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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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verantwortlich für die Spaziergänge, die Miss Osgood, Ihre Cousine, Mr. Channing und mein Patensohn unternehmen. Nun, sagen wir, Sie sind eine ehrenamtliche Anstandsdame.“
    „Mir ist nicht bekannt, daß ich auf die jungen Leute aufpassen muß“, entgegnete Olivia steif. „Aber ich bin älter als sie, falls Sie das gemeint haben sollten.“
    „Ja“, gab er zu. „Sie selbst haben mir erklärt, wie vielen Gefahren junge Mädchen ausgesetzt sein können, ehe sie genügend Lebenserfahrung haben. Wußten Sie, daß Miss Osgood allein mit meinem Patensohn, diesem Tunichtgut, im Park von Rosamond's Bower lustwandeln war? Ich bin mitten in das hineingeplatzt, was ich den vielversprechenden Anfang einer Liebesszene nennen würde.“ Olivia war entsetzt, erholte sich jedoch schnell von der unangenehmen Überraschung. „Ich befürchte, Sie übertreiben, Sir! Miss Osgood und Mr. Forester können höchstens einige Minuten allein gewesen sein, denn meine Cousine und Mr. Channing haben sie begleitet. Ich weiß, daß Ihr Patensohn Miss Osgood den Kopf verdreht hat und sie sich ernsthaft in ihn verliebt wähnt. Aber das ist doch genau das, was ihre Mutter sich erhofft hat. Es ist nicht an mir, mich in diese Beziehung einzumischen. Ich bin jedoch überzeugt, daß Miss Osgood nichts Unrechtes getan hat. Sie ist viel zu sittsam erzogen. Also kann ich mir nicht vorstellen, warum Sie von einer vielversprechenden Liebesszene reden.“ Olivia hielt inne, denn sie konnte sich sehr wohl denken, was er gemeint hatte.
    Er schaute sie an und lächelte spöttisch.
    Sie war gekränkt, denn sie fühlte sich keineswegs für Miss Osgood verantwortlich. Schließlich war sie nicht mit ihr verwandt und auch nicht ihre Gouvernante. „Wenn Sie befürchten, Mr. Forester nicht trauen zu können“, sagte sie spitz, „dann sollten Sie ein Auge auf ihn haben und mir nicht raten, Miss Osgood zu bevormunden! Aber ich bin sicher, Ihre Bemühungen würden keinen Erfolg zeigen. Selbst wenn man jedes anständige Mädchen in Parmouth einsperrt, fände Ihr Patensohn immer noch ein weibliches Wesen, das er verführen könnte, und sei es eine verheiratete Frau!“
    Auf diese Bemerkung war Tom nicht gefaßt gewesen. Er atmete tief durch, preßte die Lippen zusammen und blickte zu Boden. „Ich wollte Sie nicht kritisieren oder gar verletzen, Miss Fenimore“, sagte er leise. „Offensichtlich habe ich mich sehr ungeschickt ausgedrückt. Natürlich ist Lionel klar, wie er sich bei Miss Osgood zu verhalten hat. Ich wollte Sie nur warnen, sie könnte seine Absichten vielleicht ernster nehmen als er selbst. Mehr lag mir nicht am Herzen.“ Mr. Brooke hatte so zerknirscht und kleinlaut geklungen, daß der Ärger, den Olivia empfand, sich rasch legte. Ehe sie jedoch etwas erwidern konnte, kam Mrs. Chapman in den Laden, entschuldigte sich für die Verzögerung und bat sie in das Atelier. Widerstrebend folgte sie der Schneiderin. Nun bestand nicht mehr die Möglichkeit, noch ein Wort mit Mr. Brooke zu wechseln, und als Olivia die Anprobe beendet hatte, war er nicht mehr im Uhrengeschäft.
    Langsam schlenderte sie heim, äußerst unzufrieden mit sich selbst und der Art, wie sie sich ihm gegenüber benommen hatte. Sein Verhalten hatte einen Gefühlsumschwung bewirkt, und sie hielt sich vor, daß es ihr, ganz gleich, wie sehr sie seinen Lebenswandel mißbilligen mochte, nach der Ablehnung seines Heiratsantrages nicht mehr zustand, Anspielungen auf seine Affären zu machen.
    Aber sie beschloß, seinen Rat zu beherzigen und stets bei den Ausflügen dabeizusein, die Flora und ihre Freundin mit Mr. Forester und Mr. Channing unternahmen, auch wenn das keine sehr amüsante Aussicht war.
    Einige Tage später teilte die Cousine ihr mit, sie sei am Montag bei den Osgoods eingeladen. Auf ihre Frage, was Mr. Channing an diesem Tag unternahm, hörte sie, er würde mit Mr. Forester nach Dalney Castle fahren, um weitere Zeichnungen der Ruinen anzufertigen.
    Sie war erleichtert und freute sich auf einige Stunden, in denen sie sich nicht mit den jungen Leuten zu befassen hatte.

8. KAPITEL
    Wie abgesprochen, traf Flora sich am Montag mit der Freundin. Es war ein schöner, trockener Tag, auch wenn ein kühler Wind wehte, doch das störte die Damen nicht, da sie sich warme Mäntel angezogen hatten. Rasch eilten sie zum anderen Ende des Städtchens, wo Mr. Channing und Mr. Forester sie erwarteten.
    „Ich hatte keine Schwierigkeiten, aus dem Haus zu kommen“, sagte Flora. „Hat deine

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