Muttergefuehle
hatten hysterische Lachanfälle vor Supermärkten, wir haben uns gegenseitig Mut gemacht und unterstützt, wenn unsere Männer gearbeitet oder genervt haben. Sie hat mich ins Krankenhaus gefahren und war mein ruhender Pol, als ich meinem Sohn den Ellenbogen ausgehakt habe. Besonders in der ersten Zeit mit Kind war sie lebenswichtig für mich. Und auch wenn wir inzwischen beide wieder arbeiten und uns vor lauter Stress kaum sehen, weiß ich, dass wir immer füreinander da sind.
Ich bin froh, dass ich sie und meine anderen Freundinnen gefunden habe. Einige wenige kannte ich schon vorher, die meisten habe ich in den ersten zwei Lebensjahren meines Sohnes kennengelernt. Neben meinen neuen Freundinnen haben aber auch viele Mütter meinen Weg gekreuzt, die so gar nicht mein Fall waren. Als zum Beispiel bei der Babymassage eine Mutter voller Stolz erzählte, dass ihr Kind immer heulte, wenn sie das Zimmer verließ, und aus mir ein bestürztes »Das ist ja furchtbar« herausbrach, war sofort klar, dass wir nicht das neue Dreamteam werden sollten. Auch mit der unzufriedenen, intoleranten Öko-Bekannten, die mir am liebsten das Abstillen und Impfen meines Kindes per Gerichtsbeschluss verboten hätte, hätte ich mir keinen Zehnerpack H&M-Bodys geteilt.
Und so ein Nachmittag, der ja mit Kind schon unerträglich lang sein kann, geht mindestens zweimal gegen unendlich, wenn ich ihn mit einer Mutter verbringe, die so gar nicht mein Ding ist. Da steche ich mir lieber einmal pro Minute mit dem Finger ins Auge, als mich mit einer Mutter zu treffen, die von nichts anderem als ihrem Kind, Sonderangeboten für ihr Kind, ökogestetem Spielzeug, trilingualer Frühförderung und Heile-Welt-Ernährung sprechen kann.
Ich brauche Mütter mit manchmal kinderlosen Gesprächsthemen, die grobe Witze über ihre Kinder oder ihre Situation machen können, denen ich alles sagen kann, ohne dafür verurteilt zu werden, und die für mich da sind, wenn es brennt. Im Gegenzug bekommen sie das Gleiche von mir. Inzwischen habe ich einen harten Kern an Freundinnen, auf die dieses Profil zutrifft. Und das ist herrlich.
Unter diesen Müttern vergleichen wir nicht aus Neid, sondern aus anatomischem Interesse unsere abgestillten Brüste und, sofern vorhanden, unsere Kaiserschnittnarben. Wir sprechen so offen über körperliche Regionen und Beschwerden, dass Nichtmütter sich laut singend die Ohren zuhalten würden. Diese körperlichen Gespräche fand ich insbesondere in den ersten Monaten mit Kind sehr wichtig, weil so vieles so eklig und anders war, dass ich es gern mit Frauen besprochen habe, die nicht mit Würgereiz, sondern eben auch mit Wochenfluss oder Beckenbodenscheiß zu kämpfen hatten. Und auch emotionale Themen wälzen sich eben am besten mit anderen Müttern. Nur meine Freundinnen mit Kind können in Gänze verstehen, wie sehr es manchmal nervt, wenn der Mann so viel arbeitet beziehungsweise alles falsch macht, wie langweilig zwei Stunden mit Kind zu Hause sein können oder wie aggressiv es machen kann, wenn die Schwiegermutter »Schnucki« zum Kind sagt.
Meine Freundinnen und ich sind ehrlich zu einander. Es gibt kaum etwas, das wir genau gleich machen, und trotzdem fühlt sich keine besser oder schlauer, wenn die andere von ihrem Kind genervt ist oder etwas in Erziehung, Ernährung und Co. anders macht. Es wird nicht verurteilt, sondern miterlebt. Ich finde es auf jeden Fall hilfreich, wenn ich mir abgucken kann, was eine Freundin ihrem Kind kocht, wo sie den Fahrradhelm gekauft hat oder wie sie Konflikte löst. Und das Beste zum Schluss: Wir lachen sehr viel, und ich bin fast am liebsten mit ihnen zusammen, wenn die Kinder nicht dabei sind.
So finde ich die richtigen Freundinnen:
• Ich habe mich mit vielen Müttern getroffen, bis ich diejenigen gefunden habe, mit denen ich gern Zeit verbringe.
• Wenn ich eine Mutter sympathisch finde, hoffe ich nicht darauf, dass ich ihr mal wieder über den Weg laufe, sondern frage direkt, ob sie Lust hat, sich zu verabreden oder Nummern auszutauschen.
• Ich merke bereits an Kleinigkeiten, ob ich jemanden mögen kann oder nicht. Als zum Beispiel eine Mutter ihrer Tochter mit ihrem Rock die Nase geputzt hat, weil sie keine Taschentücher mithatte, war sie mir gleich doppelt sympathisch (praktisch veranlagt und nicht perfektionistisch).
• Ich teste, ob die Mutter den gleichen Humor hat wie ich. Lacht sie, wenn ich über mein nerviges Kind sage, dass ich am liebsten ausprobieren würde, ob es noch
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