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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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geringsten inneren Zweifel angenommen. Es war ihr nur unbegreiflich, wie sich dieser Gentleman ein so einfaches, naives, irisches Mädchen zur Frau wünschen konnte. Sie hatte Angst gehabt, sich seiner nicht würdig zu erweisen, und diese Angst, das wußte sie, hatte sich leider als nur zu berechtigt erwiesen, obwohl Mr. Brown mit seinen behutsamen und liebevollen Belehrungen alles versucht hatte, um aus ihr einen ernsthaften Menschen zu machen.
    Seltsamerweise stellte sich heraus, daß London gar nicht so großartig war. In mancher Hinsicht fühlte man sich sogar einsamer als in Dooneen, wo jeder jeden kannte, während man in London – wie Mr. Brown ihr wieder und wieder einschärfte, weil sie es so leicht vergaß – sehr aufpassen mußte, mit wem man umging. Aber in ihrem Häuschen und mit Mr. Brown war sie eigentlich immer sehr glücklich gewesen. Niemand konnte sich einen besseren Ehemann wünschen.
    Sie zerdrückte die letzte Träne Mr. Brown wäre es gar nicht recht gewesen, sie so unglücklich zu sehen. Sie ging wieder entschlossen den störrischen Ranken zu Leibe, weil ihm das bestimmt gefallen hätte. » Lalala, und die Sonne ist da …« sang Elsie, die sich an die Lieder ihrer Kindheit nur noch sehr vage erinnerte. » Tralala über den Hü-ügeln von Irland  …«, aber es gelang ihr nicht, die nötige Wehmut in die Worte zu legen, denn die Sonne von Irland hatte ihr all diese Jahre eigentlich nicht im geringsten gefehlt.
    Die Großeltern hatten nach der Heirat das Hotel verkauft und waren beide im Abstand von wenigen Tagen an der Grippe gestorben, gerade zu der Zeit, als Elsie im Krankenhaus James das Leben schenkte. Mr. Brown hatte sie getröstet, alles arrangiert, war selbst nach Dooneen gefahren, um bei der Beerdigung dabeizusein, und hatte die zweihundert Pfund – denn aus mehr bestand die großelterliche Erbschaft nicht – auf einem Postscheckkonto sicher angelegt. Ja, so war eben Mr. Brown – genau wie dieser Mann, der die Welt auf seinen Schultern balanciert. »Atlas!« murmelte Elsie laut und voller Stolz auf ihre Bildung. Sie spannte die Finger fester um die Gartenschere und blickte plötzlich voller Entsetzen auf den Boden. Da lag eine wunderschöne Ranke vorzeitig im Gras … So bin ich eben, dachte Elsie und überschüttete sich wie so oft mit Selbstvorwürfen. Unbedacht und dumm. Und niemand, nicht einmal James, Dina oder Jill – die höchstwahrscheinlich alle drei inzwischen den Artikel gelesen hatten – konnten auch nur ahnen, wie unbedacht und dumm sie war, denn die Sache mit dem Wagen war noch das Harmloseste von allem.

ZWEITES KAPITEL
    Elsie fielen all ihre Schandtaten wieder ein. Sie blickte nachdenklich auf die Rosenranke, die nun nie mehr blühen würde - eigentlich war es ein ganzer Rosenzweig –, und bückte sich nach ihr, wobei sie sich in den Finger stach. Recht geschieht mir, dachte sie.
    »Wär' Mr. Brown noch am Leben«, sagte sie zu Cucullan und saugte an ihrem wunden Finger, »saß' ich nicht so tief in der Patsche.«
    Cucullan bellte kurz. Er hatte Mr. Brown nicht gekannt. Oder genauer gesagt, wäre Mr. Brown noch im Haus, gäbe es keinen Cucullan. Elsies Gewissen schlug gewaltig wie so oft in den letzten achtzehn Monaten, es war fast wie eine Art Magenkrampf. Sie hatte natürlich ihren Mr. Brown sehr geliebt und geschätzt, und sie war tief betrübt gewesen, als er starb.
    Aber sie konnte nicht leugnen, daß sie sich seit einiger Zeit, obwohl sie ihn weiterhin sehr vermißte und auch wußte, daß er sie zu ihrem eigenen Besten mit strenger Hand gelenkt hatte, wie ein Kind fühlte, das die Schule schwänzte. Und was lag näher, als hinzugehen und sich die beiden Wünsche zu erfüllen, die ihr Mr. Brown in seiner Weisheit immer abgeschlagen hatte!
    Der erste Wunsch war ein eigenes Auto. Am Anfang ihrer Ehe, nachdem sie den Führerschein gemacht hatte, ließ sich Mr. Brown von ihr fahren. Doch nach vier oder fünf Dellen in der Karosserie hatte er diesem Vergnügen ein Ende gesetzt.
    »Ich mache mir nicht etwa um den Wagen Sorgen, mein Liebes«, hatte er ihr erklärt, »sondern um dich. Ich möchte mein kleines irisches Mädchen nicht so schnell verlieren. Es gibt einfach Menschen, die nie zuverlässige Autofahrer werden, und zu denen, fürchte ich, gehörst auch du.«
    Und, Hand aufs Herz, sie hatte wirklich kein Auto kaufen wollen – höchstens mal mit der Idee gespielt, sie dann aber gleich wieder verworfen. Es wäre doch unrecht, etwas gegen den

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