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Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition)

Titel: Mutter, wann stirbst du endlich?: Wenn die Pflege der kranken Eltern zur Zerreißprobe wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rosenberg
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verrückt. Ich mache mich gleich nach dem HNO -Termin auf den Weg zu meiner Hausärztin. Eine Routineuntersuchung ist sowieso längst überfällig. Es wird festgestellt, dass ich einen extrem hohen Blutdruck habe. Auch die Hausärztin erkennt schnell, dass bei mir keine physischen Probleme vorliegen.
    »Das muss wohl der Stress sein«, erklärte sie in der Sprechstunde.
    »Ja, möglicherweise«, gebe ich zurück. »Der ganz normale Wahnsinn halt. Kinder, Arbeit und die Eltern. Das kann schon mal zu viel sein.«
    Aber wie soll ich das ändern? Gibt es da ein Rezept? Nein – natürlich nicht! Wieder bekomme ich ein paar Entspannungstipps. Fast hätte ich laut gelacht. Wie soll ich das denn machen? Gern würde ich die Ärzte mal zu mir einladen und mit ihnen gemeinsam ihre Entspannungstipps ausprobieren, während meine Mutter um Hilfe ruft und mein Vater mit den Türen knallt.
    Geldprobleme
    Schon beim Ankommen zu Hause habe ich Bluthochdruck und Tinnitus vergessen. Mein Vater wartet bereits im Treppenhaus auf mich.
    »Ich brauch wieder Geld«, sagt er.
    Seit Monaten geht er nicht mehr selbst zur Bank. Aus diesem Grund hebe ich regelmäßig Geld von seinem Konto ab, damit er in der Lage ist, Kleinigkeiten allein zu bezahlen. Eigentlich braucht er kaum Geld, da ich die Einkäufe für die Eltern erledige und die Apotheke Rechnungen schickt. Aber für ihn ist es wichtig, eigenständig sein zu können. Es gibt ihm das Gefühl, noch die Zügel in der Hand zu halten. Ab und zu steckt er seinen Enkelkindern Geld zu, oder er bezahlt die Fußpflege, die regelmäßig ins Haus kommt.
    Mein Vater hat alle Vollmachten auf mich übertragen, damit ich die Finanzen für ihn und meine Mutter erledigen kann. In dieser Sache haben sich die beiden sehr gut organisiert. Irgendwann haben sie mich gefragt, ob ich das für sie machen könnte, falls die Bankgeschäfte meinen Vater irgendwann überfordern würden. Mich hat das sehr geehrt, dass sie so viel Vertrauen zu mir hatten. Und natürlich habe ich ihnen meine Hilfe zugesichert. Mittlerweile empfindet mein Vater meine Dienste nicht mehr als Hilfeleistung, sondern fühlt sich bevormundet.
    »Okay. Wann brauchst du es?«, frage ich ihn.
    »Morgen«, sagt er bestimmt.
    »Äh … das ist aber komisch. Ich habe dir doch vor einer Woche hundert Euro gegeben. Wo sind die denn?«, will ich wissen.
    Da wird er ungehalten und fährt mich an: »Muss ich jetzt Rechenschaft über meine Ausgaben abgeben? Bin ich schon entmündigt?«
    »Nein, bestimmt nicht. Ich wundere mich lediglich«, versuche ich zu erklären. Ich lasse mich nicht provozieren, deswegen gehe ich nicht näher auf seine Worte ein.
    Die finanzielle Situation meiner Eltern ist mit der Zeit alles andere als rosig geworden. Die Pflege, die Umbauten und all die aufwendigen Betreuungsvarianten fressen ihre Ersparnisse auf. Obwohl es kaum eine Förderungsmöglichkeit gibt, die ich nicht genutzt hätte, ist ein Ende der wirtschaftlichen Möglichkeiten absehbar. Doch das will ich jetzt nicht diskutieren. Genau genommen will ich das Thema Geld überhaupt nicht bereden, denn mein Vater hat Probleme genug. Er soll sich darüber keine Sorgen machen müssen.
    Eine Woche später sind die 200 Euro wieder weg. Mein Vater fängt mich im Treppenhaus ab und bittet mich erneut, Geld für ihn abzuheben.
    »Wie? Schon wieder? Was machst du denn damit?«, frage ich ihn.
    Da wird er stocksauer. »Es ist mein Geld. Ich kann damit machen, was ich will. Jetzt muss ich noch vor meiner Tochter Rechenschaft ablegen«, schimpft er und knallt die Wohnungstür hinter sich zu.
    Das kann ich so nicht stehen lassen. Ich folge ihm in die Wohnung und finde ihn im Schlafzimmer, wo er hektisch seinen Schrank durchsucht.
    »Ich verstehe nicht, wo das Geld hin ist«, murmelt er. »Aber ich finde schon noch ein paar Euro für mich. Anscheinend kriege ich ja nichts mehr. Bin wohl schon entmündigt!«
    »Das ist doch Quatsch«, entgegne ich. »Ich frage mich nur, wo das Geld bleibt. Vielleicht ist es dir unbemerkt aus der Börse gerutscht, weil du so schlecht siehst.« Ich suche krampfhaft eine Erklärung für das Verschwinden der Banknoten.
    »Jaja! Alt und blöd. Sag’s doch gleich!«
    Er sucht hektisch in seinen Hosen, Jacken und öffnet sämtliche Geldbeutel, die er nur finden kann. Es hat keinen Sinn, mit ihm weiterzudiskutieren. Seine Stimmung werde ich heute nicht mehr ändern. So gehe ich an diesem Tag nicht mehr intensiver auf das Thema ein.
    Am nächsten Tag einigen wir

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