Mutterliebst (German Edition)
Danielle.“ Die Gegensprechanlage summt. Seine Stimme klingt harsch. „Keine Unterbrechungen. Von niemandem.“
„Tony …“
Er hebt eine Hand, sichtbar gequält. „Das Erste, was ich entscheiden muss, ist, ob ich dich oder deinen Sohn überhaupt vertreten kann angesichts unserer … Beziehung.“
„Oh, Tony, bitte. Du musst mir helfen.“ Sie hört selbst die unverhohlene Panik in ihrer Stimme. „Es tut mir so leid – die Lügen, einfach alles …“
„Ich kann jetzt keine Entscheidung treffen“, unterbricht er sie angespannt. „Mein Verstand sagt mir, dass ich besser die Finger davon lassen sollte.“
„Aber du …“
Er hebt erneut die Hand. „Ich lasse dich wissen, wie ich mich entschieden habe, nachdem ich alle Fakten kenne. Also lass uns die Präliminarien hinter uns bringen.“ Er öffnet eine Schublade, der er einen cremeweißen Umschlag entnimmt. Er beugt sich vor und reicht ihn ihr.
Danielle ergreift den Umschlag und schiebt ihren Finger unter das Siegel. „Wie ich hörte, bist du Anwältin“, sagt er trocken. „Zumindest steht deine Kanzlei hinter dir.“
„Ja“, murmelt sie. Lowell hat ihr mitgeteilt, dass die Firma zwar ihre Kaution zahlt und sie nicht feuert – für den Moment zumindest nicht –, doch sie befindet sich im unbezahlten Urlaub, was nur bedeutet, dass sie auf den Ausgang des Prozesses warten, um sie danach rauszuschmeißen. Lowell hat ihr außerdem gesagt, dass die Kanzlei keinerlei Aussagen gegenüber der Presse machen wird, und zu ihrem eigenen Besten hat er sie angewiesen, keinen Kontakt zu ihren Kollegen zu suchen. Sie weiß, dass er sie davor bewahren will, Georgia oder anderen gegenüber, die vielleicht als Zeugen aufgerufen werden, belastende Aussagen zu machen. Sie weiß aber auch, dass er niemanden in seiner Kanzlei auch nur andeutungsweise in einen schmutzigen Mordprozess verwickelt sehen will. Sie blickt Tony an. „Lowell Price ist ein guter Mann.“
Er runzelt die Stirn. „Price? Ich wurde von niemandem namens Price kontaktiert.“
Sie nimmt die dicke, handgeschöpfte Karte aus dem Umschlag und erkennt den eleganten schwarzen Druck und die vertraute Unterschrift mit dem MontBlanc-Füller.
Enttäuschen Sie mich nicht.
E. B. M.
„E. Bartlett?“ Dass er derjenige sein soll, der sich für sie eingesetzt hat, ist beinahe genauso unfassbar wie, dass er es geschafft hat, die Partner dazu zu bewegen, ihre Kaution zu zahlen.
„Bartlett – das ist der Mann, mit dem ich gesprochen habe“, bestätigt Tony. „Ein gerissener Typ.“
Danielle wirft ihm einen schiefen Blick zu, während sie die Karte in ihre Handtasche steckt. „Das ist er.“
„Er sagte auch, dass du geradezu nervtötend ehrlich bist.“
Sie blickt ihm tief in die Augen. „Das stimmt.“
„Natürlich bist du das … Lauren.“ Er wirkt müde, so als wünsche er sich, sie wäre nicht wie jeder Angeklagte, der automatisch behauptet, unschuldig zu sein. Sein Ton ist ganz geschäftsmäßig. „Ehe wir die Fakten durchgehen, möchte ich einen Moment lang die ganze Situation überdenken.“
Danielle nickt. Sein veränderter Tonfall setzt ihr schwer zu. Die braunen Augen wirken jetzt so kalt, so professionell. Er setzt eine Brille auf und blättert die Papiere auf seinem Schreibtisch durch. „Lass uns die Bedingungen deiner Kaution durchgehen. Maitlands einstweilige Verfügung regelt klar, dass du dich weder der Klinik noch deinem Sohn nähern darfst. In zehn Tagen werden ihre Anwälte dafür sorgen, dass sie verlängert wird, zumindest bis der Prozess vorüber ist.“
Sie will etwas sagen, doch er hebt wieder die Hand. „Ich weiß“, murmelt er. „Du willst deinen Sohn sehen – Sam, richtig?“
Sie wird rot. „Max.“
„Max?“ Sein Blick ist kalt. „Unglücklicherweise liefern mir weder die Tatsache, dass du noch am Tag ihrer Ausstellung gegen die einstweilige Verfügung verstoßen hast, noch dein Status als Mutter des Hauptverdächtigen in dem Mord an einem Patienten der Psychiatrie überzeugende Argumente, warum man dir Zugang gewähren sollte. Wenn man bedenkt, dass du dabei erwischt wurdest, wie du versucht hast, mit deinem Sohn vom Tatort zu fliehen, kann ich nicht Wirksames gegen den Verdacht einwenden, dass bei dir eine unmittelbare Fluchtgefahr besteht.“
„Mir ist völlig egal, was sie mit mir machen, aber du musst eine Möglichkeit finden, wie ich Max sehen kann.“ Ihre Stimme bricht. „Er muss vollkommen verzweifelt sein. Er ist aufgewacht und war von
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