselbe Elsie O'Leary und nie fort gewesen, und nur der Gedanke an ihre besorgte Familie brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Abgesehen davon hatte sie auch mal wieder finanzielle Sorgen. Die Hotelpreise waren auf der ›grünen Insel, dem Traumland aller Touristen‹, wie es so schön in den Prospekten heißt, steil in die Höhe geschnellt, und sie wußte, daß der Tag immer näher rückte, an dem sie ihr Luxusleben aufgeben und die Schulden von Elsie Brown abarbeiten mußte. Und der Tag kam schneller, als sie gehofft hatte, aber wiederum hatte ihr die Vorsehung bereits alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Sie brauchte nicht einmal Arbeit zu suchen, weil die ideale Stellung sich direkt anbot. Eines Abends kippte der unzuverlässige Barkeeper völlig betrunken hinter seiner Theke um und war am nächsten Morgen nach einem stürmischen Auftritt mit den Blaneys spurlos verschwunden. Elsie bat sofort um die freigewordene Stelle.
    »Ich kann nicht weiter so tun, als ob ich zum Jetset gehöre, verstehen Sie«, erklärte sie Mr. Blaney.
    »Aber Elsie …«, die Blaneys und sie nannten sich schon längst beim Vornamen, »wir wären nur zu glücklich gewesen, Ihnen einen Vorzugspreis zu machen, wenn wir gewußt hätten …«
    »Das ist sehr lieb von Ihnen, aber es hätte meine Entscheidung nur ein bißchen hinausgezögert. Ich bin nicht direkt pleite«, erläuterte Elsie; schließlich hatte James gesagt, sie hätte genug zum Leben, wenn ihre kleinen finanziellen Unebenheiten wieder ausgebügelt sein würden, »aber wenn ich in Dooneen bleiben will, brauche ich Arbeit. Und ich will bleiben.« Die Blaneys blickten sie unsicher und etwas besorgt an. »Ich hätte Sie nie darum gebeten, wenn ich nicht wüßte, daß Sie dringend jemanden an der Bar brauchen; bitte, versuchen Sie es doch mit mir, Sie können mir ja jederzeit kündigen, wenn ich nichts tauge, aber ich hoffe, daß ich mich nach wenigen Tagen wieder eingearbeitet habe. Ich kenne natürlich all diese neumodischen Cocktails nicht, aber diese Bildungslücke läßt sich bestimmt rasch schließen …«
    »Es ist nicht das«, wehrte Mrs. Blaney ab, »es ist … nun, Sie sind ein Gast unseres Hotels.«
    Sie zögerte verlegen. Elsie dachte, sie wüßte warum.
    »Sie meinen

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