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Muttersoehnchen

Muttersoehnchen

Titel: Muttersoehnchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Fink
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Reihenuntersuchung mit 18.000 DNA-Proben wird der Mörder der elfjährigen Schülerin Christina Nytsch identifiziert.

    UNGLÜCK
    Auf der Bahnstrecke Hannover-Hamburg zerschellen nach einem Radbruch mehrere Waggons eines Intercity-Express-Zuges an einem Brückenpfeiler bei Eschede, 101 Passagiere können nur noch tot geborgen werden.

    RECHT
    Nach einer gesetzlichen Neuregelung haben bei einer Scheidung beide Eltern nun das gemeinsame Sorgerecht für ihre Kinder. Bei nicht verheirateten Paaren steht es nur der Mutter zu.

    TERROR
    Die US-Botschaften in Kenia und Tansania werden durch Bombenattentate fast zeitgleich zerstört, mehr als 200 Menschen sterben.

    POLITIK
    Durch publikumswirksame Auftritte während der Hochwasser-Katastrophe an der Oder sichert Gerhard Schröder einen rot-grünen Sieg bei der Bundestagswahl und wird zum Kanzler gewählt.

    POLITIK
    Das oberste Zivilgericht in London nimmt den Beschluss gegen die Aufhebung des Haftbefehls gegen Pinochet wieder zurück.

    1998: FAMILY AFFAIRS

    FINANZEN
    Aus Geldmangel ist unser Haus immer noch nicht verputzt.

    UNTERHALTUNG
    Unsere beiden Kinder sind begeistert von Guildo Horn. Der tritt beim Eurovision Song Contest an und singt: Guildo hat euch lieb!

    SCHULE
    Lysa wird eingeschult. Diesmal denken wir an die Schultüte.
    FUSSBALL
    Maik bekommt einen neuen Trainer und ein Mädchen in die Mannschaft.

    COMPUTER
    Bei Aldi kaufen wir für 1.998 Mark einen 1,8-Gigahertz-Computer mit 512 MB Ramspeicher. Dafür habe ich seit halb acht Uhr in der Schlange angestanden.

BERUFLICHES
FREIWILLIG GESCHUBST WAS SOLL ICH WERDEN UND WARUM?

    Es drängt meinen Sohn, den Zivivertrag beim Stadtjugendring zu unterschreiben, und es drängt mich, das hinauszuzögern, am besten zu verhindern. Ich wünsche ihm eine größere Herausforderung und mir eine größere räumliche Entfernung. Zum Glück kommt mir Maiks Schlunzigkeit entgegen. Er vergisst immer wieder, das polizeiliche Führungszeugnis zu beantragen, beim Arzt einen Termin für den Gesundheitscheck zu vereinbaren und er verpasst ständig die Bürozeiten des Jugendringleiters, um sich bei ihm erstmal persönlich vorzustellen. Bis zum Jahreswechsel passiert in der Sache nichts Entscheidendes.
    Lysa und ihr Freund Patrick planen ein paar gemeinsame Tage über Silvester bei Patricks Vater, der seit der Trennung von seiner Frau in Süddeutschland lebt. Matthias bekommt die knappe Aufforderung, ab 1. Januar mehr Unterhalt für seinen Sohn zu zahlen und die ausführliche Anweisung, Paul künftig montags und donnerstags vom Kindergarten abzuholen, weil Verena noch mehr für ihre Figur tun will und sich deshalb auch noch beim Lauftreff angemeldet hat. »Das ist ja für einen Freiberufler gar kein Problem«, regt er sich auf.
    Bei Rolf stapeln sich die ADHS-Jungs und die Lese/Rechtschreibschwachen im Wartezimmer; die Jahresstatistik aller angemeldeten Fälle ist auch noch fällig. Unser Herr Sohn arbeitet intensiv an
einem Weihnachtssong und deutlich weniger intensiv für das anstehende Abi. Er will bis Heiligabend Bob Geldofs »Do they know it’s Christmas?« aufgenommen haben und koordiniert dafür Musiker und Sänger aus den umliegenden Ortschaften. Mit argwöhnischem Blick beobachte ich sein Engagement, und mit viel Atü in der Stimme mahne ich täglich mehr Schulfleiß an. Ich selbst langweile mich auch nicht, bis zum Jahresende muss für einige Moderatoren noch Garderobenbudget verbraucht werden. Allenthalben hektische Betriebsamkeit vor der stillen Nacht.
    Dass Maik in der Oberstufe von seinen Lehrern beim Vornamen genannt und dabei gesiezt wurde, gefiel ihm gut. Das halbe Sie kombinierte Vertrautes mit Neuem. Durch diese Ansprache fühlte er sich erwachsener und mehr respektiert. Die 11. Klasse gab dem Jungen neuen Schub, auch weil sie ihm das Ende der Schulzeit in Sichtweite rückte. Das Abitur war nun wieder ein fester Bestandteil all seiner Zukunftspläne, kurz vor dem Ziel aufzugeben doch keine Alternative. Außerdem, so beruhigte er sich und uns, sollte das Zentral-Abi gar nicht mehr so schwer sein, weil ja nun die Schwächsten im Lande das Niveau vorgaben.
    Einige seiner Kumpels waren nach den Sommerferien nicht mehr auf die Schule zurückgekehrt. Aber nur einer ging ab, um tatsächlich eine Lehre anzufangen, die anderen hatten sich auf eine der zahlreichen Berufsbildenden Schulen geflüchtet. Sie nutzten die vielfältigen Möglichkeiten des dualen Bildungssystems, das sie auch zur Allgemeinen Hochschulreife

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