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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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dann ist das alles gar kein Problem. Sie kommt aus Russland, und dort ist es total normal, dass Frauen
     
    a. sehr gut ausgebildet sind
    b. berufstätig sind
    c. richtig Geld verdienen und
    d. auch noch bis zu vier Kinder haben.
     
    Sie sagte: »Eine Frau kann das alles, warum soll sie es dann nicht tun? Andererseits wird es in unserer Gesellschaft auch vollkommen respektiert, wenn eine Frau sich ihrer Familie widmet. Es wird nicht versucht, die Entscheidungen von erwachsenen Menschen in Frage zu stellen!«
    Wir kamen zu dem Schluss, dass dein Stress und mein Stress, liebe Maxi, ein rein deutsches Problem ist. Nur hier in Deutschland wird es so thematisiert, die Rabenmutter oder das Muttertier!
    Sie hat die gleiche Erfahrung auf dem Spielplatz gemacht wie ich. »Wie, Sie sind Vollzeit berufstätig? Wie entwickelt sich Ihr Kind? Haben Sie gar kein schlechtes Gewissen?«
    Und weißt du, was sie so einer Mutter mal lachend geantwortet hat? »Ja, ich arbeite sehr gern. Mein Ältester wird nach den Sommerferien das Gymnasium besuchen, spielt Tennis und mehrere Instrumente. Ich habe ein sehr gutes Gewissen, mein eigenes Geld, mein eigenes Leben auch dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder mein Mann sich eine Freundin zulegt, was ich natürlich nicht hoffe.« Die Unterhaltung war damit beendet.
    Die ist doch der Kracher, oder? Muttertier oder Rabenmutter, man wiess net wat schlimmer is, würde jetzt Lieschen sagen.
    Franziska ist gestern auch noch gefallen und genau mit dem Kopf auf Lieschens Wohnzimmertisch geknallt. Ergebnis: Platzwunde an der Lippe. Sie hat geblutet wie ein Schwein. Heute sieht es besser aus, ich nenne sie allerdings jetzt Daisy.
    Auf ganzer Linie alle beiden Weiber k.o. Egal, das Leben geht weiter. Franziska lässt sich jetzt noch mehr von Lieschen verwöhnen.
     
    Und noch was zum Thema echte Freunde: Wir haben uns in unserer Jugend getroffen, ehrlich, unverfälscht, so wie wir waren. Im Laufe des Lebens (wie sich das jetzt anhört!) merkst du dann aufgrund von vielen schmerzvollen Erfahrungen, dass du keinen neuen Menschen so gut kennen kannst wie deine Sandkasten-Freundin, die Freunde von Kindheit an, weil diese Menschen, eben wie du, eine Geschichte haben. Ich kenne deine ganze Familie, Oma usw. Ich kenne deine Seele irgendwie und du meine. Wir können uns nix vormachen …
    Und weißt du, was ich am geilsten finde? Dass wir echt, authentisch geblieben sind.
    Ich bin auch sicher, dass die Wahl, die wir in Jugendjahren treffen, genau die richtige ist, weil es da tatsächlich ausschließlich um die inneren Werte geht.
    Heute wird man von Menschen immer nach dem beurteilt, was man vorzuweisen hat. Dickes Auto, dickes Getue … Irgendwie wird dir jegliche Kompetenz abgesprochen, wenn du keine materiellen Dinge vorweisen kannst. Und fahr doch mal mit Porsche vor oder mit einem gekauften Dr.-Titel. Dann zweifelt keiner an irgendetwas!
     
    Kuss, bis bald,
    Hanna
     
    Von: Maxi
    Gesendet: Dienstag, 28. Juli 2009, 12:19
    An: Hanna
    Betreff: AW: Ein rein deutsches Problem
     
    Wow,
     
    ihr Armen! Ihr habt mein volles Mitgefühl.
    Deine Mail hat mich zu Tränen gerührt. Das hast du schön gesagt, und ich empfinde es genau so. Im Studium habe ich mich noch voll und ganz so gegeben, wie ich war. Aber mit den Jahren habe ich immer mehr das Gefühl bekommen, ich kann nicht mehr offen sagen, was ich denke. Zumindest nicht, ohne dass gleich die ganze ›Freundschaft‹ in Frage gestellt wird. Und ich habe gelernt, dass die anderen einem auch nicht ehrlich die Meinung sagen, und sei es nur, um einen nicht zu verletzen. Aber genau das erhoffe ich mir von Freunden. Dass sie mir die Wahrheit sagen und mich dadurch vielleicht vor Dummheiten bewahren. Umgekehrt sehe ich es als meine Pflicht an, Freunden zu sagen, wenn sie meiner Meinung nach auf dem Holzweg sind. Aber das ist nicht gewollt.
    Ich glaube, in einem Punkt irrst du. Es geht in jungen Jahren nicht alles nur um die inneren Werte. Kinder sind wie ihre Eltern, das hast du selbst mal geschrieben. Und ich sehe im Kindergarten, dass die Kinder, deren Eltern keine Freundschaften, sondern ein oberflächliches Netzwerk pflegen, sich schon genau so verhalten und sich mit den Kindern anfreunden, die die gleichen Signets auf ihrer Kleidung tragen wie sie selbst. Schön, dass Gleichgesinnte so einfach zu erkennen sind.
    Du kannst Franziska erzählen, dass ich mal einen Mückenstich auf der Lippe hatte, und da ist sie auf das Dreifache angeschwollen. Ich weiß

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