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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nicht!«, fauchte Lukas nach oben.
    Aus dem Publikum war Gekicher zu hören. »Wer bist du, der du, von der Nacht beschirmt, dich drängst in meines Herzens Rat?«, fuhr Lisa ungerührt mit ihrem Text fort, während Lukas versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und gleichzeitig seine Hose hochzuziehen.
    Ich glaubte zu sehen, wie er unter all dem Make-up seiner Theatermaske rot anlief. Zumindest wünschte ich mir das!
    Die Hose mit beiden Händen haltend, stand er nun wieder
da. Einen sicheren Schritt vom Balkon entfernt. »Mit Namen weiß ich dir nicht zu sagen, wer ich bin«, tönte er ein wenig unsicher und lehnte sich gegen eine Gartenbank. Mehli war dem guten Stück gestern mit der Säge zu Leibe gerückt, sodass sie Lukas’ Gewicht nicht halten konnte und unter seiner Last zusammenkrachte. Diesmal schaffte Lukas es bei seinem erschrockenen Sprung, seine Hosen festzuhalten.
    Das Gekicher im Zuschauerraum breitete sich aus.
    Lukas hatte sich wieder gefangen und fuhr in seinem Text fort. Allerdings hielt er immer wieder inne, stotterte an manchen Stellen fast, und vor allem sah er sich sehr genau an, wohin er ging und was er anfasste. Den Rest seiner Szene zog er mit erstaunlicher Gelassenheit durch. Er hatte kaum sein letztes Wort gesprochen, da stürmte er von der Bühne, auf mich zu. Es fiel mir schwer, mit dem Grinsen aufzuhören.
    Â»Lach bloß nicht!«, fuhr er mich an. »Bring die verdammte Hose in Ordnung!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Zeit, du musst gleich wieder raus.«
    Â»Bring das in Ordnung!«, schrie er so laut, dass es vermutlich bis ins Publikum zu hören war.
    Â»Krieg dich wieder ein«, warnte ich ihn. »Komm wieder runter, sonst vergeigst du auch noch deine nächste Szene.« Ich traute mich kaum, ihn anzusehen, aus Angst, sonst in Gelächter auszubrechen. Er war total in Panik, angesichts seiner Pannen. »Gibt mir mal jemand einen Tacker«, rief ich deshalb nach hinten und bekam prompt einen gereicht. Als ich nach Lukas’ Hosenbund griff, fuhr er zurück.
    Â»Was soll das werden?«, pflaumte er.
    Â»Ich rette deinen Hintern davor, sich dem Publikum zu präsentieren.« Ehe er sich wehren konnte, tackerte ich einen
Abnäher in den Bund, damit seine Hose hielt. »Und jetzt raus mit dir!« Während ich beobachtete, wie er wieder auf die Bühne eilte, gesellte sich Mehli zu mir.
    Â»Warum hilfst du ihm?«, wollte er wissen.
    Â»Wenn wir weitermachen wollen, brauche ich sein Vertrauen«, sagte ich leise. »Abgesehen davon, wird es für ihn umso unangenehmer, nachdem er sich nun wieder so sicher fühlt.«
    Mehli grinste. »Du bist fies.«
    Â»Und stolz drauf.«
    In der nächsten Szene saß Lukas’ Hose wieder (was das Publikum womöglich enttäuschte). Diesmal jedoch galt meine Aufmerksamkeit Finn, der einen hitverdächtigen Bühnentod im Zweikampf starb. Und während er als toter Mercutio dekorativ herumlag, forderte Lukas den schurkischen Mörder zum Kampf.
    Â»Du oder ich!«, tönte er. »Sonst folgen wir ihm beide!« In dramatischer Geste griff er nach seinem Schwert und zog.
    Und zog …
    â€¦ und zog.
    Im Publikum war erneutes Gelächter zu hören. Lukas schaffte es einfach nicht, das Schwert zu ziehen. Kunststück: Mehli und ich hatten es mit Sekundenkleber in der Scheide festgeklebt.
    Finn rettete schließlich die Situation, indem er für einen Moment von den Toten zurückkehrte und sein eigenes Schwert über den Boden zu Lukas schubste, ehe er erneut den Löffel abgab.
    Im Publikum herrschte Unruhe, und ich fürchtete schon, die ersten Zuschauer würden gehen. Herr Müller, der seit einer Weile nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlug und immer wieder »Desaster« murmelte, sah ebenfalls
aus, als würde er gerne die Flucht ergreifen. Anne, die als Souffleuse ihren Platz neben der Bühne hatte, versuchte, ihn - zusammen mit einigen anderen - zu beruhigen. Wahrscheinlich war das der einzige Grund, warum er noch nicht davongelaufen war: Er kam nicht an seinen Schülern vorbei!
    Als ich durch einen kleinen Spalt im Vorhang ins Publikum schielte, sah ich dort niemanden flüchten. Die meisten saßen bequem zurückgelehnt in ihren Stühlen, einige hockten auf den Kanten ihrer Sitze, als versuchten sie, einen besseren Blick auf das Geschehen zu bekommen. So ziemlich jeder hatte ein

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