Muttergefuehle
lustigem Gebrabbel top gelaunt auf. Später auf dem Spielplatz schaufelt es Sand in einen Eimer, schüttet ihn aus, schaufelt ihn voll, schüttet ihn aus, so lange, bis es zum Abendbrot nach Hause geht. Beim darauffolgenden Zähneputzen und Haarewaschen ertönt im ganzen Haus ein glucksendes Kinderlachen und gleich darauf ein niedliches Schnarchen, das erst am nächsten Morgen durch ein fröhliches Hallo abgelöst wird. O ja, solche Kinder machen mich neidisch, denn mein Sohn kann sich, ich habe die Zeit gestoppt, im Durchschnitt vierundzwanzig Sekunden allein beschäftigen.
Aber auch das macht mich noch nicht komplett fertig. Sehe ich Mütter mit extrem nervigen Wutkindern, die dabei noch völlig entspannt sind, DANN bringt mich das manchmal wirklich fast zum Verzweifeln. Ich habe eine Freundin, die vom Typ eher perfektionistisch und hektisch ist, aber sie ist mit ihrem Kind trotzdem immer so ruhig und fröhlich, selbst wenn es schlimm nervt, dass ich mich mit meiner Haute-Cuisine-Portion Geduld neben ihr oft minderwertig fühle.
Eines Tages, als mein Sohn immer wieder die Wut gekriegt hat, mich haute und an den Haaren zog, bat ich ebendiese Freundin um Hilfe. Per SMS fragte ich sie, wie sie nur so ruhig bleiben könne, wenn ihr Kind seine Grenzen austestet. Ihre Antwort kam erst einen Tag später, weil, Achtung!, ihr Kind am Vortag einfach alles und jeden hauen wollte und sie richtig genervt war. Das habe ich ihr natürlich nicht gewünscht, aber, ehrlich gesagt, hat es mich sehr beruhigt. Und es hat mir bei meinem Umgang mit Neid Recht gegeben: Statt mich selbst dafür fertigzumachen, nicht dünn oder geduldig genug zu sein und durch missgünstiges Starren die Stimmung zu vergiften, sage ich anderen Müttern lieber, dass ich sie für ihren flachen Bauch, ihr allein spielendes Kind oder ihre Geduld bewundere. Das macht die anderen Mütter glücklich und mich auch, denn erstens fühle ich mich nicht wie eine zickige Kolumnistin und bekomme zweitens meistens auch noch hilfreiche Tipps. Neid ist doof und macht keinen Sinn. Und ich arbeite daran, dass er mir noch mehr am Arsch vorbeigeht. Egal, wie der aussieht!
Das mache ich gegen Neid:
• Ich gehe in die Offensive und lobe die Mütter für die Dinge, auf die ich neidisch bin. Das eliminiert alle negativen Energien und Spannungen.
• Ich frage Mütter, die ich um ihre Entspanntheit oder ihre Erziehungsmethode beneide, um Rat. Erstens bekomme ich da schlaue Tipps und zweitens die Gewissheit, dass auch sie beziehungsweise ihre Kinder nicht immer so perfekt sind, wie es scheint.
• Ich sage mir, dass jeder Mensch etwas hat, was ein anderer nicht hat. Dafür, dass ich zu klein bin, ist eine größere Frau vielleicht weniger witzig. Alle Fähigkeiten und Vorteile verteilen sich unter den Menschen so, dass sich alles ausgleicht, daran glaube ich ganz fest.
Wir wären auch ohne Kinder Freundinnen.
Das Glück, wenn Mütter gleich ticken.
Mein Mann ist richtig toll. Ich liebe ihn über alles, und von allen Menschen auf der Welt bin ich am allerliebsten mit ihm zusammen (und mit dem Kind natürlich). Aber es gibt ein paar Dinge, die kann ich mit ihm nicht besprechen. Wenn es um meine Muttergefühle geht zum Beispiel, findet er mich ziemlich oft theatralisch und fatalistisch und versucht regelmäßig, für ihn unangenehme Gespräche nach sehr kurzer Zeit mit einem »Ist doch nicht so schlimm, Hasenfrau« abschließen. Und auch wenn wir uns gestritten haben, würde ich nicht unbedingt ihn anrufen, um mich über ihn zu beschweren. Dafür habe ich zum Glück meine Freunde. Meine zwei besten Freunde sind kinderlos. Die beiden geben sich genau wie der Mann wirklich Mühe, meinen ausschweifenden Gedanken zum Thema Mutterschaft zu folgen oder zumindest nicht einzuschlafen, aber irgendwann haben ich festgestellt: Es gibt Dinge – und die meisten sind in diesem Buch nachzulesen –, die kann nun mal eine Mutter am besten nachempfinden.
Ohne meine Freundinnen mit Kindern im gleichen Alter wäre ich sehr wahrscheinlich des Öfteren vor Wut auf den Mann oder auch vor lauter Muttergefühlen geplatzt. Die für mich wichtigste Freundin lernte ich bereits in der Mitte der Schwangerschaft kennen, und als unsere Kinder, die im Abstand von zwei Wochen geboren wurden, sehr klein und unsere Muttergefühle groß und unheimlich waren, haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht. Wir sind auf Kinderspielplätzen vor Erschöpfung in Tränen ausgebrochen und haben uns getröstet, wir
Weitere Kostenlose Bücher