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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Lukas’ Namen darauf las. Er würde tatsächlich den Romeo spielen! War ich froh, dass ich mich so dämlich angestellt hatte! Dass Finn seine Rolle bekam, überraschte mich nicht.
    Richtig erstaunt war ich allerdings, als ich meinen Namen dann doch auf der Liste fand: Als Zweitbesetzung einer unwichtigen
Nebenrolle, die ohne Worte ein paarmal im Hintergrund durch das Bild huschen musste. Zweitbesetzung! Selbst schweigend schien ich auf der Bühne reichlich talentfrei rüberzukommen!
    Ich ärgerte mich allerdings nicht lange, denn die Wahrscheinlichkeit, die Rolle spielen zu müssen, tendierte gegen null. Wegen Heiserkeit würde die Erstbesetzung kaum ausfallen. Tatsächlich war ich einfach nur erleichtert, mich nicht vor Publikum der Lächerlichkeit preisgeben zu müssen. Mit Kostümen kannte ich mich aus, da fühlte ich mich wohl.
    Die nächsten fünf Wochen waren zwar anstrengend, aber immerhin friedlich. Wir waren alle so sehr mit unseren Theaterproben, den Kostümen und dem Bühnenbild beschäftigt, dass nur wenig Zeit für andere Dinge blieb (für die Eisdiele wurde es allmählich wirklich zu kalt, sodass wir bald auf Kuchen umstiegen). Besonders eng wurde es, als Herr Müller entschied, dass er doch keine modernen Klamotten wollte, sondern seine Aufführung lieber in den passenden Kostümen stattfinden sollte. Ab da hatten wir alle Hände voll zu tun, denn wir lagen ja mit einigen Wochen im Rückstand, in denen unsere Schauspieler in Jeans und T-Shirts über die Bühne gebrettert waren. Alle naselang mussten wir irgendwo einen Saum kürzen oder verlängern, Hosen umnähen, abgerissene Federn wieder an Hüten befestigen oder Flecken aus Stoffen entfernen. Am schlimmsten waren die Kleider. Meine Kolleginnen stöhnten darüber so sehr, dass ich froh war, für die Klamotten der Jungs zuständig zu sein.
    Auch wenn uns seine Meinungsänderung ordentlich Arbeit einbrockte, war Herr Müller ein cooler Typ. Er war gar nicht so alt, wie ich ihn beim Vorsprechen (und angesichts seiner wenig hippen Klamotten) geschätzt hatte. Vermutlich
schrammte er gerade so an den dreißig vorbei. Abgesehen von seinem eigenartigen Style hatte er den Laden ziemlich gut im Griff und erwies sich als überraschend witzig, was sich allerdings meistens erst dann zeigte, wenn die gesamte Truppe nach den Proben noch ins Café zog und er alle mit seinen Anekdoten aus früheren Aufführungen zum Grölen brachte.
    Erstaunlich fand ich, dass sogar die sonst so stille Pannen-Anne in der AG dabei war. Nicht auf der Bühne, sondern daneben. Sie war die Souffleuse. Eine Aufgabe, die sie - wie ich von Mehli wusste - schon seit einigen Jahren regelmä ßig übernahm. Umso mehr wunderte ich mich, dass er sich nicht traute, sie anzusprechen. Immerhin hatten sie doch mit der AG schon eine Gemeinsamkeit. Tatsächlich aber sah ich ihn nie mit ihr sprechen. Ein paar Mal schien er kurz davor zu sein, doch jedes Mal wenn er nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, wurde er plötzlich blass um die Nase und ergriff die Flucht. Kein Wunder, dass er mich vor ein paar Wochen gebeten hatte, ihm die Pannen-Anne vorzustellen. So wie er sich jedes Mal hinter einer seiner Bühnenaufbauten versteckte, sobald sie in die Nähe kam, wusste sie vermutlich nicht einmal, dass es ihn gab. Da musste er allein durch. Ich hatte genug eigene Sorgen.
    Obwohl ich fast jeden Nachmittag mit Mehli und Finn verbrachte, bat Finn mich nie um ein Date. Allmählich begann ich mich zu fragen, ob er vielleicht eine Freundin hatte. Da ich ihn allerdings nie in Gesellschaft anderer Mädchen sah - von unserer Pausenclique einmal abgesehen - und er die meiste Zeit mit Mehli und mir rumhing, hielt ich das für unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher war, dass er mich nicht so sehr mochte wie ich ihn.
    Hätte Marius mich nicht von Zeit zu Zeit mit seinen Erpressungen
(ja, ich putzte immer noch das Bad, obwohl das seine Aufgabe war) daran erinnert, wäre es mir vielleicht sogar gelungen, Sophies iPod zu vergessen. Wann immer er mit Sophie telefonierte, stand ich daneben und überwachte, was er ihr zu erzählen hatte. Jedes Mal wenn wieder ein Gespräch vergangen war, in dem er den Mund gehalten hatte, fiel mir ein ganzer Felsbrocken vom Herzen … und genau auf die Füße, denn natürlich erinnerten mich Sophies Anrufe regelmäßig an mein Problem. Wann

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