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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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gab es in unserer Küche nicht, außer der ECM Espressomaschine. Siebträger, wohl gemerkt. Ein Vollautomat wäre nichts für uns gewesen. Wir liebten Espresso. Morgens, mittags, abends, nachts. Zu jeder Tageszeit.
    An jenem Morgen verabschiedeten wir uns an der Tür. Ein Küsschen für Franziska, eins für Marc. Ich war wunschlos glücklich! Heute spielt sich dieser letzte Moment, an dem ich ihn lebendig sah, in meiner Erinnerung immer wieder in Zeitlupe ab. Als gegen elf Uhr das Telefon klingelte, war mein erster Gedanke, dass Franziska im Kindergarten von der Schaukel gefallen war und ich sie holen sollte. Es war Sandra Heinkes, Marcs Kollegin.
    »Hanna, Marc hatte einen Schwächeanfall! Der Notarztwagen hat ihn zum Maria Hilf Krankenhaus gefahren.«
    »Wie geht es ihm, was ist denn passiert?«, fragte ich, aber sie konnte mir auch nicht mehr sagen. Nein, ich hatte keine dunkle Vorahnung, kein merkwürdiges Gefühl, dass dieser Tag mein Leben verändern würde. Ich zog mir die Schuhe an, schnappte meine Schlüssel und lief rüber zum Krankenhaus, das sich direkt gegenüber von unserer Wohnung befand. Die Dame an der Information war sehr nett und erklärte mir, wie ich zur Notaufnahme gelangen konnte, da Marcs Daten noch nicht im PC erfasst waren. Warum bleibt in solchen Momenten die Zeit stehen? Die Beine bewegen sich von selbst und das Herz fängt an wie verrückt zu schlagen. Ich war in großer Sorge, aber Angst hatte ich nicht. Ich ging nicht vom Schlimmsten aus. Ich konnte mir nicht erklären, warum Marc einen Schwächeanfall hatte. Ich hoffte, dass wir heute noch zusammen nach Hause gehen konnten.
    »Guten Tag«, begrüßte ich die erste Krankenschwester, die mir entgegen kam, »können Sie mir sagen, in welchem Zimmer Marc Peters liegt?«
    »Ja, setzen Sie sich doch bitte, Herr Doktor ist gleich da.« Ich wartete ungefähr 15 Minuten, bis endlich der Arzt kam. Er sprach mit ruhiger, fast beschwörender Stimme zu mir.
    »Frau Peters, Ihr Mann hatte einen Herzinfarkt.« Dann war das ja viel schlimmer als ein Schwächeanfall! Und wieso nannte er mich Peters?
    »Duplancic ist mein Name, wir sind nicht verheiratet.«
    »Bitte verzeihen Sie. Frau Duplancic, das passiert auch sehr jungen Menschen wie Ihrem Mann.«
    »Ja«, sagte ich kurz und stand auf, »ich will jetzt zu Marc, in welchem Zimmer ist er denn?« Der Arzt hielt mich fest, manövrierte mich auf den Stuhl zurück und schaute mich ernst an.
    »Frau Duplancic, Ihr Mann ist tot!« T O T. Ich hörte die einzelnen Buchstaben, aber sie wollten sich in meinem Gehirn nicht zu einem Wort verbinden. Tot. Was meinte er bloß mit tot? Ich sprang auf.
    »Ich will jetzt zu ihm!« Anscheinend erfüllte ich in dem Moment nicht die Erwartungen des Arztes, ich brach nicht zusammen. Er führte mich zu einem Zimmer am Ende des Flurs. Immer noch hatte ich nicht realisiert, was los war. Und da lag Marc, in diesem weißen Krankenhausbett, und meiner Ansicht nach schlief er. Er musste sich schließlich ausruhen. Ich streichelte seine Locken und sein süßes Gesicht.
    »Was machst du für Sachen? Mach deine Augen auf und lass uns nach Hause gehen.« Ich setzte mich zu ihm ans Bett, küsste ihn, atmete seinen vertrauten Geruch ein. T O T. Die Buchstaben, das weiße Bett, seine geschlossenen Augen. Ganz langsam begriff ich es. Ich weinte. Tränen waren überall. Ich sagte nichts, ich weinte nur.
    Wie ich nach Hause gekommen war, weiß ich bis heute nicht. Lieschen hatte Franziska vom Kindergarten abgeholt und kümmerte sich um mich, um uns und um alles, was mit den Bestattungspapieren zu tun hatte. Bis zu diesem Tag war sie für uns nur unsere Vermieterin gewesen, die in der Wohnung über uns wohnte. Als ihr Mann gestorben war, hatte sie beschlossen, ihre nun viel zu große Wohnung zu vermieten und eine Etage höher zu ziehen. Wir suchten damals als unverheiratetes, schwangeres Paar eine passende Behausung. Mit Hund und ohne Kind hätten wir sicherlich bessere Chancen gehabt. Aber mit einem Baby? Als uns dann Lieschen die Tür zu ihrer wunderschönen, alten Jugendstilwohnung öffnete, wusste ich sofort, dass meine Sorgen unbegründet gewesen waren. Es gibt Menschen, die dir auf den ersten Blick gut tun. Du hast das Gefühl, sie zumindest in einem anderen Leben schon mal getroffen zu haben, und du fühlst dich wie zu Hause. Und so war es. Die Chemie stimmte. Ich hatte einen dicken, kugelrunden Bauch, den man nicht übersehen konnte, und ich kleidete mich extra bauchbetont.
    »Et

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