Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
Recht darauf hätte, verwöhnt zu werden. Und sie schafft es vortrefflich, in ihrem Partner ein schlechtes Gewissen zu wecken. »Du hast mir schon lange keine Blumen mehr mitgebracht!«, das heißt: »Du betreibst überhaupt keine Beziehungspflege, ich bin dir egal!« Mit solchen Bemerkungen wird die Feder der Mutti-Falle gespannt.
Wie einseitig die Geschenkpflicht in der Partnerschaft verteilt ist, wird deutlich, wenn man sich den umgekehrten Fall vorstellt. Zum Beispiel: Michael beschwert sich bei Petra: »Du hast mir schon lange kein Ticket fürs Stadion mehr geschenkt.« Klingt absurd, oder?
Muttis Beziehungspflege ist leiser und stetiger, mehr im Alltag verankert. Im Gegenzug zu üppigen Geschenken verwöhnt die Frau den Mann mit ihrer Nestwärme. Sie bekocht ihn mit seinen Lieblingsgerichten oder schenkt ihm etwas liebevoll Selbstgemachtes, das ihn an ihre Hausfrauenqualitäten erinnert und Zuneigung und Fürsorge demonstriert. Oder die Nestwärme wird in noch viel direkterem Sinn verschenkt. Sex ist das älteste Verwöhnungs- und Kampfinstrument der Frau. Männer von Muttis sind oft leichte Opfer von Erpressung – auf mehreren Ebenen.
Erpressung funktioniert zum Beispiel besonders gut, wenn der Vergleich mit anderen Männern als Druckmittel dazukommt. Was er auch tut, es könnte immer noch etwas mehr sein. Der Vergleich mit der Schenkleistung anderer Männer beinhaltet die kaum verhüllte Drohung: »Wenn du mich nicht ausreichend verwöhnst, suche ich mir einen anderen!«
Lastet auf Männern tatsächlich der Druck, die Frauen mit Hab und Gut zu beeindrucken? Oder ist das nicht doch ein Klischee aus vergangenen Tagen? Die University of Minnesota’s Carlson School of Management veröffentlichte 2012 eine Studie über das Kauf- und Sparverhalten von Männern. Sie wurden gefragt, welchen Anteil eines Gehaltschecks sie sparen und mit welchem Betrag sie ihr Konto über ihre Kreditkarte überziehen würden, um Einkäufe zu tätigen. Was sie nicht wussten: Sie waren in zwei Gruppen aufgeteilt worden – in der einen Gruppe war die Sparrate um 42 Prozent niedriger und die Bereitschaft, das Konto zu überziehen, deutlich höher: 84 Prozent mehr Schulden pro Monat waren es im Schnitt, die die Befragten machen würden. Was war der Unterschied zwischen den beiden Gruppen? Die einen waren zuvor wie zufällig mit Zeitungsartikeln konfrontiert worden, in denen stand, dass es in der Region mehr Männer als Frauen gab. Die Versuchspersonen sahen sich also einer größeren Konkurrenz ausgesetzt und waren prompt bereit, mehr Geld auszugeben. Die anderen hatten zu lesen bekommen, dass es in ihrem Umfeld mehr Frauen als Männer gebe – was die Kauflaune signifikant senkte.
Dass sich Männer nicht nur in der Theorie in Schulden stürzen, um Frauen zu gewinnen, bewies die Carlson School of Management gleich mit: Sie suchte nach zwei möglichst nah beieinanderliegenden Städten mit einem möglichst unterschiedlichen Zahlenverhältnis von Männern zu Frauen in der Bevölkerung. Und sie wurde fündig: In Columbus, Georgia, gibt es 1,18 Männer pro Frau – hier ist der Schuldenstand der Männer im Schnitt um 3,479 Dollar höher als im nur knapp 100 Meilen entfernten Macon, wo auf jeden Mann 1,28 Frauen kommen.
Do ut des , sagten schon die alten Römer – ich gebe, damit du gibst. Zynisch könnte man daraus schließen, dass es ein Segen für die Volkswirtschaft ist, wenn Männer ständig in der Angst leben, ihre Frauen zu verlieren. Aber es ist eben der ganz normale Deal: Mutti sorgt sich darum, dass der Mann sich bei ihr wohlfühlt und nicht abtrünnig wird und sein Einkommen etwa in einem anderen Nest verbaut. Nicht zuletzt finanzielle Sicherheit ist ihr Lohn. Der Mann wird weiter Geschenke nach Hause tragen. Vordergründig muss Mutti ständig neu gewonnen werden, immer wieder dafür entschädigt werden, dass sie die Güte hat, bei ihm zu bleiben. Dafür ist er ihr unendlich dankbar.
Im warmen Nest
Ist es der Beitrag, den Frauen zum Unterhalt der Familie leisten, für den Männer dankbar sind? Schließlich wird uns von überall her eingetrichtert, dass es die Frauen seien, die emsig und unermüdlich Gesellschaft und Wirtschaft am Laufen halten. So viele Vollzeitschaffende, die in nie nachlassender Anspannung Kinder, Karriere und Ehepartner unter einen Hut bringen und gemeinsam mit ihrem Partner für das Familieneinkommen sorgen.
Ja, solche Frauen gibt es, aber es gibt eben auch die anderen. Die meisten Frauen leisten
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