Muttertier @N Rabenmutter
gemacht?«
»Die sind im Kindergarten und foltern ihre Erzieherinnen«, antwortete Andrea, die genau so glücklich wie ich darüber war, dass unsere zwei Kleinen den Eintritt in den Kindergarten so problemlos gemeistert hatten. Beide hatten ihre ersten zwei Wochen im Kindergarten hinter sich und fühlten sich so wohl, dass sie sich abends im Bett schon auf den nächsten Tag mit ihren neuen Freunden freuten. Da Andreas Mann Arthur beruflich häufig für mehrere Wochen im Ausland war und Andrea deshalb Haushalt, Kinder, Haus und Garten quasi allein stemmte, wollte sie sich mit dem Wiedereintritt ins Berufsleben noch etwas Zeit lassen. Sie wollte die neu gewonnenen Freiräume für verschiedene Projekte am Haus nutzen, die sie schon einige Zeit vor sich herschob.
»Gibt es Neuigkeiten vom Job?«, wollte Andrea von mir wissen, als Mario sich wieder den anderen Gästen widmete.
»Leider nein. Ich habe mich bei allen Medizintechnik-Unternehmen online beworben, aber Teilzeitstellen vormittags sind gerade aus.«
»Und wenn du dich doch selbstständig machst?«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Eigentlich war ich gern Angestellte. Ich mag es, wenn jeden Monat zur gleichen Zeit die gleiche Menge Geld verlässlich auf mein Konto überwiesen wird. Ich bin nicht so der Unternehmertyp. Aber etwas muss jetzt mal gehen. Deshalb habe ich mir überlegt, während meiner Jobsuche mit irgendeiner Dienstleistung ein paar Euro zu verdienen. Vielleicht lerne ich dabei ja auch jemand kennen, der eine qualifizierte Mitarbeiterin sucht. Wer weiß?«
»Gute Idee. Was willst du denn anbieten?«
»Das ist genau der Punkt. Ich habe keine Ahnung. Die Investitionskosten müssen praktisch bei Null liegen, deshalb dachte ich an eine Dienstleistung. Da muss ich im Großen und Ganzen ja nur meine Arbeitskraft investieren. Aber welche? Da ist mir einfach noch nichts Zündendes eingefallen.«
»Was hat dir bei deiner Arbeit denn am meisten Spaß gemacht?«
»Hm. Es war zwar nicht meine Hauptaufgabe, aber ich habe immer gern das Projektmanagement für die Firmenevents übernommen. Partys ausrichten hat mir schon immer gefallen.«
»Na super. Dann biete doch Eventorganisation an.« Andrea war sichtlich zufrieden mit dieser schnellen Lösung meines Problems.
»Klar. Es gibt ja auch nur ungefähr 20 professionelle Eventagenturen in der Region. Sicher haben alle darauf gewartet, dass endlich die 21. Agentur in den Markt drängt.« Mir war klar, dass mein Zynismus ungerecht war, aber ich hatte mir in den vergangenen Tagen das Hirn darüber zermartert, wie ich möglichst zeitnah Geld verdienen könnte. Deshalb reagierte ich etwas ungehalten, als Andrea so tat, als würde sie in zwei Minuten die Lösung meines Problems parat haben.
»Mensch, Maxi. Jetzt bist du aber wirklich ziemlich verpeilt. Du hast gesagt, du möchtest eine Dienstleistung anbieten. Außerdem hast du Spaß an Eventorganisation. Wenn es schon so viele Anbieter gibt, dann such dir doch eine Nische. Bist du der Betriebswirt oder ich?« Wow, so hatte Andrea noch nie mit mir gesprochen.
»Du hast gut reden. Du sitzt da in deinem riesigen Haus mit Putz-und Bügelfrau und musst dir keine Gedanken darüber machen, wie du die nächste Heizölrechnung bezahlst. Für dich ist das alles ein großes Spiel. Machen wir mal Events, und wenn es nichts wird, egal. Hauptsache, wir hatten Spaß.« Ich spürte die Welle kommen. Sie baute sich meterhoch auf, bereit, alles vernichtend unter sich zu begraben. Tsunami-Warnung am Bodensee.
»Ich verstehe, dass du zurzeit sehr emotional bist. Wenn du runtergekommen bist, wirst du sicher sehen, dass das gerade sehr ungerecht war«, fuhr Andrea mir in die Parade.
Völlig perplex verstummte ich. Andrea hatte recht. Ich war ungerecht, und sie hatte mich gerade noch rechtzeitig davon abgehalten, auch noch richtig gemein zu werden. Andrea hatte noch nie mit ihrem Geld geprotzt, im Gegenteil: Sie machte sich nichts aus Reichtümern. Dennoch konnte sie meine Situation einfach nicht nachempfinden. Existenzielle Sorgen waren ihr so fremd wie einem Neugeborenen der Satz des Pythagoras. Nur konnte ich ihr das nicht zum Vorwurf machen.
»Tut mir leid«, meinte ich kleinlaut. »Ich wollte dich nicht so anfahren. Lass uns von etwas anderem reden, bevor ich nicht nur ohne Arbeit, sondern auch noch ohne Freundin dastehe. Tsunami Teil 2. Oh Mann! Das hätte mir gerade noch gefehlt.«
»So schnell wirst du mich nicht los. Ich verstehe dich ja. Sag mal, ist Till
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