My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
anzusehen sein, denn Mehli lieà sich endlich zu einer Erklärung hinreiÃen. »Finn ist immer der Letzte, der aus dem Becken kommt. Wenn die anderen schon beim Duschen sind, zieht er meistens noch ein paar Bahnen. Sperr ihn aus der Umkleide aus. Wenn er in der Badehose um die Schule herum und quer durch die Pausenhalle laufen muss, um reinzukommen, muss das sogar ihm peinlich sein.«
»Ich weià nicht«, meinte ich gedehnt, zu feige, ihm zu sagen, dass ich die Idee für völligen Schwachsinn hielt. Immerhin machte er sich Gedanken über meine Situation und versuchte, mir zu helfen. Da waren Wörter wie »Schwachsinn« reichlich gefährlich. Allerdings wusste ich nicht, wie ich ihm begreiflich machen konnte, dass das vielleicht nicht die beste aller Ideen war. Zum Glück kam er mir zuvor.
»Okay, das ist vielleicht eher was für Plan B«, gab er zu. »Aber so eine Badehosenaktion wäre ihm bestimmt peinlich.«
»Dann brauchen wir wohl noch einen Plan A.« Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und mein Gesicht auf die Hände. »Am liebsten würde ich auswandern«, nuschelte ich.
Wenn ich an Sophies Stelle nach London gegangen wäre, hätte ich mir den ganzen Terz sparen können. Sophie wäre bestimmt nicht in diese Lage geraten, denn ich hätte garantiert nichts zurückgelassen, was sie für interessant hätte befinden können.
»Anne!«, rief Mehli plötzlich und riss mich aus meinen trüben Gedanken.
Ich zog eine Augenbraue hoch. Hatte er mich nicht schon einmal gefragt, ob ich ihm Pannen-Anne nicht vorstellen könnte? War das der Preis für sein Schweigen? »Wenn du jetzt auch noch versuchst, mich zu erpressen, kriege ich einen Schreianfall!«
»Blödsinn!« Er sah mich an, als hätte ich ihm vorgeschlagen, sich vor einen Zug zu werfen. Da wurde mir klar, dass meine Befürchtung völlig daneben war. Mehli war mein Kumpel. Er würde mich nicht hängen lassen.
»Anne ist unsere Waffe!«, erklärte er. »Ãber sie kommst du an Lukas heran.«
Im Sinne von ihn anbaggern? »Ich will nicht an ihn herankommen !«, protestierte ich. »Ich will diesen Kerl ein für alle Mal loswerden!«
»Doch nicht so!« Mehli verdrehte die Augen angesichts meiner Begriffsstutzigkeit. »Anne ist Lukasâ Stiefschwester.«
Ich glaubte zwar zu kapieren, worauf er hinauswollte, allerdings hatten meine Gehirnwindungen Schwierigkeiten, die Nachricht zu verdauen. »Wie soll das denn gehen? Die haben doch völlig verschiedene Nachnamen!«
»Lukasâ Vater ist mit Annes Mutter zusammen, aber die beiden sind nicht verheiratet.«
Das war mir neu. »Aber die sprechen doch in der Schule kein Wort miteinander!«
»Würdest du mit Lukas sprechen, wenn du nicht müsstest?«, gab Mehli zu bedenken.
»Wohl kaum.« Mit Pannen-Anne vermutlich auch nicht. So wie es aussah, beruhte die Abneigung der beiden auf Gegenseitigkeit. Ich fragte mich, wie es wohl wäre, mit jemandem unter einem Dach zu leben, den ich nicht ausstehen konnte. Sicher, Marius war oft die Pest, und auch Sophie konnte gehörig nerven, wenn sie mal wieder meinte, die groÃe, erfahrene
Schwester spielen zu müssen. Aber irgendwo, tief in mir drin, hatte ich die beiden doch gern.
Was mich jedoch erstaunte, war, wie viel Mehli über Pannen-Annes Familienverhältnisse wusste. Sichtlich hatte er die Zeit, in der er sich nicht traute, sie anzusprechen, genutzt, um Infos über seine Angebetete zu sammeln.
Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet meine abweisende Banknachbarin einmal meine Rettung sein würde? Ich musste lediglich in ihr Haus kommen, dann könnte ich mich in Lukasâ Zimmer schleichen und zurückholen, was mir - na ja, eigentlich Sophie - gehörte. Allerdings würde es vermutlich nicht ganz einfach werden, Pannen-Anne davon zu überzeugen, meine Freundin zu werden. Ich kannte sie ja nicht einmal gut genug, um sagen zu können, ob ich sie überhaupt mochte.
Du musst sie nicht mögen, Charlie! , rief mir die Stimme der Vernunft zu. Tatsächlich hatte ich nicht vor, mit ihr den Rest meines Lebens zu verbringen. Es ging nur darum, dass sie mich ein einziges Mal zu sich nach Hause einlud. Mehr war nicht nötig. Wenn ich allerdings daran dachte, mit welchen Blicken sie mich immer bedachte, würde wohl eher die Hölle zufrieren.
Zum Glück gab es ja
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