My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
Herzen.
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I n den kommenden Tagen unternahm ich alles Erdenkliche, um in Annes Nähe zu kommen. Ich gewöhnte mir tatsächlich ab, sie Pannen-Anne zu nennen - von gelegentlichen Rückfällen abgesehen, die hauptsächlich dann kamen, wenn sie mal wieder die Flucht ergriff. Allmählich kam ich mir wie ein GroÃwildjäger auf der Pirsch vor. Nur dass ich die Beute einfach nicht vor die Flinte bekam!
Nachdem Anne auf meine Gesprächsversuche mit konsequenter Nichtbeachtung reagierte, entschloss ich mich, es durch die Hintertür zu versuchen, und hängte mich an ihre Freundinnen.
Die waren nicht wenig verwundert, als ich sie plötzlich anquatschte. Immerhin gerieten sie nicht in Panik und schafften es, sich eine ganze Pause lang mit mir über Gott und die Welt zu unterhalten. Nach einer Weile wurde ich so gut in dieser Smalltalksache, dass ich ihnen vermutlich auch eine Versicherung oder einen Staubsauger hätte andrehen können. Die Mädels waren wirklich nett, allerdings vollkommen anders als Lisa und die anderen, mit denen ich immer herumhing. Annes Freundinnen passten mehr in Lukasâ Barbie-Beuteschema.
Sosehr ich mich auch abstrampelte, die Gunst der Mädels zu erringen, so sinnlos war es, denn Anne lieà sich während der Pausen nicht blicken. Ich nahm an, dass sie jedes Mal kehrtmachte, wenn sie mich bei ihren Freundinnen sah. Bestimmt verkroch sie sich dann auf dem Klo und blockierte meine Notfallfluchtkabine!
Einmal sah ich sie tatsächlich, als sie gerade auf den Pausenhof wollte. Sie kam direkt auf uns zu. Ich setzte mein freundlichstes Lächeln auf, doch selbst das half nichts. Anne ergriff die Flucht.
Trotzdem versuchte ich mein Pausenglück einige Tage. Was gar nicht so leicht war, denn meine eigenen Freunde wunderten sich natürlich darüber, warum ich in den Pausen nicht mit ihnen herumhing. Ich erklärte ihnen, dass es um ein Projekt ginge, und konnte nur hoffen, dass keiner weitere Fragen stellen würde. Andernfalls musste ich darauf bestehen, dass die nationale Sicherheit von meinem Schweigen abhing. Aber meine Freunde waren nicht das Problem. Es war Anne, die mich auf Granit beiÃen lieÃ. Nach eineinhalb Wochen war mir klar, dass ich schwerere Geschütze auffahren musste. Sophies Rückkehr rückte näher, ebenso wie die Premiere.
Jedes Mal wenn ich wieder vergeblich versucht hatte, an sie heranzukommen, ertappte ich mich dabei, wie ich über
die Schwimmbadsache nachdachte. Zum Glück blieb mir bis zur nächsten Schwimmstunde der Jungs noch Zeit. Wenn ich Anne bis dahin nicht weichgeklopft hatte, würde ich Mehlis Vorschlag wohl doch in Betracht ziehen müssen.
Neben meinem Kampf mit Anne hielten mich auch die Theaterproben und die Lernnachmittage mit Finn auf Trab. Am Tag, nachdem ich Mehli alles gebeichtet hatte, kam Finn wieder zum Lernen zu mir. Mom freute sich so auffällig, dass sie auf mich den erschreckenden Eindruck machte, als wolle sie Finn jeden Moment umarmen oder ihn fragen, ob er ihre Tochter heiraten wolle. Finn schien sich nicht an ihrem Ãberschwang zu stören. Er plauderte während des gesamten Mittagessens mit ihr und blieb selbst nach dem Dessert noch ein paar Minuten in der Küche stehen, um ihr von der Theater-AG zu erzählen. Selbst Marius war von ihm begeistert. Vor allem, nachdem Finn ihm versprach, ihm ein paar neue Rollen für sein Skateboard mitzubringen.
Als wir endlich in mein Zimmer kamen, schob Finn den Ãrmel seines Pullis zurück und zeigte mir das Nietenarmband, das er sich bei seinem letzten Besuch ums Handgelenk gemacht hatte.
»Ich habe vorgestern vergessen, es abzumachen.« Er griff nach dem Verschluss und wollte ihn öffnen.
»Wenn du magst, kannst du es behalten.« Ich weià nicht, warum ich das sagte, und kaum waren die Worte ausgesprochen, war es mir schon peinlich. Am Ende dachte er, ich würde versuchen, ihm ein Freundschaftsband aufzudrängen. Irgendwie war das ja auch gar nicht verkehrt. Aber ebenso wenig, wie ich es über mich bringen würde, ihn um ein Date zu bitten, konnte ich ihm einfach ein Freundschaftsband aufs Auge drücken.
Finn aber lieà den Verschluss los und grinste. »Dann haben
wir jetzt noch mehr gemeinsam als nur die Theater-AG. Danke.«
Ich war so erstaunt, dass ich um ein Haar gerufen hätte: »Du nimmst es an?!« Ich konnte mir gerade noch auf die Zunge beiÃen, um die Worte daran zu
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