My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
Mitleid bekam. »Es war eine lange Woche und ich hatte einfach genug von diesen Idioten.«
Wenn seine Woche so weitergegangen war, wie sie am Montag begonnen hatte, als ihn Lukasâ Freunde über den Pausenhof gehetzt hatten, konnte ich allerdings verstehen, warum ihm der Kragen geplatzt war.
»WeiÃt du was«, begann er und legte einen Zahn zu, um nicht mehr hinter mir her, sondern neben mir laufen zu können, »als Entschädigung und zum Dank, lade ich dich auf eine Cola ein. Wo willst du hin?«
»Nach Hause«, brummte ich und nahm die Treppen immer schneller. »Allein!«
»Ach, komm schon!«, drängte er. »Das Einkaufszentrum ist nicht weit, da gibt es ein Eiscafé.«
Was Besseres konnte ich mir kaum vorstellen. Bestimmt sa Ãen am Freitagnachmittag da Hunderte Leute aus der Schule, einschlieÃlich Lukas und seiner Clique. »Nein, danke.«
Um Mehli endlich loszuwerden, wurde ich noch schneller. Dabei verhedderte sich mein Schuh im Hosenbein. Mit
einem gewagten Sprung lieà ich eine Stufe aus, bekam in der Luft mein Bein wieder frei und landete sicher auf der nächsten Stufe - allerdings so weit am vorderen Rand, dass ich runterrutschte. Mit den Armen rudernd, versuchte ich, mein Gleichgewicht zu halten, traf dabei aber nur Mehli mit meiner Tasche am Kopf, ehe es mich nun doch zerlegte und ich mit dem Hintern auf den Stufen landete. Es tat höllisch weh, trotzdem sprang ich sofort wieder auf und rief, wohl mehr um mich selbst zu beruhigen, denn Mehli sah mich nicht an, sondern rieb sich die Backe: »Nichts passiert!«
Verdammt, wie peinlich! Mein Kopf fühlte sich ganz heià an, ein sicheres Zeichen dafür, dass ich knallrot angelaufen war. Hier half nur noch professionelles Vergessensmanagement! Während Mehli sich also noch die Backe hielt, packte ich meine Tasche und rannte los. Zum Glück waren es nur noch ein paar Stufen, dann war ich endlich im Erdgeschoss angekommen. In einem Affenzahn schoss ich aus der Tür und stürmte über den Pausenhof der Grundschulzwerge auf die StraÃe. Hinter mir hörte ich Mehli noch rufen, ich solle warten. Einholen konnte er mich bei meinem Tempo nicht mehr.
5
N achdem ich mir eine weitere Nacht um die Ohren geschlagen hatte, in der ich mich ständig fragte, wo Sophies iPod sein konnte, kroch ich am Morgen gerädert und übelster Laune aus den Federn. Abgesehen davon tat mir mein Hintern an der Stelle weh, an der ich gestern auf die Stufen geknallt war.
Da ich in einem derart labilen Zustand nur wenig Gesellschaft ertragen konnte, lieà ich das Familienfrühstück ausfallen und verschanzte mich mit einer Tasse Kakao und einem Schoko-Croissant in meinem Zimmer. Es war schon schwer genug, in der kurzen Zeit, die ich in der Küche verbrachte, Moms und Dads fragenden Blicken auszuweichen. Wenn ich mich an den Tisch gesetzt, hätte, hätten sie mich vermutlich sofort ins Kreuzverhör genommen. Aber so scharf ich darauf war, ihnen von meinen schrecklichen Schulerlebnissen zu erzählen, um sie endlich zum Rück-Umzug zu bewegen, so wenig war mir danach, sie wissen zu lassen, was mir tatsächlich so alles im Laufe der Woche passiert war. Womöglich sollte ich die Taktik ändern. Statt offensivem Gejammere über Schule, Lehrer und Mitschüler sollte ich weiterhin bleich und schweigsam durchs Haus schleichen, bis sie vor Sorge freiwillig die Kisten packten. Wenn ich weiterhin schlaflose Nächte hatte, wären wir vermutlich in spätestens zwei Wochen von hier fort.
Während ich auf meinem Bett saÃ, meinen Kakao schlürfte und das Croissant verspeiste, war ich ein paar Mal drauf und dran, Jenny anzurufen und ihr mein Leid zu klagen. Sie wusste noch gar nicht, was mit dem iPod geschehen war! Dann erinnerte ich mich allerdings an unsere letzten Gespräche und daran, dass Jenny nicht wirklich darauf versessen zu sein schien, dass ich zurückkam. Da ich nun wirklich keine weiteren Tiefschläge brauchen konnte, lieà ich das Telefon, wo es war, und schaltete stattdessen den Fernseher an, um mich mit ein paar Folgen Spongebob zu trösten.
Das Mittagessen lieà ich ausfallen und nach einer Weile zappte ich nur noch gelangweilt von Kanal zu Kanal. Auf Lesen hatte ich keine Lust und nach Musik hören stand mir schon gar nicht der Sinn - das hätte mich nur ständig an
mein Sophie-dein-iPod-ist-weg-Problem erinnert. Ich beschloss, mich durch
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