My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
deiner alten Heimat gefallen hat«, meinte er, nachdem ich ihm ein bisschen was über Einbeck erzählt hatte (nicht freiwillig und nur, weil er einfach nicht zu quengeln aufhören wollte), »aber mal ehrlich: Wenn du erst Mal eine Weile in München wohnst, dann willst du in deinem Nest nicht mal mehr tot über dem Zaun hängen!«
Bei der Vorstellung, irgendwo in Einbeck über einem Zaun zu hängen und das auch noch uncool zu finden, begann ich zu lachen.
»Sieh an, sie versteht ja doch SpaÃ.«
Als wir das Eis vertilgt hatten und ich mir die zweite Cola bestellte, musste ich mir eingestehen, dass ich diesen komischen Vogel mochte.
»Sag mal«, begann er nach einer Weile und klang dabei so zögernd, dass ich hellhörig wurde. »Du bist doch mit Anne Winkler in der Klasse, oder?«
Ich hatte keine Ahnung, wie Pannen-Anne mit Nachnamen hieÃ. »Brille? Blond?«
Mehli nickte.
»Dann wird das wohl meine Banknachbarin sein. Warum?«
Plötzlich wurde er ganz still und veränderte die Gesichtsfarbe in ein helles Rot. Da wusste ich, woher der Wind wehte. Grinsend nippte ich an meiner Cola. Als ich das Glas wieder abstellte, hatte Mehli immer noch nicht geantwortet. Ich konnte es mir nicht verkneifen, noch einmal »Warum?« zu fragen.
»Nun ja«, setzte er an und wurde noch röter. »Ich dachte ⦠du könntest sie mir vielleicht vorstellen?«
»Du kennst sie doch schon«, entgegnete ich kopfschüttelnd.
»Immerhin weiÃt du ihren Namen.« Dann begriff ich, was er meinte. »Oh. Ach so. Ich würde es ja tun, allerdings fürchte ich, dass das deine Chancen bei der Pa ⦠bei Anne eher gegen null drückt, wenn ich es tue.« Fast hätte ich sie Pannen-Anne genannt. Das sollte ich mir besser abgewöhnen, wenn ich Mehli nicht auf die Zehen steigen wollte. Ãberrascht hielt ich inne. Warum interessierte es mich plötzlich, was er von mir dachte? Saà ich nicht mit ihm hier, um ihn ein für alle Mal von der Idee zu kurieren, ich sei ein normaler Mensch? Das blöde war, dass ich Mehli tatsächlich mochte. Entsprechend schwer fiel es mir, mich wie ein Idiot aufzuführen, mit dem er nie wieder was zu tun haben wollte. Aber es musste sein!
»Die Pannen-Anne verdrängt, dass es mich gibt«, sagte ich deshalb, »und ehrlich gesagt, finde ich sie reichlich seltsam - wie übrigens alle Leute in dieser Klasse und an dieser Schule!« Ganz besonders Finn Hausmann!
Volltreffer! Mehli glotzte mich mit offenem Mund an. Jeden Moment würde er aufstehen und die Flucht ergreifen.
»Pannen-Anne?«, stieà er hervor und schnappte schon nach Luft.
Ja , dachte ich. Tief durchatmen und dann renn!
Stattdessen prustete er los.
Mir platzte der Kragen. »Okay, jetzt pass mal auf«, maulte ich. »Ich hab weder Lust, dich zu verkuppeln, noch mag ich mir länger deine Geschichten anhören! Ich mag überhaupt nichts mehr!«
Spätestens jetzt würde er die Flucht ergreifen.
»Du magst nicht mehr?«, echote er.
»Genau!«
Gleich steht er auf!
»Und deshalb sitzen wir auch schon seit zwei Stunden hier?«
Mir klappte die Kinnlade herunter. »Zwei � Im Ernst?!« Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Wie viel von diesen zwei Stunden war ich gemein zu ihm gewesen oder hatte mich bescheuert aufgeführt? Bestimmt nicht länger als fünf Minuten. Vielleicht zehn, die aber gut verteilt. Verflucht!
Als wäre die ganze Sache nicht schon kompliziert genug, tauchte in diesem Moment auch noch Finn auf. Er war drauf und dran, am Eiscafé vorbeizumarschieren, und ich dachte schon, wir würden unentdeckt bleiben, da sah er in unsere Richtung. Ehe ich abtauchen, fliehen oder mich nach Timbuktu beamen konnte, stand er schon vor uns.
»Hey«, beschwerte er sich dann auch prompt. »Mit mir wolltest du kein Eis essen!«
»Er hat mich gezwungen.«
Statt beleidigt abzuziehen, setzte sich Finn einfach zu uns. Hatten die sich gegen mich verschworen? Oder warum war es in dieser Stadt nicht möglich, allein zu sein? Stand irgendwo geschrieben: Lasst Charlie auf keinen Fall in Ruhe, sie könnte sich sonst zur Abwechslung mal gut fühlen?
Von Privatsphäre hatte hier offensichtlich noch keiner etwas gehört!
»Und du bist?«, fragte Finn an Mehli gewandt.
»Mehlmann - Hausmann«, stellte ich die beiden einander
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