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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe bestimmt wieder eine Grippe. Wie jedes Mal, wenn das Wetter so schnell umschlägt. Ich habe schon jede Menge Ibuprofen geschluckt, aber es ist nicht besser geworden.«
    Was nun folgte, war klassische Ausschlussmedizin. Den Begriff hatte Lieschen geprägt. »Isch muss mal zu dat Ausschlussmediziner!«, sagte sie gern, wenn sie ein Wehwechen plagte, von dem sie nicht wusste, woher es rührte. Einer ihrer Enkel studierte Medizin in Münster, und als er sie das letzte Mal besucht und sich darüber beschwert hatte, dass er so viel lernen musste, hatte sie ihm sehr schön diese besondere Form der Heilkunst erklärt: »Ja, du muss och vill lerne min Jung, denn als Arzt musste alle Krankheiten kenne, die et jibt. En Arzt fängt an, dat, wat du vielleisch nit hass, erstemal auszuschließe un kütt so zu ener Diajnose mit Medikamenteverochtnung, ine Rejel Antibiotika, denn die wirken meistens jejen alles Möschlische.«
    »Haben Sie Halsschmerzen, Husten, Schnupfen?«, fragte meine Ärztin.
    »Nein, ich habe keine Halsschmerzen und keinen Husten, Schnupfen habe ich auch nicht! Ich habe Kopf-und Gliederschmerzen. Mir tut der Rücken weh. Ich habe seit mehreren Tagen Fieber und Schüttelfrost, fühle mich total schlapp. Seit Tagen versuche ich mich selbst zu kurieren, aber ich glaube, da hilft wohl nur noch ein Antibiotikum.«
    »Brauchen Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?« Ich musste lachen.
    »Ja, die kann ich mir dann auf die Stirn kleben. So wie Sie, wenn Sie mal krank sind!« Sie lachte auch.
    »Ach ja, Sie sind ja Anwältin.«
    »Anwältin? Nein, Frau Doktor, dann wäre ich jetzt schon reich und hätte keine Probleme. Nein, ich habe BWL studiert und beschäftige mich mit Internet-Marketing«, klärte ich sie auf.
    »Internet-Marketing? Sie haben so viel Charisma. Ich stelle Sie mir eher vor, wie Sie vor Menschen treten und kämpfen.« Wahnsinn, was für ein Bild Menschen von einem haben. Charisma! Ich und charismatisch. Ich sollte vor Menschen treten und kämpfen.
    »Momentan habe ich nur die Kraft, eine Tablette aus der Verpackung zu drücken und mit einem Schluck Wasser runterzuwürgen«, antwortete ich müde lächelnd.
    Sie schaute in ihren PC und meinte: »Wir sollten eine Generaluntersuchung machen, die letzte liegt mehr als zwei Jahre zurück.«
    »Klar, das machen wir gern. Sobald ich wieder fit bin.«
     
    Als ich mit dem Rezept in der Hand die Praxis in Richtung Maxmo-Apotheke verließ, gingen mir die Worte meiner Ärztin nicht mehr aus dem Kopf. Es stimmte schon, dass viele Menschen, die mich nur flüchtig kannten, eine immense Stärke in mir sahen. Doch gerade jetzt hatte ich keine Kraft mehr. Ich hatte so viel Energie und Enthusiasmus in JobsForMums.de investiert und bis dato immer noch keine monetären Ergebnisse gesehen. Der Versuch, meine Hausbank um einen Kredit anzuhauen, war bereits in der Sekunde gescheitert, als ich meine Frage gestellt hatte. Frische Mittel, um so lange bezahlte Werbung schalten zu können, bis meine Inbound-Marketing-Aktivitäten fruchten würden, hätten mich sicherlich nach vorn gebracht. Aber wie sollte es auch sein? Wenn einmal der Wurm drin ist, dann kommst du da nicht so einfach raus. Franziska wollte ich meine Sorgen nicht zeigen. Sie sollte ein unbeschwertes Leben führen. Da ich aber auf Dauer gute Laune spielte, obwohl mir schon lange nicht mehr danach war, hatte sich mein Körper jetzt wohl warnend zu Wort gemeldet. Ich hatte meinen Arbeitstag mit Lieschens Hilfe um Franziska herum organisiert. Ich hatte total umgedacht, umgeplant und rund um die Uhr gearbeitet, von Montag bis Sonntag, jeden Tag, jede Woche, viele Wochen lang. Ich hatte Elan gehabt und war so positiv eingestellt, dass ich vor Eifer hätte platzen können. Jeden Tag hatte ich mich selbst motiviert. Maxi und ich hatten im Abitur einen Leistungskurs in Erziehungswissenschaften. Dort ging es um intrinsische und extrinsische Motivation. Bei mir ging gerade jetzt gar nichts mehr. Weder extrinsisch noch intrinsisch. Es hatte sich mit einem Mal für mich ausmotiviert. Mein Körper hatte deutlich Schluss gesagt.
    Ich bekam mein Antibiotikum und das obligatorische Maxmo-Rubbellos und fuhr mit dem 19er nach Hause. Lieschen wartete in meiner Wohnung mit einem Kräutertee und verordnete mir Bettruhe. Sie wollte Franziska vom Kindergarten abholen und direkt mit ihr in den Bunten Garten auf den Spielplatz gehen und ein Picknick machen, damit ich schlafen konnte.
    »Ach

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