My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
musst schon schauen, wo du hinläufst!«
»âtschuldigung.« Ich nickte hastig, sammelte ein paar ihrer Tüten auf und drückte sie ihr in die Hand. Murrend und über die Jugend von heute vor sich hin schimpfend, zog sie weiter.
Da sprang Mehli mir in den Weg. »Mensch, fast hätte ich dich nicht mehr erwischt!«, schnaufte er. »Hast du mich denn nicht gehört?«
Ich schüttelte den Kopf. »Zu schlechte Akustik hier.«
Warum hatte ich gestern den Mund nicht halten können? Wenn ich mich einfach aus dem Klassenzimmer verkrümelt hätte, wäre ich weder beim Nachsitzen dabei gewesen, das die Jungs für ihre Schlägerei garantiert aufgebrummt bekommen hätten, noch müsste ich mich jetzt mit Mehlis
Dankbarkeit herumschlagen. Daran war nur Lukas schuld! Sobald der Typ den Mund aufmachte, flogen bei mir die Sicherungen raus! Da ergriff ich sogar Partei für einen wie Mehli, den ich in meiner alten Schule nicht mal eines Blickes gewürdigt hätte.
»Wie wäre es heute mit der Cola?«
Die Frage kam so unvermittelt, dass ich es nicht mal schaffte, spontan »Nein!« zu rufen. Stattdessen starrte ich ihn überrumpelt an. »Ich habe keine Zeit«, behauptete ich, als ich mich wieder gefangen hatte.
»Ach, komm schon.« Mehli verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die deutlich zeigte, dass er meine Ausrede durchschaut hatte. Seine nächsten Worte machten das dann auch dem letzten Idioten klar: »Es ist Samstag, die Essenszeit ist vorbei, und du bist neu hier, also gibt es vermutlich noch keine Freunde, mit denen du dich treffen könntest.«
»Meine Eltern â¦Â«, setzte ich an.
»Quatsch!«, fiel er mir ins Wort und seufzte. »Hör mal, wenn du keinen Bock hast, dann sag das einfach. Ich kann das verstehen. Aber tu mir einen Gefallen und lass die Ausreden.«
Na toll, jetzt bekam ich Mitleid mit ihm! Klar konnte er es verstehen, dass ich keine Lust hatte, denn vermutlich war er das ebenso gewohnt wie das Mobbing aller Lukasse dieser Welt - zumindest dieser Schule. Das war das Gemeine, denn mit seiner Miniansprache warf er mich mit Typen wie Lukas in einen Topf. Das war so ziemlich das Letzte, was ich wollte.
Abgesehen davon, war es nicht einmal seine Schuld, dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Mehli schien ganz in Ordnung zu sein, er passte eben nur nicht in meinen Keine-Freunde-Plan. Da ich nicht wie die böse Hexe dastehen
wollte, die ihn nicht anders behandelte als Lukas und Konsorten, entschied ich, ihm die Chance zu geben, selbst herauszufinden, dass er nicht mit mir befreundet sein wollte. Andernfalls hätte ich ihm vermutlich sowieso nur entkommen können, wenn ich ihn niedergeschlagen hätte.
Mehli würde schnell feststellen, dass er mich eigentlich gar nicht leiden konnte. Alles, was ich dafür zu tun brauchte, war, ordentlich viele Macken an den Tag zu legen, sodass er sich bestimmt kein zweites Mal mit mir unterhalten wollte.
»Nur eine Cola«, brummte ich also und fügte schnell hinzu: »Und ich bezahle selbst!«
»Prima«, grinste Mehli. »Lass uns gehen!«
Kaum saÃen wir im Eiscafé, einer ruhigen Insel im geschäftigen Treiben des Einkaufscenters, da überkam mich der Frust. Zusätzlich zur Cola bestellte ich mir einen Monstereisbecher mit extra viel Sahne und SchokosoÃe.
Mehli quatschte ohne Punkt und Komma, sodass ich gar nicht dazu kam, mich wie geplant unmöglich zu benehmen. Zur Strafe dafür beschloss ich, sein Gequassel zu ignorieren. Nach einer Weile ertappte ich mich allerdings dabei, dass ich ihm zuhörte - und nicht nur das! Mich interessierte sogar, was er sagte! Er erzählte, dass er auch erst vor ein paar Jahren nach München gezogen war und wie schwer es ihm am Anfang gefallen war, sich hier einzugewöhnen. Du musstest im Gegensatz zu mir auch hierbleiben! Was blieb ihm da schon anderes übrig, als sich mit seinem Schicksal abzufinden?
Während wir unser Eis löffelten, erzählte er viel über die Schule und über Leute, denen ich da noch gar nicht über den Weg gelaufen war. Anfangs dachte ich noch, dass er nur versuchte, mich zu trösten, wenn er behauptete, ihm gefiele es hier. Mit der Zeit gewann ich allerdings den Eindruck, dass er sich tatsächlich wohlfühlte. Wenn man einmal von
Lukas und dessen Gefolge absah, schien Mehli eine Menge Freunde zu haben.
»Ich glaub dir ja, dass es dir in
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