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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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wenig für so'n schönen Hund?« Der gräßliche Bengel lachte hämisch. »Ich verkauf ihn nur, weil ich zu Hause noch 'ne ganze Meute hab', aber so billig kriegensen nich.«
    Sogar in diesem hoffnungslos zerschundenen Zustand hatte der kleine Hund den Mut eines Löwen. Er richtete sich auf und knurrte seine Peiniger an. Elsie betrachtete ihn zum erstenmal genauer, und er erwiderte ihren Blick. Er entblößte sein Gebiß, gab einen merkwürdigen Knurrton von sich und wedelte mit dem Schwanz. Aber nein, er hatte gar nicht geknurrt, er hatte gelacht! Der Hund konnte lächeln! Elsie feilschte ein wenig, aber nicht lange. Der löwenherzige Hund durfte keine Minute länger diesen Demütigungen ausgesetzt bleiben. Sie willigte ein, einen halben Pudelpreis für seine Freiheit zu zahlen, und fürchtete schon, auch die andere Hälfte noch loszuwerden, sobald sie ihre Handtasche öffnen würde, aber ihr Hund, den sie sofort vom Laternenpfahl losknüpfte, stieß pfeilgerade an ihre Seite und fixierte drohend ihre gemeinsamen Gegner. Die Burschen warfen ihr grinsend das Ende des Stricks zu und sagten höhnisch: »Die Leine kriegense gratis«, dann liefen sie im Bewußtsein ihrer eigenen Schläue grölend davon.
    Elsie hockte sich vor den Hund und nahm ihm den Strick ab, dann legte sie die Arme um ihn, damit er wüßte, daß er nun geborgen war und geliebt würde. Er leckte ihr das Gesicht kurz mit seiner rauhen Zunge ab und schüttelte sich kräftig, als wollte er sein ganzes vergangenes Leben abschütteln, das bestimmt kein sehr schönes gewesen war, und als Elsie sagte: »Komm nach Hause, mein Hund!«, folgte er ihr brav bei Fuß. Es war ein erstaunlicher Hund. Schon auf dem Nachhauseweg fiel ihr plötzlich der Name für dieses intelligente, mutige Tier ein. »Cucullan!« rief sie aus. Er schien diesen neuen Namen – wahrscheinlich der erste Name, den man ihm je gegeben hatte – sofort zu akzeptieren. Er war ein einzigartiger Hund. Er folgte ihr mit großer Selbstverständlichkeit ins Haus, und nachdem sie ihm alles gezeigt, ihm ein Bad gemacht und zu fressen gegeben hatte, schnüffelte er eine Weile im Wohnzimmer herum und sprang dann auf den bequemsten Sessel, um sich ein wenig auszuruhen. Er benahm sich ganz so, als ob er eben auf einer Hundeschau den ersten Preis gewonnen hätte. Er war ein wunderbarer Hund.
    Ihre Familie dagegen war von Cucullan – wie Elsie schon befürchtet hatte – ebensowenig begeistert wie von ihrem Auto.
    Als Jill am Abend nach Hause kam, bellte er sie wütend an, bereit, seine Herrin und sein Zuhause bedingungslos zu verteidigen. Jill kam zuerst aus dem Lachen nicht heraus, dann aber erkundigte sie sich: »Um Himmels willen, was ist das für eine Rasse?« Cucullan hatte ein mahagonibraunes struppiges Fell mit weißen Flecken und kurze Beine. Wahrscheinlich war er eine Kreuzung zwischen einem Airdaleterrier und einem Cockerspaniel, vielleicht kam auch noch ein Schuß Dackel dazu. Aber wen interessierte das schon? Hauptsache, er hatte einen treuen Blick und ein goldenes Herz. Cucullan war mehr wert als tausend süße Pudel! Als auch Dina, die später am Abend kam, sich von ihrem Lachanfall erholt hatte, fragte sie: »Und warum hast du ihm so einen exotischen Namen gegeben?« Elsie erklärte, Cucullan sei ein berühmter Krieger aus der keltischen Mythologie, woraufhin Dina nur trocken bemerkte, sie hoffe, der Hund erweise sich als Pazifist. James sagte wieder nur: »Man hat dich übers Ohr gehauen.« Aber diesmal fügte er noch hinzu: »Mammi, du mußt vernünftig sein, Vater hat dir genug Geld zum Leben hinterlassen – aber du mußt sparsam damit umgehen.« Dann meinten alle drei unisono: »Du darfst dich nicht immer anschmieren lassen.« Und: »Du darfst uns auch nicht so viele teure Geschenke machen.« Als sie versuchte zu protestieren, ließ man sie gar nicht zu Worte kommen. Die drei wiederholten nur: »Du kannst es dir einfach nicht leisten.«
    Elsie blickte Cucullan an, der mit seinem treuen Blick zu ihr aufschaute und sie bewachte: »Wir sind in Ungnade gefallen!«
    Ach, es wäre sehr viel besser gewesen, wenn sie auf ihre Kinder gehört hätte, wie sie auf Mr. Brown gehört hatte (natürlich mit Ausnahme von Cucullan, den mußte sie einfach retten). Der Ursprung allen Übels war die Tatsache, daß sie zum erstenmal in ihrem Leben selbständig über ihr Geld verfügen konnte (Mr. Brown hatte ihr zwar Haushaltsgeld gegeben, jedoch an jedem Wochenende freundlich, aber bestimmt mit ihr

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