Mutterliebst (German Edition)
abkaufe? Was versuchen Sie mit diesen monströsen Lügen zu erreichen?“
Reyes-Moreno wirkt alarmiert. „Ich habe keine Ahnung, was Sie damit …“
„Sie wissen ganz genau, wovon ich rede.“ Danielle stemmt die Hände in die Hüften. „Max glaubt jetzt also, dass dieser Junge ihn töten will? Woher, bitte schön, wissen Sie das? Hat er es Ihnen in einer heimlichen Sitzung gestanden? In einem Moment des tiefgreifenden psychologischen Durchbruchs?“ Jetzt ist es mit ihrer Geduld endgültig vorbei. Sie beugt sich nach vorne und stützt beide Hände flach auf den Tisch, direkt vor Reyes-Moreno. Das Geräusch lässt die Ärztin zurückzucken. Danielle beugt sich noch weiter vor, sodass ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von Reyes-Moreno entfernt ist. „Warum sagen Sie mir nicht, was zum Teufel hier los ist, Doktor? Ich werde es nicht eine Verschwörung nennen, wenn Sie es nicht weiter als Wahrheit bezeichnen!“
Reyes-Moreno weicht genau in dem Moment zurück, in dem Dwayne aufsteht und Danielle am Arm packt. Die Ärztin erhebt sich. Sie ist offensichtlich schwer erschüttert. „Danielle, Sie brauchen sofortige psychiatrische Betreuung.“
Danielle wirbelt mit einem harschen Lachen herum. „Das könnte Ihnen so passen. Wenn Ihre Leute mit mir fertig sind, habe ich Schaum vor dem Mund und heule den Mond an.“ Sie wirft ihr einen verächtlichen Blick zu. „Sie werden dafür sorgen, dass mein Sohn sofort aus diesem abscheulichen Pseudo-Krankenhaus entlassen wird, haben Sie mich verstanden? Und wenn ich seine beschissene Krankenakte nicht in einer Stunde in Händen halte, dann hetze ich Ihnen so schnell eine gerichtliche Verfügung auf den Hals, dass sich Ihnen der Kopf dreht.“ Danielle tritt ganz dicht an Reyes-Moreno heran, so dicht, dass sie die Lippenfältchen der Ärztin erkennen kann. „Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“
Reyes-Moreno zuckt nicht mal mit der Wimper. „Sie wollen es sich nicht noch einmal anders überlegen?“
Danielles Stimme ist klar und fest. „Nein.“
Die Ärztin setzt sich, entnimmt einer Akte ein Dokument und reicht es Danielle. „Leider muss ich zugeben, dass wir Ihre Reaktion vorhergesehen haben.“ Danielle entreißt ihr das Papier und überfliegt es. „Unsere einstweilige Verfügung gegen Sie wurde heute Morgen von dem zuständigen Richter bewilligt“, erklärt die Psychiaterin ruhig. „Ich hoffe, Sie verstehen, wie sehr wir bedauern, dass Ihr Verhalten es erfordert, gerichtliche Schritte einzuleiten, um Max zu schützen.“
Danielle wirft Reyes-Moreno einen vernichtenden Blick zu, ihre Stimme klingt stahlhart. „Welche Lügen haben Sie dem Gericht über mich erzählt? Wissen Sie, welche Strafe auf Meineid steht, oder ist Ihnen hier die Wahrheit genauso egal wie das Wohlergehen Ihrer Patienten?“
Reyes-Moreno schüttelt den Kopf. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Wie auch immer, es obliegt Ihnen, das mit dem Gericht auszufechten.“
„Machen Sie sich da mal keine Gedanken“, faucht Danielle. „Ich habe die volle Absicht, Max’ und meine Rechte einzuklagen, und zwar vor einem Gericht.“ Sie streckt sich. „Aber jetzt werde ich erst einmal zusehen, dass ich meinen Sohn von hier wegschaffe.“
Reyes-Moreno hebt eine Augenbraue. „In grober Missachtung der einstweiligen Verfügung?“
Rasch geht Danielle die Argumente durch und die Wahrscheinlichkeit, einen Erfolg zu erzielen, wenn sie gegen die einstweilige Verfügung ankämpft. Sie denkt an die Schulen, die Schuldirektoren, Maitlands Psychiater, die Narben auf ihrem Arm – und jetzt an die vernichtenden Berichte zu Max’ gestörtem Verhalten und Danielles klägliche Weigerung, die elenden Fakten zu akzeptieren. Welcher Richter würde Maitland in diesem Fall nicht von ganzem Herzen recht geben? Der arme Junge braucht dringend die wundervolle Pflege dieser unfehlbaren Einrichtung, und er muss unbedingt von seiner verrückten Mutter ferngehalten werden. Danielle verfügt über keinerlei glaubhafte Beweise, die sie dem Gericht vorlegen könnte, und nach ihrem heutigen Ausbruch besteht auch keine Chance mehr, noch welche zu bekommen. Sie hat keine Zeugen, die sie zu ihren Gunsten aufrufen könnte, außer vielleicht Marianne. Aber selbst wenn Marianne bezeugen würde, dass Danielle eine gute Mutter ist – und Danielle glaubt schon, dass sie das tun würde –, so fürchtet sie sich davor, dass Marianne sie dazu drängen würde, Maitlands Diagnose zu akzeptieren, sobald sie die Einträge
Weitere Kostenlose Bücher