Muttertier @N Rabenmutter
zählt nicht. Das geht auch im Keller; mit entsprechender Beleuchtung) im Thermomix jeden Mittag frisch pürieren. Ich möchte mich über dieses Engagement überhaupt nicht lustig machen. Ich verurteile jedoch, dass für diese Frauen nur ihre Lebensform Gültigkeit hat und alles andere von oben herab halb mitleidig belächelt wird. Wie, du stillst nicht? Entsetzte, ungläubige Gesichter unter den Müttern der Krabbelgruppe, die ich mit meinem Sohn Till besuchte. Nein. Ich stille nicht. Ich habe keine Milch. Nicht mit Nasenspray, nicht mit Kügelchen, nicht mit Malzbier, nicht mit Milchbildungstee, nicht einmal mit gutem Zureden. Tatsächlich hatte ich sehr darunter gelitten, dass ich nicht stillen konnte. Wochenlang hatte ich mich mit allen möglichen Methoden zur Milchbildung gequält und schließlich aufgegeben. Das gibt es nicht. Jede Frau hat Milch. Ich hätte sie schlagen können. Ich saß nah genug an dieser selbstgefälligen Atombusen-Mama, deren Baby gerade laut schmatzend an ihrer Brust saugte. Vermutlich hätte mir das sogar gut getan. Tills sozialer Integration wäre es allerdings nicht dienlich gewesen. Also schwieg ich und hielt mit der Linken meine Rechte fest.
Auch die Kinder bleiben von herabwürdigenden Vergleichen nicht verschont. Dabei sind die Dinge oft gar nicht so, wie sie dargestellt werden. Ich habe viele Super-Muttis kennengelernt, deren Kinder mit anderthalb Jahren schon trocken sind, mit sechs aber immer noch nachts eine Windel anhaben (nachts zählt ja nicht), die sich mit drei schon den Popo selbst abputzen, komischerweise bei mir mit sieben immer noch brüllen: Ich bin fertig; die sich angeblich von Anfang an im Auto selbst anschnallen, zu mir aber heute noch sagen: Du musst mich anschnallen; die mit vier schon lesen und rechnen können und Brettspiele in englischer Sprache lieben.
Ich frage mich: Was fehlt diesen Frauen? Sex, würde meine Freundin Hanna jetzt antworten. Darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Was aber allen, die andere Lebensformen verurteilen, fehlt, ist Toleranz. Jemandem, der sich hinter einem Studium versteckt oder sich über die Leistungen seiner Kinder profilieren muss, fehlt ein gesundes Selbstwertgefühl.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis kann ich den ausschweifenden Lobeshymnen und kleinen Sticheleien (Kann er noch nicht laufen? Oh je! Wart ihr schon beim Arzt?) anderer Mütter mit mehr Gelassenheit begegnen. Die studierten Super-Muttis haben’s auch nicht leicht. Aber das darf die Öffentlichkeit nie erfahren!
Von: Hanna
Gesendet: Freitag, 24. Juli 2009, 11:38
An: Maxi
Betreff: Kolumne
Hallööööchen … ihr Lieben,
bin gerade total krank, Bronchitis und das ganze Zipp-Zapp.
Du wirst es nicht glauben, aber ich bin so glücklich, dass du gerade heute eine neue Kolumne geschickt hast. Da muss ich mir für den heutigen Tag keinen Blog einfallen lassen. Meine Kreativität ist dem Husten zum Opfer gefallen.
Kuss, bis bald
Liebe Grüße an alle
Hanna
Von: Maxi
Gesendet: Freitag, 24. Juli 2009, 15:25
An: Hanna
Betreff: AW: Kolumne
Du Arme! Ich wünsche dir gute Besserung. Lass dich übers Wochenende pflegen. Bei uns ist auch was im Anflug, aber wir ignorieren die ersten Anzeichen alle noch hartnäckig, so wie wenn unbeliebter Besuch an der Tür klingelt und man sich ganz ruhig verhält, damit er wieder geht. Das heißt, der kleinste Anders würde sich wahrscheinlich nicht ruhig verhalten, sondern die Tür aufmachen und brüllen: »Du sollst hier nicht klingeln! Hast du das verstanden? Sonst ess ich deine Jacke auf!« Und so wird er wohl auch die Viren einfach wegbrüllen.
Liebe Grüße
Maxi
Von: Hanna
Gesendet: Dienstag, 28. Juli 2009, 10:19
An: Maxi
Betreff: Ein rein deutsches Problem
Hallo liebste Maxi,
endlich bin ich wieder am Platz, nicht so fit, aber fitter als in den letzten Tagen.
Ich bin krank. Und reagiere auch noch allergisch auf das Medikament. Ich habe meine Ärztin angerufen, die mich sofort zu sich zitiert hat, um mir eine Infusion zu geben. Echtes Dreckszeug, diese Antibiotika. Ich bin gegen den Wirkstoff Ciprofloxacin allergisch. Sie nahm sich Zeit für mich und wir plauderten, während die Infusion durchlief, über ihren Beruf. Ich fragte sie, wie sie den mit ihrer Familie vereinbaren kann. Schließlich bin ich ja immer im Einsatz für neue Artikel-Ideen.
Du, sie sagte das Gleiche, was ich auch denke. Es ist zwar anstrengend, aber wenn man seine Arbeit gern macht,
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