Muttertier @N Rabenmutter
zu bremsen. Es war mir unangenehm, dass sie mich Mario so aufdrängen wollte.
»Maxi, ich wäre sehr froh, wenn wir es zusammen versuchen würden. Ich habe gar nicht die Zeit für eine große Vorstellungsrunde. Außerdem kenne ich dich doch schon besser als alle, die sich hier in einem 30-Minuten-Gespräch vorstellen würden.« Mario sah mich mit einem strahlenden Lächeln an.
»Wie hast du dir die Arbeit denn zeitlich vorgestellt? Ich kann eigentlich nur vormittags arbeiten. Und abends und an Wochenenden, wenn die Veranstaltungen sind, natürlich auch. Da kann ja Alex auf die Kinder aufpassen.« Ich hatte Sorge, dass Mario bei dieser zeitlichen Einschränkung wieder einen Rückzieher machen würde.
»Das passt doch perfekt. Mir ist es egal, wann du die Events vorbereitest. Hauptsache, du bist zu den Terminen da. Denk mal drüber nach. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn du mich hier unterstützt.«
»Vielen Dank, Mario. Ich freue mich über dein Vertrauen. Ich red heute Abend mit Alex darüber und geb dir dann Bescheid.« Egal, was aus dieser Sache werden würde, es tat einfach gut, dass es überhaupt jemanden gab, der in mir eine Bereicherung seines Teams sah.
»Na also, glaub mir, das wird ganz toll. Und jetzt mach ich euch euren Kaffee.«
Abends erzählte ich Alex von Marios Angebot.
»Klingt doch super. Das macht dir bestimmt Spaß«, war sein Kommentar. Daraufhin nahm er sich eine Handvoll Erdnüsse aus der Schale und las weiter in der Tageszeitung.
»So einfach ist das nicht, Alex. Es gibt 1000 Dinge, die ich bedenken und abwägen muss. Ich hatte gehofft, du würdest mir dabei helfen.« Ich war enttäuscht über sein mangelndes Interesse an meiner beruflichen Zukunft.
»Was musst du denn da großartig abwägen? Im Moment hast du keine Arbeit. Wir brauchen aber jeden Cent. Mario bietet dir eine Arbeit an, die dir prinzipiell Spaß macht. Das Mario’s und das Publikum dort magst du auch gern. Du hast nichts zu verlieren. Wo ist das Problem?« Für Alex war die Entscheidung so einfach wie die Wahl des Mittagessens.
»Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht. Zum einen sind da die Kinder. Schaffe ich die Arbeit wirklich neben dem Haushalt? Was ist, wenn ich eine Veranstaltung habe und du bist auf einer Geschäftsreise? Kriege ich die Arbeit überhaupt so hin, dass Mario zufrieden ist? Wenn ich versage, kann ich nie wieder in mein Lieblingscafé gehen. Und du fragst mich, wo das Problem ist.«
»Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, Maxi. Erst jammerst du, dass du keine Arbeit findest. Dann klopft die Arbeit buchstäblich an deine Tür und plötzlich überlegst du, ob du den beruflichen Anforderungen überhaupt gewachsen bist. Maxi, du hattest ein Einser-Abi, eine Eins im Diplom. Du bist Produktmanagerin, hast jahrelang erfolgreich einen eigenen Produktbereich geleitet und die Events nebenher aus dem Ärmel geschüttelt. Mario kann froh sein, wenn er dich kriegt. Und glaub mir, das wird er auch sein. Der hat dir nicht umsonst den Job ohne Zögern angeboten. Außerdem bist du für den Haushalt ja wohl nicht allein verantwortlich. Ich unterstütz dich doch, und die Kinder können langsam auch mal mit ran. Wir sind eine Familie. Natürlich schaffen wir das.« Das war der Zuspruch, den ich mir von meinem Mann erhofft hatte. Es tat so gut, dass er nach all den Jahren immer noch so sehr von mir überzeugt war. Ich kuschelte mich dicht an ihn.
»Danke, Alex. Das habe ich gebraucht. Nach all den Pleiten der letzten Zeit hat mein Selbstbewusstsein einige Kratzer. Wenn dich niemand haben will und nichts klappt, glaubst du auch nicht mehr richtig an dich selbst. Aber du hast ja recht. Ich habe meinen Job gut gemacht. Sehr gut sogar. Dass sie mich nicht mehr wollten, liegt nur daran, dass dieses Unternehmen unflexibel ist. Und dass der Geburtstag in die Hose gegangen ist, war auch nicht meine Schuld. Die Familie ist so verkorkst, da hätte sogar ein Robinson-Animateur versagt. Morgen gehe ich zu Mario und frag ihn, ob er mich noch will.«
Von: Maxi
Gesendet: Donnerstag, 16. Juli 2009, 13:42
An: Hanna
Betreff: Neuer Job?
Liebe Hanna,
ich habe ein Jobangebot. Das heißt, ich habe irgendwie ein halbes Job-Angebot. Ich war heute mit meiner Freundin Andrea in unserem Lieblingscafé. Der Wirt, Mario, hat mitbekommen, dass es mir zurzeit nicht so gut geht und ich auf Jobsuche bin. Da hat er mich gefragt, ob ich ihn bei seinen Veranstaltungen unterstütze. Die sind immer total gut besucht. Er
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