Muttertier @N Rabenmutter
Zusammenarbeit problemlos. Nachdem ich telefonisch Kontakt zu ihr aufgenommen hatte, versprach ich, ihr so bald wie möglich einen Programmvorschlag zu schicken. Ich erkundigte mich nach Alter und Anzahl der Jubilare und machte mich an die Planung. Der älteste Jubilar war Herr Reichle, der mit seinen 65 Jahren auf 50 Jahre Firmenzugehörigkeit zurückblicken konnte. Was für eine lange Zeit. Sein Leben lang hatte er sich für dieselbe Firma eingesetzt. Zwei Mitarbeiter feierten 35-jähriges Jubiläum, fünf ihr 25-jähriges und zehn ihr 20-jähriges Dienstjubiläum. Ein paar kannte ich persönlich. Während ich die Namen der Mitarbeiter las, machte ich mir bewusst, dass es eben diese Menschen waren, für die ich das Fest plante, und nicht die Firma Likei. Die Angestellten hatten ein schönes Fest verdient, und ich schaffte es, den Groll gegen meinen alten Arbeitgeber fast vollständig auszublenden. Ich ließ mir von der Pressestelle Firmenfotos der vergangenen 50 Jahre zusenden, nach Möglichkeit auch Fotos der Jubilare, die ich während des Sektempfangs mittels Beamer an die Rückwand des Cafés projizieren wollte. Die Menüfolge stimmte ich mit Frau Lämmle ab, blieb nur noch das Get-Together. Hierfür wollte ich nicht irgendwelche italienische Musik vom Band. Ich plante, einen Barpianisten zu engagieren, der stilvolle Hintergrundmusik mit Titeln der vergangenen 50 Jahre spielen sollte. Der einzige Haken an der Sache war, dass neben dem Pianisten auch noch der Flügel gemietet werden musste. Ich war mir nicht sicher, ob diese Ausgaben nicht das Gesamtbudget sprengen würden. Aber Frau Lämmle schickte mir fast umgehend ihr OK, nachdem sie meine Kalkulation vorliegen hatte. Als ich ausrechnete, dass man mich von diesem Geld gut und gern ein Jahr hätte bezahlen können, musste ich schlucken. Aber ich verdrängte die negativen Gefühle so gut es ging und freute mich, dass sich mein erster Auftrag so gut anließ. Da in Marios kleinem Büro nur ein Schreibtisch stand, der zudem ziemlich vollgemüllt war, Mario brauchte wirklich dringend Hilfe, arbeitete ich fast ausschließlich in meinem eigenen Arbeitszimmer. Vormittags, wenn Till und Jan im Kindergarten waren, hatte ich hier auch die nötige Ruhe. Das selbstständige Arbeiten machte mir richtig Spaß. Wenn es so weiterging, war es letztendlich ein großes Glück gewesen, dass ich einen neuen beruflichen Weg einschlagen musste. Ein wenig Bauchweh bereitete mir jedoch die Vorstellung, Herrn Hoffmann bei Mario wieder gegenüberzustehen. Aber da musste ich durch. Es war nur ein Abend. Ich hoffte nur, dass die Veranstaltung nicht in einem ähnlichen Fiasko enden würde wie Lennarts Geburtstag.
Doch am 6. August sah nichts danach aus, als würde sich die Geschichte wiederholen. Wir hatten eine ruhige Nacht verbracht, niemand hatte geweint oder aus anderen Gründen sein Bett verlassen. Ausgeruht wachte ich auf, richtete das Frühstück, weckte Till und half Jan beim Anziehen. Alex war schon früh zur Arbeit aufgebrochen, damit er am Nachmittag rechtzeitig zu Hause sein konnte, um die Kinder zu übernehmen. Nachdem ich die Jungs zum Kindergarten gebracht hatte, fuhr ich ins Café, um sicherzustellen, dass für den Abend alles vorbereitet war. Der Flügel war bereits da, der Beamer funktionierte und in der Küche wurde schon fleißig Gemüse geputzt. Nachdem meine Arbeit getan war, blieb noch genug Zeit, um auf einen kurzen Latte macchiato bei Andrea vorbeizuschauen.
»Maxi, ich freu mich. Und ich bin verdammt stolz auf dich.« Wir saßen in Andreas gemütlicher Landhausküche und strahlten beide um die Wette. Durch das Küchenfenster sah ich Cindys Villa in der Sonne glänzen und dachte kurz an diese unsägliche Feier zurück. Leichte Zweifel überkamen mich.
»Hoffentlich läuft alles glatt. Wenn nur Herr Hoffmann nicht da wäre. Kann der nicht krank sein?«
»Was soll denn schon passieren? Mach dir mal um Hoffmann keine Sorgen. Du wirst so viel zu tun haben, dass du gar nicht in die Verlegenheit kommst, mit ihm reden zu müssen.«
Es war tatsächlich so, wie Andrea es vorhergesagt hatte. Als die Gäste kamen, musste ich mich um so viele Dinge kümmern, dass ich gar nicht mehr an Herrn Hoffmann dachte. Der Sektempfang verlief planmäßig. Die älteren Mitarbeiter waren ganz gerührt von den Bildern aus ihrer Vergangenheit. Nach den Ehrungen, bei denen Herr Hoffmann mit salbungsvollen Worten die Treue der Mitarbeiter zu ihrem Unternehmen lobte und betonte,
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