Muttertier @N Rabenmutter
anzuprobieren. Ich bin dann am nächsten Tag wieder hin, erst mal allein rein, hab die Verkäuferin gebeten, die rosa Schuhe ins Lager zu stellen. Erst danach habe ich Jan reingeholt, und wir konnten Schuhe anprobieren.
Hab schon wieder eine Kolumne für dich. Macht richtig Spaß. Viel Vergnügen beim Lesen.
Anlage:
Alles eine Frage der Organisation
Es gibt Menschen, die sagen, ich wäre gut organisiert. Das höre ich gern, mehr noch, es erfüllt mich mit Stolz. Eine gute Organisation ist meines Erachtens das A und O für den reibungslosen Ablauf aller Projekte.
Ich liebe Checklisten. Das geht so weit, dass ich, als wir einen Namen für unser erstes Kind gesucht haben, alle Vornamen aus dem Internet in eine Excel-Datei kopiert habe, alphabetisch sortiert, nach Geschlechtern getrennt. Danach haben mein Mann und ich getrennt voneinander die Namen markiert, die für uns infrage kamen. Aus der Schnittmenge sollte der Name unseres Kindes ausgewählt werden. Bei den Mädchen war die Schnittmenge gleich zehn, wir einigten uns auf Leonie und freuten uns über unser gut erarbeitetes System. Bei den Jungen war die Schnittmenge gleich null. Ich muss wohl nicht erst erwähnen, dass wir einen Jungen bekamen. Ohne es zu realisieren, hatte ich die erste Lektion darin erhalten, dass Planung und Kinder nicht kompatibel sind, und es sollten noch viele weitere folgen.
Zwar ist eine gute Planung und Organisation für ein Leben mit Kindern unerlässlich, erst recht, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Die Kinder jedoch interessiert diese Planung nicht und sie torpedieren unsere ganze schöne Organisation mit außerplanmäßigen Wutattacken, Pipi-Pausen oder Magen-Darm-Viren.
Als Till zwei Jahre alt war, fing ich wieder an zu arbeiten. Bis dahin funktionierte das mit der Organisation noch recht gut. Ich plante Babyschwimmen, Krabbelgruppe, Kinderturnen, Musikgarten und sogar Zeit zur freien Verfügung in unseren Alltag ein.
Erst, als ich wieder täglich zur Arbeit ging, wusste ich, was das Wort Doppelbelastung bedeutet. Zuerst dachte ich, je besser ich organisiert bin, desto leichter läuft der Alltag. Aber das Gegenteil war der Fall. Hatte ich einen Geschäftstermin auf zehn Uhr festgesetzt und somit genug Zeit eingeplant, Till um zwölf Uhr vom Kindergarten abzuholen, war es fast sicher, dass sich der Termin auf elf Uhr verschob und ich mit feuchten Händen die Minutenzeiger auf der Uhr beobachtete, anstatt mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Umgekehrt geschah es auch, dass während eines extrem wichtigen Meetings der Kindergarten anrief, um mitzuteilen, dass Till die drei Berliner, die er zur Faschingsfeier im Kindergarten gegessen hatte, wohl nicht so gut bekommen wären. Ich sollte ihn doch bitte gleich abholen. Ich kam mir vor wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel. Ich lief immer schneller, um meinen selbst aufgestellten Plan einhalten zu können und schaffte es doch nie. Kurz dachte ich daran, die Arbeit wieder aufzugeben, aber das wollte ich nicht. Ich wollte arbeiten und ich wollte die Familie. Und ich lernte, dass Improvisation kein Schimpfwort ist. Dass es nichts mit versagen zu tun hat, wenn man vom Plan abweicht oder jemanden um Hilfe bittet.
Organisation ist nicht alles. Ja, sie ist wichtig und ich mache immer noch gern Listen. Ich habe aber gelernt, nicht zwanghaft an meinen Plänen festhalten zu wollen. Statt zu versuchen, für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, lasse ich die Dinge auch mal auf mich zukommen.
Ich bin heute nachsichtiger mit mir selbst, aber auch mit anderen. Leicht resigniert habe ich akzeptiert, dass wir zu Verabredungen immer 15 bis 20 Minuten zu spät kommen. Ich stehe auch nicht mehr fünf Minuten nach der verabredeten Zeit mit schwitzender Oberlippe und schwer atmend am Fenster, um nach dem unpünktlichen Besuch Ausschau zu halten.
Ich habe fast sechs Jahre gebraucht um zu verstehen, was für ein wunderbares Geschenk dieses Chaos für unser verplantes Leben bedeutet. Und wenn mein dreijähriger Sohn Jan, wie jetzt gerade, mit seinem Spielzeugfotoapparat breit grinsend vor mir steht und sagt, »Mama, bitte lächeln!«, dann bin ich nur ganz kurz geneigt, ihm zu erklären, dass es eine Spielzeit und eine Arbeitszeit gibt und dass Mami jetzt Arbeitszeit hat. Ich halte inne, schau mir mein wunderbar glückliches Kind an und lächle.
Von: Hanna
Gesendet: Mittwoch, 15. Juli 2009, 15:17
An: Maxi
Betreff: AW: Neue Kolumne
Liebe Maxi,
das müsste ich mal
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