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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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Mutter Argwohn geschöpft?“
    „Nein, warum sollte sie?“
    In der Tat bestand dazu kein Grund. Sowohl Floras als auch Madeleines Eltern hatten keine Ahnung, wie gerissen und einfallsreich die Töchter sein konnten.
    „Ich komme mir reichlich schäbig vor“, gestand Flora, „weil wir das Vertrauen unserer Eltern mißbrauchen.“
    „Ach, Unsinn!“ entgegnete Madeleine. „Sie sind viel zu gutgläubig. Einerseits lassen sie uns ohne Begleitung im Ort Spazierengehen und mit Herren unterhalten, die wir bei einem gesellschaftlichen Anlaß kennengelernt haben, und sind sicher, daß uns nichts geschehen wird. Andererseits verbieten sie uns alles, was ihrer Ansicht nach für uns gefährlich sein könnte. Ständig überhäufen sie uns mit guten Ratschlägen, wie wir uns benehmen sollen, aber dennoch können sie nicht sicher sein, daß wir diese Ermahnungen auch beherzigen.“ Mrs. Osgood war tatsächlich viel zu engstirnig und fürsorglich. Flora wußte, selbst Cousine Olivia und die Mutter waren dieser Meinung. Sie war überzeugt, der Vater hätte ihr die Teilnahme am Ausflug nach Dalney Castle nicht verboten, da Mr. Channing sie begleitete, der für sie wie ein älterer Bruder war.
    Mittlerweile hatten sie und Madeleine den am Stadtrand gelegenen Treffpunkt erreicht und sahen Mr. Forester mit seiner Karriole und Mr. Channing bei dem Phaeton, den er sich im Mietstall besorgt hatte. Allerdings war noch eine Kutsche auf der Straße, und daneben stand der Sohn des Vikars.
    „Walter!“ sagte Flora betroffen. „Wer hat ihn eingeladen?“ Es paßte ihr nicht, daß er sich eingefunden hatte, denn je weniger Leute über die Fahrt nach Dalney Castle Bescheid wußten, desto besser.
    „Ich hoffe, es stört Sie nicht, Miss Osgood, wenn ich Sie begleite“, sagte er zur Begrüßung.
    „Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie und lächelte ihn freundlich an.
    „Darf ich Sie kutschieren?“
    „In diesem alten Klapperkasten?“ warf Lionel verächtlich ein. „Seien Sie nicht albern, Sir! Sie kommen nie heil in Dalney Castle an! Außerdem hat Miss Osgood bereits zugesagt, mit mir zu fahren. Kommen Sie, Madam, ich helfe Ihnen in den Wagen.“ Mit kräftigem Griff nahm er sie bei der Taille und hob sie in die Karriole.
    Sie quietschte entzückt auf und schaute ihn hingerissen an.
    Mit mürrischer Miene hatte Walter das Geschehen beobachtet. „Ich bringe Sie um, Sir, falls Miss Osgood durch Sie ein Leid widerfährt!“ warnte er Mr. Forester.
    Bernard hatte Miss Fenimore in den Phaeton geholfen und sich neben sie gesetzt.
    Walter stieg in das dem Vater gehörende Gig ein und folgte den abfahrenden Kutschen.
    Es war beschlossen worden, keine Reitknechte oder Stallburschen mitzunehmen, um die Damen nicht in Gerede zu bringen.
    „Wer hat Walter aufgefordert, sich uns anzuschließen?“ erkundigte Flora sich unwirsch.
    „Ich“, antwortete Bernard. „Er war zufällig dabei, wie ich den Phaeton bestellte, und wollte wissen, wofür ich den Wagen benötigte. Also mußte ich es ihm erzählen, habe ihn jedoch dringend gebeten, Schweigen über unser Vorhaben zu bewahren.“
    „Das hättest du nicht tun dürfen!“
    „Ach, Unfug! Er ist kein Schwätzer. Selbstverständlich mußte ich einwilligen, als er dann mitkommen wollte.“
    „Mich stört es, daß er bei uns ist. Mr. Forester und er werden sich den ganzen Tag streiten. Wir leiden darunter, und Madeleine verdirbt es die Stimmung.“
    „Im Gegenteil! Ich glaube, sie genießt es, daß zwei Kavaliere ihr den Hof machen.“
    Flora fand den Einfall befremdlich und schüttelte wortlos den Kopf.
    Dalney Castle lag etwa eine Stunde Fahrt von Parmouth entfernt. Die Straße führte aus dem Tal einen langgezogenen Hügel hinauf, und eine Weile waren die Herren genötigt, die Pferde zu Schrittempo anzuhalten. Nachdem die in östlicher Richtung nach Brantisford führende Abzweigung erreicht war, wurde das Gelände ebener. Die Straße verlief über ein Plateau, und zur Rechten konnte man das Meer sehen.
    Um Miss Osgood zu imponieren, hielt Lionel das Gespann zu raschem Trab an.
    Bernard war kein wagemutiger Fahrer, wollte indes nicht abgehängt werden und blieb dicht hinter dem Phaeton.
    Walter war gezwungen, die beiden Wagen vorausfahren zu lassen, denn mit dem Einspänner konnte er sie nicht einholen.
    Flora drehte sich zu ihm um. Sie bedauerte ihn, aber das Mitleid schmälerte nicht ihr Vergnügen an der schnellen Fahrt.
    Die Karriole und der Phaeton trafen fast gleichzeitig im Weiler

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