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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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nach London zurückkommen.«
    »Sie wird zurückkommen, das verspreche ich dir, und wenn ich Gewalt anwenden muß«, versicherte Jill grimmig.
    »Ich glaube, dein unerwartetes Auftauchen wird schon genügen, um sie zur Vernunft zu bringen.« James schloß verzweifelt die Augen, um den Zeitungsartikel nicht mehr sehen zu müssen. Er fing an, eine ausgesprochene Abneigung gegen die Presse zu entwickeln. »Was sollen wir um Himmels willen unseren Bekannten sagen? Wie können wir ihnen erklären, daß unsere verwitwete Mutter ein Barmädchen ist.«
    »Wir können es nicht erklären«, grinste Dina zufrieden, »wir sind für alle Zeiten als Rabenkinder gebrandmarkt, die ihre alternde Mutter ins Armenhaus geschickt haben, aber das soll mir egal sein, solange ich Mammi unversehrt zurückbekomme.«
    Jill meinte besänftigend: »Wenn du dir die Sache in Ruhe überlegst, James, mußt du zugeben, daß wir alle noch mit einem blauen Auge davongekommen sind.« Und obwohl James' düstere Miene sich nur um ein weniges erhellte, nickte er doch langsam und zustimmend mit dem Kopf, was ihn aber natürlich nicht daran hinderte, sich weiter Sorgen zu machen. Die peinlichen Konsequenzen, die sich noch aus dem Verhalten ihrer Mutter ergeben konnten, waren schließlich schier unübersehbar, und er fand die Reaktion seiner eigenen Frau einfach unverständlich. Pamela machte doch weiß Gott den Eindruck, als ob diese ganze schmachvolle und verrückte Affäre sie amüsierte, und als sie erfuhr, daß ihre Schwiegermutter stante pede nach London zurückverfrachtet werden sollte, seufzte sie unerklärlicherweise: »Ach je, der arme liebe Schatz!«
    Dina ärgerte sich nicht minder über ihren Bräutigam, der spöttelte, er hätte nie gedacht, daß Cucullan ein so politisch engagierter Hund sei. Sie fand den Scherz höchst unangebracht und reagierte eisig. »Verzeih mir, Eric, aber ich bin noch nicht imstande, die komische Seite der Sache zu sehen. Der Gedanke, daß die arme Mammi sich allein in der Fremde versucht durchzuschlagen, ist mir einfach entsetzlich.« Sie war ganz zerknirscht. »Na, aus Schaden wird man klug. Von nun an werden wir sie wie ein rohes Ei behandeln und furchtbar taktvoll mit ihr umgehen.«
    Jills Bräutigam dagegen benahm sich tadellos, wie auch nicht anders zu erwarten. Jill war etwas nervös, als sie ihn anrief, um ihm mitzuteilen, daß sie sofort nach Dooneen abführe.
    George Dundon enthielt sich jeglichen Kommentars am Telefon, aber er dachte sich seinen Teil. Wenn es nach ihm ginge, so konnte diese unmögliche Person sich zu einem Barmädchen und zu noch was Schlimmerem erniedrigen, solange nur das Irische Meer zwischen ihm und ihr lag. Er beruhigte sich damit, daß weder seine Eltern noch seine Freunde diese peinliche Zeitungsnotiz mit seiner künftigen Schwiegermutter in Verbindung brachten. Er würde Jill warnen müssen, diskret zu sein, aber jetzt, wo das weichherzige Mädchen so begeistert war, seine Mutter wiedergefunden zu haben, war nicht der richtige Augenblick dazu. Er begnügte sich mit den Worten: »Natürlich mußt du fahren, Liebling.« Jill seufzte erleichtert auf und sandte ihm einen Kuß durchs Telefon. »George, Liebling, ich rufe dich gleich morgen an, sobald ich mit Mammi wieder da bin.«
    Elsie, Cucullan zu ihren Füßen, wusch die Gläser in der leeren Bar ab, als ihr Nesthäkchen theatralisch hereingestürzt kam – aber sie zerbrach nicht mal ein Glas. Entgegen James' Erwartungen war Elsie nämlich auf das Erscheinen von einem oder von allen dreien ihrer Kinder durchaus vorbereitet. Ein gebissener Minister kann unmöglich der Aufmerksamkeit der Presse entgehen, besonders nicht in der Sauregurkenzeit. Jill rannte auf sie zu, umarmte sie so stürmisch, daß ihr fast die Luft wegblieb, und rief: »Oh, du verrückte kriminelle Mammi! Wir waren absolut außer uns deinetwegen. Beeile dich, und pack deine Sachen.«
    Elsie war gerührt: »Mein geliebtes Nesthäkchen!« und umarmte sie ebenfalls kräftig. Doch keins ihrer drei kostbaren Kinder hätte es fertiggebracht, Elsie Brown zu überreden, Dooneen zu verlassen, denn das Ungewöhnlichste, das Wunderbarste war geschehen: Elsie hatte sich verliebt.

SIEBENTES KAPITEL
    Elsie Brown war natürlich in den ruhigen Mann verliebt, der sich mit Cucullan angefreundet hatte. Ja, mehr noch, sie wußte jetzt, daß er ihr schon vom ersten Tag an sehr gefallen hatte. Er kam fast jeden Abend und trank immer am selben Ecktisch in der Bar seine Flasche Bier. Nachdem

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