Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
die Muttis, die sie einsetzen, nicht einmal selbst das schmutzige Geschäft der Anzeige übernehmen. Äußern sie vehement den Verdacht des Missbrauchs gegen den Kindsvater, dann sind Jugendämter, Lehrer oder Nachbarn gezwungen, zur Polizei zu gehen, wenn sie sich nicht dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung aussetzen wollen.
Aber auch wenn keine Kinder im Spiel sind, hat der Mann bei einer Trennung viel zu verlieren. Männer, die sich ihrer Mutti-Partnerin zu entziehen versuchen – oder von ihr abserviert werden –, fallen tief.
Was passiert nach einer Scheidung? In der öffentlichen Wahrnehmung sind die Frauen meistens die Opfer, da sie unter weitaus höheren finanziellen Einbußen zu leiden haben als die Männer; das berichtet auch der »Gender-Datenreport« des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Doch es geht schließlich nicht nur um die materielle Frage. Das Österreichische Institut für Familienforschung ( ÖJF ) hat die zur Verfügung stehenden Studien untersucht und weist darauf hin, dass Männer langfristig schlechter mit der Trennung zurechtkommen als Frauen: Männer sind nach einer Trennung häufiger krank als davor, ihre Sterblichkeitsrate steigt – nicht zuletzt durch das erhöhte Selbstmordrisiko. Hinzu kommt die steigende Angst vor Altersarmut und Arbeitslosigkeit. Das Fehlen des bisher wichtigsten Gesprächspartners und der bisher gewohnten Unterstützung macht sich überall bemerkbar. Vereinsamung ist die Folge. Auch wenn der Mann eine neue Partnerin findet, bleibt doch die erhöhte finanzielle Belastung, die durch mehr Arbeitszeit ausgeglichen wird, und das nagende Bewusstsein des Scheiterns.
Apathie, Ängste und Depressionen also statt Rundumversorgung, Familienleben und Streicheleinheiten. Kein Wunder, dass Männer Angst davor haben, aufzubegehren oder sich gar zu trennen. Nach einem Leben in totaler Abhängigkeit eigene Wege gehen zu wollen würde bedeuten, die gesamte Existenz aufs Spiel zu setzen. Der Würgegriff der Muttis ist eisern. Sie sind einfach in der besseren Position.
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Macht durch Leiden
»Heute hat er mich auf der Treppe angerempelt. Toby ist sooo süß. Irgendwie muss ich es schaffen, mit ihm ins Kino zu gehen. Was findet der nur an Verena, die ist doch voll die Versagerin! Seufz! «
Es ist Vormittag, Mia ist in der Schule. Teresa sitzt auf dem Rand des Bettes ihrer Tochter, ein aufwendig bemaltes und mit Fotos beklebtes Büchlein auf dem Schoß. Mutti liest Mias Tagebuch. Sie weiß schon lange, dass Mia es immer unter der Matratze deponiert. Lächelnd erinnert sie sich daran, wie sie selber früher Tagebuch geschrieben und es an der gleichen Stelle versteckt hat. Bestimmt hat ihre Mutter es damals auch regelmäßig gelesen.
Teresa blättert im Tagebuch zurück und vergleicht die Einträge. Vor zwei Monaten hat Mia Toby zum ersten Mal erwähnt und in letzter Zeit immer häufiger. Mia hat genau notiert, welchen Mädchen Toby wie viel Aufmerksamkeit schenkt. Für Mia selbst hatte er zu ihrem Kummer bisher nicht mehr als ein paar Standardflirtsprüche übrig.
Seltsam, erzählt hat sie nie davon, dass sie für diesen Jungen schwärmt, denkt sich Teresa. Sie fühlt Enttäuschung in sich aufsteigen. Vertraut Mia ihr denn nicht? Ohne einen Blick ins Tagebuch hätte sie gar nicht gemerkt, dass ihr Töchterchen Liebeskummer hat. Gut, dass sie das nun weiß. Beim Mittagessen wird sie ihr eine Menge Tipps geben können. Sie will ja, dass Mia Erfolg bei den Jungs hat. Aber nicht bei diesem Hallodri Toby, das wird sie zu verhindern wissen. Teresa hat eine viel bessere Idee, wer zu Mia passen könnte: der Sohn ihrer besten Freundin Conny. Marc ist doch viel netter als dieser Toby! Ein freundlicher Junge, gut in der Schule und immer rücksichtsvoll. Teresa wird Conny sagen, dass sie Marc am Samstag ruhig zum Picknick mitbringen soll, dann lernen sich die beiden gleich besser kennen.
Der gläserne Mensch
Ein Tagebuch, wie es viele in der Pubertät führen, ist eine sehr private Art eines Menschen, seine Gedanken zu entwickeln und festzuhalten. Es ist ein chronologischer innerer Monolog, in dem jemand seine geheimsten Empfindungen und Beobachtungen niederlegt. Die Aufzeichnungen helfen, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden und ihnen Ausdruck zu verleihen. Schwächen und Träume, in der Außenwelt mühsam vor den anderen verborgen, werden benannt und sichtbar – im Tagebuch zeigt sich ein Mensch so offen und authentisch wie sonst
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