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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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schüttelte den Kopf. »Der Romeo ist doch langweilig.«

    Kein Romeo? Ich hatte mich ganz umsonst vor allen blamiert?!
    Â»Was machst du dann hier?«, wollte ich wissen, als ich meinen ersten Schock überwunden hatte.
    Â»Mercutio. Der ist viel cooler.«
    Während ich mich noch nicht entscheiden konnte, ob ich nun erleichtert sein sollte, dass keine andere in Finns Armen liegen würde, oder ob ich wütend sein sollte, dass ich vollkommen grundlos die ganze Woche Text gepaukt hatte, gesellte sich Mehli zu uns.
    Schweigend beobachteten wir die ersten Mercutios, dann stand Finn auf, um nach vorne zu gehen. Eigentlich wollte ich ihm Glück wünschen, bekam aber keinen Ton raus, deshalb zeigte ich ihm nur meine gedrückten Daumen.
    Â»Viel Glück!«, sagte Mehli an meiner Stelle.
    Er hätte weder die Daumen noch die Worte gebraucht. Finn war genial! Gut, vielleicht war ich ein wenig voreingenommen, wenn es um ihn ging, aber Mehli bestätigte mich in meiner Meinung.
    Â»Der ist super! Die Rolle hat er im Sack!«
    Ich nickte.
    Â»Aber was war denn bitte mir dir los?«
    Ich hatte schon befürchtet, dass er meinen Auftritt nicht unkommentiert lassen würde. »War ziemlich durchschnittlich, oder?«
    Â»Durchschnittlich?« Mehli sah mich an, als hätte ich gerade versucht, ihm zu erklären, dass Rauchen in der Einbahnstraße verboten war. »Du hast den Text durcheinandergewürfelt - natürlich nur die Stellen, die du nicht komplett vergessen hast -, bist durch die Sätze galoppiert und dann auf dem Rückweg zu deinem Platz noch auf die Nase gefallen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, durchschnittlich war das nicht.«
    Â»Experimentell?«
    Â»Eher grottig.«
    Â»Ich hab keine Chance, oder?«
    Â»Nein, ganz bestimmt nicht.«
    Â»Gott sei Dank!«, entfuhr es mir. Die Vorstellung, mich als Julia nicht Finn, sondern irgendeinem anderen Typen an den Hals zu werfen, war wenig verlockend. Allein der Gedanke, Lukas könne mein Bühnen-Romeo werden - gruselig! Ich konnte nur hoffen, dass Herr Müller Mehlis Meinung teilte und mich genauso schlecht fand.
    Als Applaus einsetzte, stimmten Mehli und ich sofort ein. Finn verbeugte sich mit einem Selbstbewusstsein, um das ich ihn zutiefst beneidete. Nachdem er noch einmal kurz in den Saal gewunken hatte, sprang er von der Bühne und kam wieder zu uns. Den Rest des Vorsprechens verfolgten wir schweigend. Montag würde die Besetzungsliste am Schwarzen Brett hängen.
    Herr Müller verabschiedete uns mit den Worten: »Alle, die keine Rolle bekommen, sind herzlich hinter der Bühne willkommen! Dort brauchen wir immer ein paar helfende Hände!«
    Kostüme, ich komme!
    Wir waren kaum aus der Aula heraus, als Finn vorschlug, noch eine Cola trinken zu gehen. Ich freute mich über die Gelegenheit, noch ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen. Da Mehli ebenfalls mitkam, zählte das allerdings nicht als Date.
    Â»Schade, dass ich deinen Auftritt verpasst habe«, meinte Finn, kaum dass die Colas vor uns standen.
    Â»Darüber kannst du nur froh sein.« Mehli verzog das Gesicht. »Sie hat drei Tage Üben völlig vergeigt.«
    Â»Na, vielen Dank auch!« Ich versuchte, souverän zu wirken,
was nach einem derart peinlichen Auftritt gar nicht so leicht war.
    Finn sah mich so eindringlich an, dass ich mir plötzlich sicher war, er wusste, dass ich das ganze Vorsprechen seinetwegen auf mich genommen hatte. Trotzdem hielt ich seinem Blick tapfer stand … bis er dieses süße Lächeln zeigte. Nicht das gewohnte Finn-Grinsen, sondern das Grübchen-Lächeln. Ich spürte, wie mein Gesicht ganz heiß wurde, als mir die Röte in die Wangen schoss.

9
    O bwohl ich wusste, dass ich wirklich schlecht gewesen war, schob ich das Wochenende über Panik, Herr Müller könne blind und taub oder einfach nur experimentell interessiert sein und mir deshalb die Rolle der Julia geben. Am Montagmorgen hing noch keine Besetzungsliste am Schwarzen Brett. Zu jedem Stundenwechsel und in den Pausen pilgerten ganze Heerscharen zum Lehrerzimmer, um zu sehen, ob die Liste endlich aushing. Es dauerte jedoch bis Dienstagmorgen, bis es endlich so weit war, und noch ein Weilchen länger, bis ich mich nach vorne gedrängt hatte, um einen Blick darauf zu werfen. Als ich sah, dass Lisa die Rolle bekommen hatte, atmete ich erleichtert auf, und gleich ein zweites Mal, als ich

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