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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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eindeutiges Ergebnis erbracht, insofern wissen wir nicht, ob die Wunden selbst zugefügt wurden oder das Resultat eines Mordes sind. Meinem Mandanten wird vorgeworfen, ihn getötet zu haben.“ Sie begegnet seinem Blick. „Ich möchte gerne versuchen, alles herauszufinden, was Sie wissen, damit es vielleicht Licht auf die Sache wirft.“
    Jojanovich schaut auf seinen Stuhl, so als bemerke er ihn jetzt zum ersten Mal. Er setzt sich. „Was in aller Welt hat Sie zu mir geführt?“
    Danielle zieht ein Blatt Papier aus ihrer Handtasche. „Ich habe versucht, ein paar Hintergrundinformationen zu dem Jungen zusammenzutragen, aber alles, was ich gefunden habe, ist dieses Dokument mit Ihrer Unterschrift darauf, welches Sie als den Arzt ausweist, der ihn in die psychiatrische Klinik überwiesen hat – nach Maitland.“
    „Hm.“ Jojanovich nimmt das Papier entgegen. Er zündet eine halb gerauchte Zigarre an, die in einem alten Aschenbecher ruht. Nach ein paar nachdenklichen Zügen studiert er das, was sie ihm gegeben hat. Als er fertig ist, blickt er hoch. „Ich denke, dass Sie einen Fehler gemacht haben, Miss Parkman.“
    „Doktor, wenn Sie sich Gedanken machen um Ihre ärztliche Schweigepflicht …“
    „Nein.“
    „Denn wenn das der Fall sein sollte, so muss ich Ihnen sagen, dass der Patient tot ist, und die ärztliche Schweigepflicht geht nicht über …“
    „Nein, Miss Parkman“, unterbricht er sie. „Das ist nicht der Punkt.“
    Danielle beugt sich vor. „Was dann? Wenn Sie die Bestätigung brauchen, dass ich Anwältin bin …“
    Er schüttelt den Kopf. „Sie verstehen nicht. Ich habe keinen Patienten mit dem Namen Jonas Morrison.“
    Danielle starrt ihn sprachlos an.
    Er lehnt sich im Stuhl zurück. „Außerdem bin ich kein Psychiater, und ich habe auch keine Kinder- oder Jugendpraxis. Habe ich auch nie gehabt.“
    Vollkommen verwirrt studiert Danielle das Papier, das der Arzt ihr zurückgibt. Da steht es doch – schwarz auf weiß. „Doktor, bitte erklären Sie mir das. Das ergibt einfach keinen Sinn. Sind das nicht Ihr Name und Ihre Adresse, die hier als einliefernder Arzt auf Jonas’ Anmeldeformular in Maitland angegeben sind?“
    Jojanovich erhebt sich. „Es tut mir leid, Miss Parkman. Ich würde Ihnen ja gern helfen, aber ich habe keine Ahnung, wo das herkommt, und ich hatte nie einen Patienten mit diesem Namen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden.“ Er geht auf die Tür zu.
    Danielle faltet das Blatt Papier langsam zusammen und steckt es wieder in ihre Tasche. „Doktor, vielleicht erinnern Sie sich an seine Mutter, Marianne Morrison?“
    „Nein, tut mir leid.“
    Die dunklen Zweifel in Sachen Max, die ihr von Iowa hierher gefolgt sind, werden immer größer. Sevillas und Doaks haben recht. Sie ist nur eine weitere verzweifelte Angeklagte, die sich einem aussichtslosen Unterfangen widmet. Alles, was sie bis jetzt erreicht hat, ist dafür zu sorgen, dass sie, sobald sie das Flugzeug verlässt, in Handschellen abgeführt und wieder ins Gefängnis gesteckt wird. Sie hat sich völlig lächerlich gemacht, und diesmal wird der Preis ihre Freiheit sein – und die von Max. Hör auf, ermahnt sie sich streng. Sie muss trotzdem weiterhin alles versuchen. „Lassen Sie sie mich Ihnen beschreiben. Sie ist ungefähr einen Meter siebenundfünfzig groß, blondes Haar, Anfang vierzig …“
    „Nein, ich habe Ihnen gesagt …“
    „Vielleicht wenn Sie ein oder zwei Minuten darüber nachdenken.“
    Jojanovichs dunkle Augen blicken geduldig. „Wie sagten Sie, war ihr Name?“
    „Marianne Morrison.“
    Der Doktor dreht sich zu seinem Schreibtisch um. Die tiefe Falte zwischen seinen Augen droht die Brauen zu einer einzigen buschigen Linie zusammenzuziehen. Sie weiß, dass er ihr nur entgegenkommt, damit sie endlich Ruhe gibt und geht. Offensichtlich gehört er noch zu der Generation Männer, die nicht daran gewöhnt sind, eine Frau aus ihrem Büro zu schmeißen. „Wie redet sie? Wie kleidet sie sich?“
    Danielles Gedanken überschlagen sich. „Sie ist Südstaatlerin, ursprünglich aus Texas. Ihre Kleidung ist sehr teuer und elegant, aber – ziemlich bunt. Sie neigt dazu, maßgeschneiderte Kostüme zu tragen und eine Menge Schmuck.“ Sie forscht in Jojanovichs Gesicht nach einem Zeichen des Erkennens angesichts des erbärmlichen Porträts, das sie da skizziert hat. Die Miene des älteren Mannes ist jedoch völlig ausdruckslos. Danielle entschließt sich, jedes noch so kleine Detail zu

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