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Mutterschuldgefuehl

Titel: Mutterschuldgefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Hartmann
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wunderbare Ausstattung.«
    Â»Der soll wirklich gut sein«, bestätige ich.
    Und komme sofort ins Grübeln. Haben wir uns wirklich auch beim besten Kindergarten für unsere Tochter angemeldet? Den Markus-Kindergarten hatte ich gar nicht bedacht. Er liegt am anderen Ende der Stadt.

Die Qual der Wahl: Welcher Kindergarten soll es sein?
    Leider geht es heute für eine verantwortungsvolle Mutter nicht mehr darum, ganz in der Nähe liebevolles Aufsichtspersonal zu finden, das bei Unfällen zur Stelle ist und mit den Kindern kleine Spiele spielt. Heute geht es darum, den Kindern den optimalen Start in unsere Leistungsgesellschaft zu ermöglichen, die bestmögliche Förderung für ein Kind zu organisieren, die man mit eigenem Geld bezahlen kann.
    Nur - was wollen wir eigentlich fördern? Soziale und motorische Entwicklung sind klar, das ist der Mindeststandard jeder Einrichtung. Aber was halten wir darüber hinaus für wichtig? Was könnte im Leben unserer Kinder später gewinnbringend sein? Es ist gar nicht so einfach, die eigenen Prioritäten zu entdecken. Da muss ich als Erziehungsberechtigte schon ganz genau wissen, was ich in meinem Kind entwickelt sehen möchte. Es gibt ja keinen exakt vorgeschriebenen Weg für die Entfaltung unserer Kinder, es gibt nur das vorgegebene Ziel: dass sie auf jeden Fall, in welcher Richtung auch immer, optimal sein soll.
    Und so stellt sich erst einmal gar nicht die Frage, welche Kita für welches Kind das Richtige wäre. Vielmehr heißt es in dieser Phase der ersten Selektion: Für welchen Typ Eltern ist welcher Kindergarten der richtige? Und da sich bekanntermaßen auch Paare oftmals sehr stark unterscheiden, habe ich der Einfachheit halber die Aufgabe an mich gerissen: Welcher Typ Kindergarten passt zu meinem Mutter-Typ?

    Da haben wir in der Grobkategorie natürlich die städtischen Kindergärten und die konfessionell gebundenen Kitas sowie die Waldorfkindergärten, Montessori-Kindergärten, Waldkindergärten und die betriebsinternen Kindergärten, schließlich gibt es natürlich noch die Elterninitiativen. In den letzten Jahren sprießen auch immer mehr private Einrichtungen wie Pilze aus dem Boden, auch bilingual, die im Namen schon mal gerne Zusätze »Villa« oder »Schlösschen« führen und damit dezent auf das gehobene Preis-Leistungs-Schicht-Verhältnis hinweisen.
    Haben die geneigten Eltern sich dann in der Grobkategorie festgelegt - was nicht einfach ist, das wollen wir betonen -, wird in der Feinkategorie von einem verantwortungsbewussten Elternteil erwartet, das er zahlreiche intensive Besichtigungstermine in ausgewählten Kindergärten wahrnimmt und die jeweiligen Programme und Pädagogikkonzepte der infrage kommenden Institutionen eingehend studiert und bewertet. Und dann, und wirklich erst dann, sollte ein moderner Elternteil sein Kind in die Warteliste der gewünschten Einrichtung eintragen lassen und darf darauf hoffen, zu den Auserwählten zu zählen.
    Angeblich gibt es Mütter, die die Leiterinnen von Kitas umfliegen wie die Motten das Licht und kleine Gefälligkeiten erweisen, um sich eine günstigere Startposition zu ergattern. Andere sollen sich mit Rechtsanwälten in die begehrte Kita einklagen. Ich kenne keine dieser wild entschlossenen Mütter und Eltern persönlich, aber wer weiß? Vielleicht ist das wie mit den Müttern im Internet - sie outen sich nicht.
    Tatsächlich bin auch ich eine kritische Institutionsprüferin, bewege mich aber mit meinen ambitionierten Ansprüchen im Mittelfeld aufmerksamer Müttertesterinnen. Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 »völlig egal« bedeutet und 10 »unangenehm kritisch«, liege ich wahrscheinlich bei 5, weil mein Anspruch recht schlicht daherkommt. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt auf »Natur und Auslauf«. Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, bin mehr der Wald-und-Wiesen-Abenteuerin-Typ, habe meine Beinchen durch wackeren Auslauf im Grünen gestärkt und habe mit den
Kindern der Nachbarschaft faszinierende Spiele und Fantasiereisen gespielt. So ein freies Spielen in der Natur ist das, was ich meinem Kind wünsche. Mit Büschen, Bäumen und abgelegenen Verstecken, damit die Kleinen tuscheln und aufregende Geheimnisse austauschen können. Damit sie ihre ganz eigene Welt erleben dürfen, die eben nur Kindern eigen ist. Mit anderen Worten: Ich suche nach

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