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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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Wind aus den Segeln genommen hätte – aber Mr. Radokov leider nicht. Was immer man von ihm halten mochte, durchschnittlich war er gewiß nicht. Ihre Unterhaltungen verliefen meist ungefähr so:
    »Ach, und kleines Hund teilen Zimmer mit Ihnen?« Breites Lächeln für Cucullan, der beim Anblick des Wikinger-Vollbartes sofort mürrisch die Ohren hängen ließ, im übrigen aber eine ebenso bewundernswerte Selbstbeherrschung bewies wie seine Herrin. »Das sein kein gute Art, Langeweil zu vertreiben!«
    »Oh, Cucullan langweilt sich nie.«
    Bei solchen Antworten zuckte es immer spöttisch um Mr. Radokovs Mundwinkel.
    »Ich nicht sprechen von ihm. Er sein frei, er nicht haben diese stupide Konventionen, die Menschen immer stehen im Wege. Einigen Menschen! Ich nicht können glauben, Mrs. Brown, daß Sie wie indische Witwe sein und sich haben verbrennen lassen auf Scheiterhaufen von Mr. Brown. Auch wenn Mr. Brown sehr hochgeschätzter und vielgeliebter Gatte war.«
    Elsie, nun ganz das naive Landpomeranzchen, rief fröhlich: »O ja, davon hab' ich gehört, so eine schreckliche Sitte, nicht wahr?«
    Aber Mr. Radokov ließ sich nicht so leicht hinters Licht führen und war auch leider gar nicht abzuwimmeln. Eines Tages, als sie wieder mal versuchte, ihn mit irgendwelchen nichtssagenden Plattheiten abzuspeisen, lachte er plötzlich laut auf.
    »Mrs. Brown, ich glauben, Sie sich langweilen selbst zu Tode mit solchen Reden. Bitte, Sie nicht dürfen das tun, es ist Eigen-Tortür, und es auch nicht sein komisch. Aber ich bewundern trotzdem Ihr Theaterspiel.« Elsie brach in ein helles Lachen aus, als sie sich so durchschaut sah. »Aha«, nickte Mr. Radokov zufrieden, »eins für mich, ja?«
    »Und Sie«, meinte Elsie, noch immer lachend, »langweilen mich zu Tode ohne jedes Theaterspielen, und das finde ich auch nicht komisch.«
    Mr. Radokov schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
    »Eine Frau nicht sollen Tiefschlag versetzen, das sein höchst unfair.«
    »Das kann Ihnen nur guttun«, erwiderte Elsie mit einem anzüglichen Lächeln, das dem seinen in nichts nachstand. »Und im übrigen, wenn Ihnen Ihre eigene schöne Frau nicht ausreicht, dann gibt es genug hübsche Mädchen …«, es klang zwar ein bißchen nach einer Aufforderung, alle jungen Mädchen im Umkreis zu vernaschen, aber da Mr. Radokov solche Aufforderungen offensichtlich sowieso nicht brauchte, konnte man es ruhig sagen, »… bei denen Sie Ihr Glück versuchen können, also lassen Sie gefälligst die Großmütter in Ruhe. Aber vielleicht mache ich mir Illusionen, vielleicht benützen Sie mich nur als Versuchsobjekt, um nicht aus der Übung zu kommen.«
    Mr. Radokov schüttelte wieder den Kopf.
    »Die schöne Ehefrau, die hübschen Mädchen, die reife, heißblütige Frau … jede auf andere Art begehrenswert.«
    »Für einen so vielbeschäftigten Mann sind Sie wirklich gut in Form, aber ich kann Sie nur warnen: Sie verlieren Ihre Zeit mit mir. Denn abgesehen von allem anderen, habe ich sehr altmodische Ansichten, die ich nicht gewillt bin zu ändern. Warum können Sie den Unsinn nicht lassen? Dann wären Sie nämlich ganz nett, und ich würde mich bestimmt gerne gelegentlich mit Ihnen unterhalten.«
    Aber Mr. Radokov lächelte und schüttelte zum drittenmal den Kopf. »Ich verlieren nie meine Zeit.«
    Cucullan knurrte und ging hinaus. Elsie wäre ihm gefolgt, wenn ihre Pflicht sie nicht daran gehindert hätte. Radokovs Benehmen war einfach beleidigend, aber abgesehen davon, ging es ihr auch gegen den Strich, daß seine lüsterne Phantasie sich an einem so ungeeigneten Objekt, wie sie es war, entzündete. Als biedere reife Frau sollte sie eigentlich nicht mehr in Betracht kommen. Und es war noch nicht mal ein besonderes Kompliment, seine Aufmerksamkeit zu erregen, weil es ganz klar war, daß er jeder Frau nachstieg, die noch nicht mit einem Bein im Grabe stand. Und sogar eine Frau, die auf Mr. Radokov scharf war, dachte Elsie, während sie – passenderweise – einen Cocktail für Zilla Radokov mixte, wäre schlecht beraten, auf Mr. Radokovs Annäherungsversuche einzugehen, angesichts dieser Pantherin, die, nach allen äußeren Anzeichen zu schließen, nur zu bereit war, jede Rivalin mit ihren Krallen in Stücke zu reißen.
    Glücklicherweise war die Pantherin noch nicht auf den Gedanken gekommen, daß Elsie als Rivalin in Frage kommen könnte. Sie sah in ihr nichts weiter als eine getränkespendende Maschine, und das war auch gut so. Doch heute schien sie aus

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