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My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss

Titel: My Lady 0145 - Sheila Bishop - Der geraubte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lore
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auf ihrem Nachttisch lag, verließ sie das Speisezimmer und hörte im selben Moment den Türklopfer. Da der Butler nicht im Vestibül war, ging sie öffnen und sah plötzlich Mr. Brooke vor sich. „Oh!“ hauchte sie und wich einen Schritt zurück.
    Er verneigte sich knapp und fragte steif: „Ist Mr. Cottle bei Ihnen, Madam?“
    „Ja, er ist in der Bibliothek. Er spielt Schach mit meinem Onkel.“
    „Darf ich hereinkommen?“
    „Ja, selbstverständlich. Entschuldigen Sie, Sir.“ Verwirrt ließ Olivia ihn eintreten.
    Er ging an ihr vorbei, zog den Carrick aus und warf ihn auf einen hochlehnigen Stuhl, ehe er unaufgefordert den Salon betrat.
    Sie fand sein Benehmen ungewöhnlich, folgte ihm und bat ihn, Platz zu nehmen.
    Er setzte sich und erkundigte sich ernst: „Ist Ihnen bekannt, Madam, was Walter Cottle heute gemacht hat? Sie haben ihn nicht zufällig getroffen?“
    „Nein. Warum möchten Sie das wissen?“
    „Etwas Schreckliches ist passiert. Ich muß seinem Vater eine äußerst unangenehme Mitteilung machen.“
    „Du lieber Himmel! Was ist geschehen? Ist Walter verunglückt?“
    „Es hat einen Unfall gegeben, aber Walter Cottle ist unverletzt“, antwortete Tom.
    „Bei Anbruch der Dämmerung war ich auf der Heimfahrt von Brantisford.
    Unversehens hörte ich Stöhnen, das vom Straßenrand kam. Auch mein Reitknecht hatte es vernommen. Wir hielten an und fanden einen Mann neben der Hecke, der aus einer Kopfwunde blutete. Ich glaube, er war eben erst wieder zur Besinnung gekommen. Ehe er sie erneut verlor, sagte er, eine Kutsche habe ihn angefahren.“
    „Der Ärmste! Wie furchtbar, ihn einfach liegen zu lassen! Für ihn war es ein Glück, daß Sie vorbeigekommen sind. Kannten Sie ihn?“
    „Ja, es ist der Uhrmacher.“
    „Hoffentlich ist er nicht schwer verletzt“, erwiderte Olivia nach einem Moment der Bestürzung. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“
    „Wir brachten ihn in meine Karriole, und mein Reitknecht lenkte das Gespann, während ich neben dem Wagen herging und darauf achtete, daß Mr. Chapman nicht vom Sitz fiel. Wir waren noch nicht weit von der Unfallstelle entfernt, als wir durch ein quer auf der Straße stehendes Gig aufgehalten wurden. Das Pferd graste friedlich an der Böschung, und auf dem Kutschbock saß, glauben Sie es oder nicht, der tief schlafende Sohn des Vikars.“
    „Wie bitte?“
    „Ja, auch ich war befremdet, denn schließlich war es erst halb sechs. Die Sache war jedoch längst nicht mehr so merkwürdig, als ich ihn aufgeweckt hatte. Er roch stark nach Wein.“
    „Tatsächlich? Es ist nicht seine Art, viel zu trinken.“
    „So hatte ich ihn auch eingeschätzt. Indes gibt es keinen Zweifel, daß er betrunken war. Ich fragte ihn, wieso er schon am Nachmittag so tief ins Glas geschaut habe und ob er wisse, daß er Mr. Chapman überfahren hatte. Er starrte mich an und behauptete, sich an nichts erinnern zu können und keine Ahnung zu haben, warum er mit dem Gig seines Vaters auf der Straße war. Ich merkte, daß er log, nötigte ihn zum Aussteigen und trug mit meinem Reitknecht den Uhrmacher in das Gig. Es eignete sich besser, Mr. Chapman in die Stadt zu bringen. Ich ließ meinen Burschen bei Mr. Cottle, fuhr den Uhrmacher heim und brachte ihn ins Haus. Er war noch immer bewußtlos und eiskalt. Seine Frau war natürlich zutiefst erschrocken. Wir haben sofort den Arzt holen lassen.“ Tom hielt inne und schaute in die lodernden Flammen.
    Olivia war ihm dankbar, daß er sich so selbstlos um den Verletzten gekümmert hatte.
    „Nachdem ich Mrs. Chapman verlassen hatte, fuhr ich zum Pfarrhaus“, berichtete Tom weiter. „Inzwischen war Walter Cottle dort eingetroffen, saß im Vestibül und war nicht einmal imstande, in sein im ersten Stock gelegenes Zimmer zu gehen.
    Sein Vater war leider nicht da, und Mrs. Cottle wußte sich vor Entsetzen über den Zustand ihres Sohnes nicht zu fassen. Ein Dienstmädchen erzählte mir, der Vikar sei hier. Deshalb bin ich hergekommen, um ihm die böse Nachricht so schonend wie möglich beizubringen und ihn heimzufahren. Aber ich gestehe, es graust mir davor, mit ihm zu sprechen. Ich befürchte, er wird sich die Sache sehr zu Herzen nehmen.“
    „Er war immer so stolz auf seinen Sohn“, murmelte Olivia beklommen.
    „Verständlicherweise würde es jedem widerstreben, ihm diese furchtbare Neuigkeit mitzuteilen.“
    Trotzdem mußte es geschehen. Tom erhob sich und ging, begleitet von Miss Fenimore, zur Bibliothek.
    Olivia öffnete ihm, ließ

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