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Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition)

Titel: Mutti geht's gut: Wahre Geschichten aus dem Leben einer Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Windmann
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Enkelsohn, der dabei steht und eigentlich nur helfen wollte.
    »Eigentlich müsste der Braten jetzt umgedreht werden«, sagt sie. »Aber das lass ich lieber sein, denn dein Vater weiß ja alles besser! Nein, Männer können einfach nicht kochen. Und vor allem haben sie sich nicht einzumischen. Also, so was kenn ich von deinem Opa aber nicht! «
    Indem sie dies sagt, lässt sie den verkochten Erbsen-Möhren-Brei mit einem lang gezogenen »Huuuch!« in die Porzellanschüssel gleiten.
    Der Braten gelingt übrigens auch ohne ein zweimaliges Wenden und später, beim Festessen, ist der ganze Stress vergessen. Meine Tischdekoration wird bewundert, mein Sohn zündet die Kerzen an, und Muddi haucht: »Ach Kinder, das ist wun-der-schön!«
    Zwar werde ich mir auch in fünf Jahren noch anhören müssen, dass Muddi in der Küche alles ganz anders gemacht hätte – sie hätte den Braten selbstverständlich noch einmal gewendet, und Laszlo hätte sich nicht einmischen dürfen. Aber dadurch lasse ich mir jetzt noch nicht die Laune verderben. Nein, ich genieße erst mal die wun-der-schöne Stimmung!



16
»Mich er-shreckt so leicht nichts!«
    S päter am Heiligabend sehen wir uns alle gemeinsam Shrek 3 auf DVD an. Der Film über den grünen Oger amüsiert uns alle gleichermaßen. Nur Muddi nicht.
    Mit meiner Mutter einen Film zu sehen ist nicht gerade einfach. Und schon gar nicht entspannend. Das beginnt bereits damit, dass es schwierig ist, ihre Aufmerksamkeit auf den Bildschirm zu lenken und dort zu halten. Der Vorspann läuft, es wird in Kurzfassung erläutert, was sich in den beiden ersten Teilen von Shrek ereignet hat. Muddi kennt keinen der beiden Filme, aber das stört sie herzlich wenig – sie guckt sich den Film ja ohnehin nur an, weil wir ihn sehen wollen. Sie blickt ohnehin zwischendurch aus dem Fenster und ruft: »Laura! Schau doch mal! Der Buntspecht ist wieder da.«
    Mein Mann stoppt den Film.
    »Muddi?«, sagt er. »Siehst du das rechteckige Gebilde da vorne? Ja? Das ist der Bildschirm! Und genau darauf kannst du bunte Bilder sehen. Dort wird jetzt die Vorgeschichte unseres Films erzählt …«
    Sie zieht eine Augenbraue hoch, lächelt und lenkt ihren Blick zurück auf das Fernsehgerät.
    Der Film beginnt, die Geschichte entwickelt sich allmählich. Drei Minuten lang beherrscht tatsächlich der grüne Oger den Raum. Dann neigt sich Muddi zu ihrem Enkel.
    »Ich wusste ja immer nicht, wovon ihr eigentlich redet, wenn ihr von diesem Shrek erzählt habt. Ich hab doch überhaupt keine Ahnung, was das alles ist, dieses neumodische Zeugs, weißt du?« Sie bemüht sich dabei zu flüstern, dennoch ertönen die Worte klar und deutlich für alle im Raum. Ganz unbeabsichtigt ist das nicht – denn sie möchte jetzt vermutlich über den Handlungsbogen der Shrek -Geschichten informiert werden. Wie ärgerlich, dass keiner von uns antwortet, weil wir gerne den Film sehen möchten.
    Weitere zwei Minuten später sinniert sie – nun definitiv nicht mehr im Flüsterton: »Ist ja toll, wie die das gezeichnet haben! Sagt mal, wer synchronisiert denn eigentlich den Shrek? Die Stimme kenne ich doch!«
    Jaha! Die Stimme kennt sie. Sascha Hehn leiht dem grünen Oger seine Stimme. Als ich gerade zu einer Antwort ansetzen will, bemerke ich, dass mein Mann mich ansieht und dabei mit dem Kopf schüttelt. Zum Glück, denn ich hätte mich fast verplappert. Sonst hätten wir für die nächste halbe Stunde den Film vergessen können und uns stattdessen Geschichten über Sascha Hehn und die Schwarzwaldklinik anhören müssen.
    Weitere dreißig Sekunden verstreichen, ehe Muddi sich bückt, um Krümel zu kraulen.
    »Ja, wo ist denn dein Leckerli?«, fragt sie den Hund dabei. »Ja, wo hast du es denn?«
    Während ich noch überlege, ob meine Mutter vielleicht hyperaktiv ist, hält mein Mann abermals den Film an.
    »Muddi! Einen Film versteht man nur, wenn man ihn sich anschaut, sich die Dialoge anhört und ein klitzekleines bisschen auf die Handlung achtet«, klärt er sie in freundlichem, aber bestimmtem Ton auf. »Dann ist man auch nicht überrascht, wenn sich das Geschehen plötzlich in eine völlig andere Richtung entwickelt, als man eben noch gedacht hat. Und man ist dann auch nicht gelangweilt, weil man den Inhalt nicht versteht. Weißt du, Muddi?«
    Muddi stöhnt laut auf, zieht nun die andere Augenbraue hoch, schlägt ein Bein über das andere und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Jaaa doch …!«, gibt sie in ungnädigem Ton

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