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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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Albtraum ist mein ständiger Begleiter. Was, wenn eine Pflegerin ausfällt? Wer wird die Eltern betreuen, bis Ersatz kommt?
    Ich kann das auf gar keinen Fall leisten. Einerseits bin ich nicht in der Lage, die körperliche Pflege zu übernehmen, andererseits ist mein Leben zeitlich so eng getaktet, dass ich nicht einfach von heute auf morgen aussteigen kann – auch nicht einen einzigen Tag. Unmöglich! Abgesehen davon halte ich es mittlerweile nur noch kurz in der Wohnung meiner Eltern aus. Ich habe verstanden, dass all meine Bemühungen, sie optimal zu versorgen, nichts an ihrem Zustand ändern. Mein Vater bleibt mürrisch und depressiv, meine Mutter ist nicht mehr sie selbst und durchlebt die Hölle in ihrem Kopf. Es ist mir nicht gelungen, ihre Lebensqualität sichtlich zu verbessern. Diese totale Hoffnungslosigkeit in ihren Gesichtern, das Leid, das sie durchleben müssen und die Wut meines Vaters, die sich immer wieder einen Weg nach außen sucht, kann ich nicht mehr ertragen.
    Unser Leben ist aus dem Gleichgewicht geraten.
    Erste körperliche Belastungssymptome
    Abends liege ich im Bett, tausend Szenarien spielen sich in meinem Kopf ab. Plötzlich nehme ich ein Brummen wahr. Es stört mich, da es nicht mehr aufhört. Jens liegt lesend neben mir.
    »Sag mal, hörst du das Brummen auch?«, frage ich.
    »Wie bitte?«, gibt er zurück. »Was für ein Brummen?«
    Na klar, er hört nichts. Ich hab ein viel besseres Gehör als er. Das haben wir schon öfter festgestellt.
    »Wahrscheinlich arbeiten die wieder nachts an den Bahngleisen«, mutmaße ich.
    Jens kann das nicht wirklich glauben, widerspricht aber nicht. Tatsächlich fuhren die letzten Abende einige Arbeitszüge am Haus vorbei. Die Gleise sind nicht weit entfernt.
    Mit dem Brummen im Ohr kann ich nicht einschlafen. Ich stopfe mir Watte in die Ohren, in der Hoffnung, dass der Lärm nachlässt. Aber das Geräusch ist hartnäckig. So liege ich die halbe Nacht wach.
    Gleich am nächsten Morgen will ich mich bei der Bahn beschweren. Ich bin total sicher, dass in der Nähe ein Triebwagen läuft. Doch das Geräusch ist verschwunden, was meiner Theorie noch mehr Vorschub leistet.
    Am kommenden Tag treffe ich eine Nachbarin auf der Straße. Ich konfrontiere sie mit meiner Beobachtung.
    »Sag mal, hörst du das auch? So ein Brummen nachts. Kommt wahrscheinlich von den Gleisen«, sage ich.
    »Nö! Ich höre nichts. Aber vielleicht hörst du ja besonders gut«, witzelt sie und lacht. Dann wird sie ernst. »Geh doch mal zum Ohrenarzt«, rät sie.
    Die Idee finde ich gar nicht schlecht. So vereinbare ich gleich einen Termin beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt.
    Am nächsten Tag sitze ich dem Arzt gegenüber und erzähle ihm meine Geschichte mit der Bahn und dem nächtlichen Brummen.
    »Können wir mal einen Hörtest machen?«, frage ich.
    Er schickt mich zu seiner Mitarbeiterin, die mir verschiedene Töne ins Ohr spielt. Die Auswertung des Hörtests überrascht mich zunächst nicht.
    »Sie hören sehr gut«, meint der Arzt. »Man könnte sagen hundert Prozent Hörfähigkeit.«
    »Sehen Sie! Wusste ich es doch«, erwidere ich erfreut. »Wahrscheinlich kann ich Geräusche hören, die andere nicht hören.«
    »Ja, das stimmt schon. Aber das ist bestimmt nicht die Bahn«, sagt er vorsichtig. »Haben Sie Stress im Moment?«, fragt er dann.
    »Ich? Nein! Gar nicht. Mir geht es gut!« Ich grinse ihn an.
    Doch, mir geht es gut. Was hat er denn nur? Dass Ärzte aber auch immer so hartnäckig mit der Stressnummer ankommen müssen, wenn sie etwas nicht erklären können!, denke ich.
    »Wissen Sie«, sagt der Arzt gedehnt, »ich bin sicher, Sie haben einen Tinnitus.«
    »Was?«, frage ich. Das bekommen doch nur Leute, die ständig zu nahe an Lautsprechern stehen. »Woher soll das denn kommen?«
    »Eigentlich ist ein Tinnitus auf Stress zurückzuführen. Vielleicht ist Ihnen Ihr Stress nicht bewusst«, erklärt er.
    War das jetzt eine indirekte Frage?, denke ich bei mir, lasse das Gesagte aber so stehen.
    Er gibt mir ein paar Entspannungstipps und rät mir, wenn sich die Symptome nicht bessern, zu einer Therapie mit Infusionen. So richtig habe ich nicht verstanden, woher mein Problem kommt und was ich dagegen machen kann. Verwirrt verlasse ich die Praxis.
    Tatsächlich ist das nicht das einzige Problem, mit dem ich kämpfe. Immer wieder habe ich Herzrasen. Meist kurz vor dem Einschlafen. Wenn das Gedankenkarussell sich dreht, schießt urplötzlich Adrenalin ins Blut, und mein Herz schlägt wie

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