Muttertier @N Rabenmutter
war.
»Oh, du bist wirklich kompliziert, Maxi. Du sollst mich doch nicht heiraten. Aber du kannst dein Gespräch gern haben, obwohl du mir gerade erst wieder bewiesen hast, dass du die Richtige bist. Genau so jemand brauche ich: eine Mitarbeiterin, die strukturiert arbeitet und den Überblick behält. Wie wäre es morgen früh um neun Uhr hier im Café?«
»Sehr gern, Mario. Ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch. Ich freue mich wirklich sehr über dein Angebot. Ich möchte nur nicht, dass du deine Entscheidung bereust. Dann bis morgen. Ich freu mich.«
Das Gespräch am folgenden Tag verlief äußerst angenehm. Zu meiner großen Freude hatte Mario sich meine Worte zu Herzen genommen und sogar eine Liste mit meinen Aufgaben erstellt. Ich sollte im Großen und Ganzen für den Veranstaltungsbereich allein verantwortlich sein. Lediglich die Auswahl wollte er mit mir gemeinsam treffen. Neben den regelmäßigen Live-Auftritten diverser Künstler konnte man das Mario’s auch für Firmen-oder Familienfeiern mieten. Auch diese Veranstaltungen sollten von mir betreut werden. Das Gehalt war natürlich nicht vergleichbar mit meinem früheren Einkommen, aber es reichte aus, um wieder etwas besser über die Runden zu kommen. Meine Arbeitszeiten konnte ich flexibel gestalten, vorausgesetzt, ich war während der Veranstaltungen vor Ort.
»Also dann sind wir uns jetzt endlich einig, Maxi?«
»Ja, Mario. Jetzt habe ich auch ein richtig gutes Gefühl.«
»Da bin ich aber froh. Ich hatte das von Anfang an. Wann kannst du denn anfangen?« Sein Blick verriet mir, dass er auf einen baldigen Start hoffte.
»Sofort. Jetzt, wo wir alles geklärt haben, steht der Arbeit nichts mehr im Weg.«
»Perfekt. In drei Wochen steht uns nämlich schon ein Groß-Event bevor. Die Likei AG hat das ganze Café für eine Betriebsfeier gemietet. Ich glaube, die Firmen-Jubilare werden geehrt … Maxi, du bist ja plötzlich ganz weiß im Gesicht. Geht es dir nicht gut?« In der Tat spürte ich, wie sich bei dem Wort Likei reflexartig das Blut aus meinem Kopf zurückzog und sich mein Magen zusammenkrampfte.
»Die Likei AG ehrt Firmenjubilare? Kann die Welt noch ungerechter sein?«
»Wieso? Das ist doch nett von ihnen.«
»Ja sicher. Die eine schmeißen sie raus und die anderen werden zum Essen eingeladen. Super nett. Nur leider nicht zu mir. Die Likei AG ist die Firma, die mich nach zehn Jahren Betriebszugehörigkeit vor die Tür gesetzt hat, weil ich Kinder habe. Und denen soll ich jetzt ein schönes Fest ausrichten?« Ich konnte es nicht fassen, dass dieser ignorante Haufen mir schon wieder Schwierigkeiten machte. Was hatte ich denn nur verbrochen? Ich wollte doch einfach nur arbeiten und Geld verdienen wie jeder andere auch.
»Das wusste ich nicht. Tut mir wirklich leid, Maxi. Ich kann dir anbieten, erst nach dieser Veranstaltung bei mir einzusteigen. Es ist verständlich, dass du bei diesem Auftrag große persönliche Probleme hast, obwohl ich ganz ehrlich jede Hilfe brauchen kann. Die Entscheidung überlasse ich dir.« Ich war hin-und hergerissen. Keinen aus dieser Firma wollte ich je wiedersehen. Andererseits hatte ich gerade einen Job zugesagt, und es wäre doch hochgradig unprofessionell, ihn wegen persönlicher Befindlichkeiten abzulehnen. Außerdem wäre es sehr unfair, Mario, der mich soeben gerettet und mir Arbeit angeboten hatte, nun hängen zu lassen. Ich atmete tief durch.
»Mario, das ist für mich zwar kein Traumstart und wird mich einige Überwindung kosten, aber ich übernehme den Auftrag. Das kriege ich schon hin.«
Ich machte mich noch am selben Tag an die Arbeit. Ich wollte die Veranstaltung einfach irgendwie durchziehen. Mario gab mir den Ordner ›Firmenfeier Likei AG, 6.8.2009‹ zur Durchsicht mit nach Hause. Die Planungen waren noch nicht sehr weit gediehen. Neben Datum und Uhrzeit fand ich gerade noch den Namen meiner Ansprechpartnerin und einige handschriftliche Notizen von Mario. Die Feier sollte um 17.30 Uhr mit einem Umtrunk beginnen. Danach wollte man die Ehrung der Jubilare vornehmen und anschließend essen. Nach dem Essen plante man, die Feier mit einem inoffiziellen Get-Together ausklingen zu lassen. Die Koordinatorin bei Likei hieß Hanne Lämmle. Sie war die Sekretärin von Herrn Hoffmann, der als Personalleiter selbstverständlich die Federführung bei Jubilarsfeierlichkeiten hatte. Hanne Lämmle war eine sympathische Frau Anfang 50. Ich war immer gut mit ihr ausgekommen, und so gestaltete sich die
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