Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
einen deutlich geringeren Beitrag zum Familieneinkommen als ihre Partner. Aus einem einfachen Grund: Sie verdienen weniger. »In 8 von 10 Haushalten, in denen beide Partner erwerbstätig sind, bringen Männer mehr Geld nach Hause. Sogar dann, wenn Mann und Frau vollzeitbeschäftigt sind, hat er in 70 Prozent der Haushalte das höhere Einkommen«, konstatiert eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für das Jahr 2007. Wenn der Mann Vollzeit arbeitet und die Frau Teilzeit – und das ist das häufigste Modell –, dann verdient sie etwa ein Viertel so viel wie er. »Trotz größerer Integration in den Arbeitsmarkt gelangen viele Frauen noch nicht über eine Rolle als Hinzuverdienerin im Haushalt hinaus und bleiben damit finanziell abhängig vom Ehemann«, stellte das Institut Arbeit und Qualifikation Duisburg-Essen (IAQ) im Jahr 2008 fest.
Das ist kein Zufall. Moderne Frauen suchen sich in der Regel Partner, die ihnen an Bildung und Einkommen zumindest ebenbürtig sind. Um hier an genauere Zahlen zu kommen, eignen sich die Erhebungen von Partneragenturen. Die Partneragentur Parship weiß: 18 Prozent der weiblichen Kunden suchen ausdrücklich nach einem Partner, der mehr verdient als sie selbst; wie viele Frauen diesen Wunsch hegen, ihn aber aus strategischen Gründen nicht auszusprechen wagen, ist in dieser Zahl nicht erfasst. Eine Umfrage der Agentur Elite- Partner unter 12 000 Kunden zeigte, dass mehr als die Hälfte der Frauen ein geringeres Einkommen des Mannes nicht akzeptieren würde. Zum Vergleich: Nur 4 Prozent der Männer fragen nach einer besser verdienenden Frau.
Die sind auch selten. Berufstätige Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer. Das hat das Statistische Bundesamt für die letzten Jahre durchgängig festgestellt.
Werden Frauen also systematisch benachteiligt? Wie entsteht dieser Einkommensunterschied?
Frauen wählen öfter Berufe, mit denen man nicht wirklich viel verdienen kann – und andersherum: Typische Frauenberufe werden traditionell schlechter bezahlt als klassische Männerjobs. Eine Pharmazeutisch-Technische Assistentin verdient mit durchschnittlich 1839 Euro im Monat deutlich weniger als ein Maschinenbautechniker mit durchschnittlich 3118 Euro im Monat. Und das, obwohl die Ausbildung zur PTA zweieinhalb Jahre dauert, die zum Maschinenbautechniker nur zwei.
Aber auch wenn man die Gehälter innerhalb derselben Berufe miteinander vergleicht, ziehen Frauen den Kürzeren. Sie verdienen laut Statistischem Bundesamt 8 Prozent weniger als ihre gleich qualifizierten männlichen Kollegen – obwohl es den Unternehmen strikt verboten ist, für ein und dieselbe Tätigkeit unterschiedliche Gehälter auszuzahlen.
Liegt das an einer Verschwörung der Chefs, Frauen zu benachteiligen? Haben die Chefs unbewusste oder gar bewusste Vorurteile, die das Gehaltsangebot beeinflussen? Nachgewiesen ist, dass sich Frauen in Gehaltsverhandlungen weniger gut durchsetzen als Männer; Personalverantwortliche und Gewerkschaften sind sich einig: Frauen sind zu schüchtern in ihren Forderungen.
Mit halber Kraft unterwegs
Der gewichtigste Grund für das geringere Einkommen von Frauen liegt jedoch darin, dass wesentlich mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten. Von allen berufstätigen Frauen, mit oder ohne Kinder, hatten 2010 laut Statistischem Bundesamt 46 Prozent eine Teilzeitstelle, arbeiteten also definitionsgemäß weniger als 21 Stunden in der Woche. Ungefähr die Hälfte von ihnen war in einem Minijob oder 400-Euro-Job geringfügig beschäftigt. Natürlich wird für eine Halbzeitstelle weniger Gehalt ausgezahlt als für eine Vollzeitstelle. Und zwar nicht nur absolut – weniger Lohn für weniger Arbeit –, sondern auch relativ: Der Stundenlohn ist bei Vollzeitbeschäftigten im Durchschnitt höher als bei Teilzeitarbeitenden. Denn mit vollem Einsatz lassen sich verantwortlichere Positionen erreichen, auch bei inhaltlich gleicher Arbeit.
Ein hierarchisch weit oben angesiedelter Managementjob lässt sich nicht auf Dauer mit einer 70-Prozent-Stelle erledigen – kein Wunder, dass Frauen in der Führungsetage unterrepräsentiert sind. Während auf mittlerer Führungsebene immerhin knapp 20 Prozent Frauen unterwegs sind, liegt der Frauenanteil im Topmanagement der deutschen Großunternehmen, derjenigen mit mehr als einer Milliarde Umsatz pro Jahr, bei nur 3,5 Prozent. Diese Zahlen gelten für das Jahr 2010. In den oberen 5 Prozent des
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