Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
furchtbar stressig, im Supermarkt war eine endlose Schlange, Hanna hat dauernd gequengelt, und dann musste ich doch noch die Sachen der Kinder für die Übernachtung richten …«
»Äh, Petra …«
Jetzt dreht sie sich doch um – und starrt Michael verblüfft an. Er trägt ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht und einen Blumenstrauß in der Hand. Zwischen weißen Freesien leuchten rote und gelbe Gerbera. Ein fröhlicher, bunter Sommerstrauß, so wie Petra es liebt.
»Mensch, Michael!« Im ersten Moment weiß Petra gar nicht, was sie sagen soll. Rasch legt sie das Schälmesser beiseite und holt eine Vase aus dem Schrank.
Während sie die Blumen arrangiert, holt Michael Luft und sagt rasch: »Ich dachte, wir könnten uns mal wieder so einen richtig schönen Abend zu zweit machen. Wo heute doch die Kinder bei meiner Schwester schlafen. Ich habe auch die DVD mit ›Fluch der Karibik 4‹ mitgebracht, den möchtest du doch schon lange gerne sehen. Director’s Cut, zweieinhalb Stunden Länge. Spezielles Geschenk von mir für dich, weil du die Beste bist. Was hältst du von einem gemütlichen Filmabend bei einem Glas Wein?«
Petra hat ihre Sprache wiedergefunden. »Das ist toll, Schatz, danke.« Eine kurze Pause. Dann legt sie los: »Da habe ich ja schon gar nicht mehr damit gerechnet, es ist so lange her, dass du mir mal Blumen mitgebracht oder was geschenkt hast …«
Michael zuckt unmerklich zusammen. Ups! Hat sich gerade die Raumtemperatur um ein paar Grade abgekühlt? Er ist völlig irritiert.
»Weißt du«, sagt Petra, »gerade gestern hat Mechthild mir gesagt, dass ihr Mann ihr regelmäßig jeden Freitag Blumen mitbringt. Keine von der Tankstelle« – Michael schaut schuldbewusst auf die Freesien und Gerbera – »sondern richtige vom Floristen. Das ist natürlich auch nicht so toll, wenn man die Uhr danach stellen kann, aber ein bisschen häufiger könntest du dich schon dafür bedanken, dass ich dir hier den Rücken frei halte.«
»Du hast ja so recht!« Michael versucht zu retten, was zu retten ist. »Manchmal vergesse ich wirklich, was ich an dir habe.« Er nimmt sich fest vor, in Zukunft auch mindestens einmal in der Woche einen Strauß mitzubringen. Ihm fällt ein, dass auf halbem Weg von seiner Arbeit nach Hause ein neuer Blumenladen aufgemacht hat. Hoffentlich hat der noch auf, wenn er dort abends vorbeikommt.
Diamonds are a girl’s best friends
Zu besonderen Anlässen wie Geburtstag, Weihnachten, Hochzeits-, Mutter- und Valentinstag erwarten die meisten Frauen von ihren Partnern Geschenke. Oder tolle gemeinsame Unternehmungen. Und möglichst auch mal zwischendurch – kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Auch größere.
Dabei gelten eigentlich Frauen als diejenigen, die öfter etwas verschenken als Männer. Schließlich sind sie es, die in der Familie für die »soziale Arbeit« zuständig sind. Glückwunschkarten tragen meist eine Frauenhandschrift. Doch die teuren Geschenke machen in der Regel die Männer.
Beim ersten Date fängt es an: Das Essen zahlt in der Regel immer noch der Mann – oder besser gesagt: schon wieder. Eine Onlinepartnervermittlung fragte 2009 nach, und von den Teilnehmern unter 30 Jahren, also genau denjenigen, die dem Problem »Du oder ich?« vermehrt ausgesetzt sind, meinten 50 Prozent, dass grundsätzlich der Mann beim ersten Date zahlen solle. Die andere Hälfte verteilte sich auf Lösungen wie: derjenige, der mehr verdient, beide getrennt, grundsätzlich die Frau oder Ähnliches.
Einladungen zu Veranstaltungen, kleine Geschenke, Blumen und Komplimente – Frauen gewöhnen sich schnell daran und erwarten dieses Verhalten auch in der Beziehung. Trotz 40 Jahren Emanzipation legen die meisten Frauen immer noch ganz selbstverständlich Wert darauf, hofiert zu werden. Das fängt bei kleinen Höflichkeitsgesten an: die Tür aufhalten, in den Mantel helfen, Heruntergefallenes aufheben. Geschenke vom Blumenstrauß übers Wellnesswochenende bis hin zu edlem Schmuck folgen. Da, wo es den Frauen in den Kram passt, beanspruchen sie derlei Aufmerksamkeiten – ohne andererseits auf die für sie so angenehmen Errungenschaften der Emanzipation verzichten zu wollen.
So ganz passt es mit der Gleichberechtigung also immer noch nicht. Wenn die Frau nun eine Mutti ist, wird es dann schnell reichlich absurd: Kommen die Geschenke und Einladungen nicht oder nicht in der erwarteten Qualität, ist Mutti vom Mann enttäuscht. Sie entwickelt eine Anspruchshaltung, als ob sie ein
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